Pfarrer öffnet Gläubigen die Tür

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Pfarrer Roman Buchta vor dem Pfarrhaus in Kothen. Er betont, dass die Türen dort immer für die Gläubigen offen stehen. Foto: Birgit Will
Pfarrer Roman Buchta vor dem Pfarrhaus in Kothen. Er betont, dass die Türen dort immer für die Gläubigen offen stehen. Foto: Birgit Will

Roman Buchta aus Polen macht gerne Urlaub in der Rhön. In diesem Jahr vertritt er für zwei Wochen Michael Krammer. Vor seiner ersten Messe war er aufgeregt.

Seit neun Jahren verbringt Pfarrer Roman Buchta aus Polen regelmäßig einen Teil seines Sommerurlaubs als Vertretungsseelsorger in der Rhön. In diesem Jahr bezieht er für zwei Wochen das Pfarrhaus in Kothen, während Pfarrer Michael Krammer im Urlaub weilt. Bis 31. August wird er noch in der Rhön sein.
Es waren persönliche Kontakte mit Pfarrer Sven Johannsen, die den Kattowitzer 2004 das erste Mal nach Bad Brückenau führten.
Insgesamt drei Mal vertrat er dort den ehemaligen Stadtpfarrer im Sommer.
Seit sechs Jahren freuen sich die Gläubigen in Motten, Kothen und Speicherz im August auf den polnischen Aushilfsgeistlichen. Viele persönliche Kontakte seien in dieser Zeit entstanden, sagt Buchta. Und spätestens, wenn er nach dem ersten Gottesdienst von den Kirchgängern angesprochen wird: "Schön, dass Sie wieder da sind!", ist er in Kothen richtig angekommen.
"Gestern war die erste Messe, da war ich schon aufgeregt", gesteht der 45-Jährige. Doch das liege mehr an der fremden Sprache, erklärt er. Deutsch habe er sich selbst beigebracht - und er nutze die Aufenthalte, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. "Als ich das erste Mal Deutschland besuchte, war meine Sprache miserabel", erinnert sich der Priester. "Das geht jetzt schon viel besser", freut er sich und beginnt locker zu plaudern - fast akzentfrei.
Roman Buchta lehrt an der Theologischen Fakultät der Universität in Kattowitz. Der Doktor der Theologie bereitet sich momentan auf seine Habilitation vor. Bis Ende des Jahres möchte er mit "seinem Buch" fertig sein und sich damit ein persönliches Weihnachtsgeschenk machen. "Ich schaffe das schon", ist er sich sicher. Immerhin schreibe er bereits am letzten Kapitel. Und er nutze konsequent die Vormittage im Pfarrbüro zum Arbeiten: "Vier bis fünf Stunden am Tag müssen schon sein." Die Nachmittage verbringt der Priester am liebsten mit Spaziergängen oder Besuchen. Noch heute bekomme er Einladungen aus Bad Brückenau.
Für den polnischen Geistlichen gibt es eklatante Unterschiede zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und der in seiner Heimat. Seit seinem ersten Aufenthalt beobachte er die Entwicklung des Priesterberufes in Deutschland mit Sorge. "Ich kann es nicht verstehen, dass eine Stadt wie Bad Brückenau über Monate keinen Seelsorger hatte." Auch seien die Gottesdienste hierzulande schlechter besucht als in Polen. "Das kann natürlich auch an den Ferien liegen", muss er allerdings eingestehen.
Besonders gut in Deutschland gefalle ihm aber, dass sich zahlreiche Gläubige ehrenamtlich engagieren. "Die sind immer da", lobt er die Arbeit der Lektoren und Küster. Davon will er auf alle Fälle den Studenten nach seiner Rückkehr berichten. In Polen müsse sich der Pfarrer um alles selbst kümmern "Wir müssen ein modernes Bild für die Kirche finden", spricht er eine Problematik an, die wohl beide Länder gleichermaßen betrifft.
"Ich habe noch nie ein böses Wort gehört", möchte Pfarrer Buchta sich bei den Gläubigen in Motten, Kothen und Speicherz für die freundliche Aufnahme bedanken. Mit seiner Habilitation erwarten ihn in Polen neue Aufgaben, und ein bisschen Urlaub brauche er schließlich auch. Aber eins ist für den Hobbysegler sicher: "Wenn es irgendwie geht, werde ich nächstes Jahr wieder kommen."