Hammelburgs Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) müsste eigentlich entspannt sein. Der Vorzugskorridor schrammt knapp an der Grenze des Stadtgebiets vorbei. Trotzdem hält sich seine Erleichterung in Grenzen. "Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen, dass die Vorzugsvariante nicht wieder verlegt wird." Damit spielt Warmuth darauf an, dass die Bundesnetzagentur nicht nur die von Tennet vorgeschlagene Variante, sondern auch die restlichen Korridore weiter prüft.
Tennet hat zwei Alternativkorridore vorgeschlagen. Einer führt entlang der ICE-Trasse Würzburg - Fulda, der andere entlang der Gasleitung Rimpar - Sannerz. Zumindest Letzterer beträfe Hammelburger Stadtgebiet.
Auch Florian Atzmüller lehnt sich im Wartmannsrother Rathaus nicht zurück, nur weil der Vorzugskorridor weit weg scheint. "Ich bin nicht erleichtert, sondern abwartend aus der Erfahrung heraus", sagt der Bürgermeister. Noch sei in der Sache nicht viel passiert, keine Entscheidung getroffen. Er und seine Kollegen wollen bei den nun von Tennet angebotenen Infoforen genau hinhören, was die Gründe für die Wahl des A7-Korridors waren.
Würde Matthias Hauke nur für seinen Markt Zeitlofs sprechen, würde ihm "ein Stein vom Herzen fallen". Vom Gefühl her hielt er den Korridor entlang der Gasleitung für den wahrscheinlichsten als Vorzugsvariante; an die A7 hätte der Bürgermeister am wenigsten gedacht.
Doch Hauke ist jetzt auch Vorsitzender von RhönLink. Als solcher sagt er: "Der Vorzugskorridor betrifft uns als ganze Region". Die P43 sehe er daher als "genauso kritisch und schlecht, als wenn sie durch den Markt Zeitlofs laufen würde". Nun müsse man "das Beste für unsere Region herausholen", sprich, die Fulda-Main-Leitung so verträglich wie möglich machen.
Einige seiner Kollegen sprechen noch von "Verhindern". Doch Hauke und auch Jochen Vogel setzen auf "maximale Erdverkabelung". Letzterer hofft auf ein Pilotprojekt, bei dem die Leitungen größtenteils in die Erde kommen (bei Wechselstromleitungen ist das nur bedingt möglich; wir berichteten). "Sonst", fürchtet Vogel, " geht in der Region zu viel kaputt."
Landrat Thomas Bold (CSU) bedauert die von Tennet beantragten möglichen Verläufe: "Leider war damit zu rechnen, dass der Landkreis Bad Kissingen betroffen sein wird." Die Verläufe würden in den nächsten Wochen fachlich geprüft. Der Landkreis werde dann im Verfahren Stellung nehmen.
Markus Stockmann, Vorsitzender der Bürgerinitiative Gegenstrom Elfershausen, greift als Reaktion auf die Veröffentlichung des Vorzugskorridors noch einmal Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) an. Der habe Vereinbarungen, dass schützenswerte Gebiete, wie die Rhön, ausgespart werden müssten, außer Kraft gesetzt. Stockmann fordert Aiwanger auf, "zu seinem Wort zu stehen, das die Fulda-Main-Leitung als Erdkabel gebaut wird". Ansonsten sei er als Minister nicht mehr tragbar.