Aus der "Dachmarke Rhön GmbH" wurde die "Rhön GmbH", in der alle Aktivitäten der fünf Rhön-Landkreise zusammengefasst werden.
Aus vier mach eins und dabei fünf Landräte aus drei Bundesländern unter einen Hut bringen: Das ist die Aufgabe des neuen "Rhön GmbH"-Geschäftsführers Thorn Plöger (49). Im Dezember wurde die bisherige "Dachmarke Rhön GmbH" in die Rhön GmbH umgewandelt, jetzt hat die neue Organisation offiziell die Arbeit aufgenommen. Darin aufgehen sollen die "Tourismus GmbH Bayerische Rhön", die hessische "Rhön Tourismus und Service GmbH" sowie Teile des Vereins "Rhönforum" in Thüringen.
"Der Übergang ist sehr komplex", kommentierte Landrat Thomas Bold (CSU) gestern den Prozess. Neben vier übernommenen Mitarbeitern ist Plöger selbst der erste und bislang einzige neue Mitarbeiter der neuen Rhön GmbH. "Es haben alle Mitarbeiter ein Angebot bekommen", sagte Bold. Die meisten hätten ihre Bereitschaft signalisiert, zur GmbH zu wechseln, aber nicht alle: Michael Pfaff, bisheriger Chef der "Tourismus GmbH Bayerische Rhön" etwa, werde sich "anders orientieren". Geerd Müller wechselt ins Landratsamt und soll für Frankens Saalestück zuständig sein, auch bei zwei weiteren Mitarbeiterinnen ende die "Gestellung", weil die Rhön GmbH eigenständig aufgestellt ist. Bold: "Sonst hätten wir im schlimmsten Fall von allen fünf Landkreisen Personalüberlassungen."
Personalgespräche in der Natur
Thorn Plöger hofft, bis April die angestrebte Mannschaft mit 35 Mitarbeitern zusammen zu haben. Zunächst plane er Einzelgespräche mit allen - und zwar an der frischen Luft: Thorn Plöger, selbst ausgebildeter Wanderführer in der Rhön, zieht die Wanderschuhe an und will jeden kennen lernen. "Es soll niemand abgehängt werden", sagt er, und: "Ich kann relativ viel und nichts, ich brauche gute Mitarbeiter." Plöger bringt die Erfahrung aus dem Aufbau einer neuen Klinik mit (siehe Info-Kasten). Nach nur sechs Jahren sei die Bad Kissinger Hescuro-Klinik im vergangenen Jahr als eine der Top-Reha-Kliniken ausgezeichnet worden. Als Verwaltungsleiter dort habe er festgestellt, "dass Gesundheit immer nur mit Natur funktioniert", sagt Plöger, und: "Wir brauchen immer auch etwas für die Seele."
Tourist-Infos bleiben erhalten
Die Hauptaufgabe Plögers ist der Aufbau eines länderübergreifenden Destinationsmarketings. "Wir sind schon relativ gut aufgestellt, aber die Verzahnung muss noch stattfinden, wir müssen noch enger zueinander finden." Vieles gehe jetzt erst einmal weiter: "Der Gast soll von der Umstellung gar nichts merken", gibt Plöger als Ziel aus.
Weitgehend vorgegeben ist die Struktur: "Oberbach soll das Denk- und Lenkzentrum sein", sagt Plöger. Daneben ist unter dem Motto "zentrale Kompetenz, dezentrale Präsenz" in jedem Bundesland ein Regionalbüro geplant: In Bad Neustadt, im thüringischen Geisa und vorerst auf der Wasserkuppe in Hessen sollen jeweils ein Produktmanager, ein Touristiker und weitere Experten sitzen. Erhalten bleiben alle Tourist-Infos: neben Geisa, Bad Neustadt, Wasserkuppe und Oberbach im Bruder-Franz-Haus auf dem Kreuzberg und in
Bad Kissingen. Die Info-Stelle am Schwarzen Moor betreibt der Verein Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön.
Die Beschlüsse zur Auflösung der bisherigen GmbHs seien bereits gefallen: Der Verein Dachmarke Rhön mit aktuell 286 Mitgliedern bleibe weiter bestehen und regele die Markennutzung, habe aber seine Gesellschaftsanteile an der GmbH an die Landkreise verkauft. Auch der Verein Rhönforum in Thüringen bleibe, weil dort noch das Regionalmarketing angesiedelt sei.
Die Verlagerung der "Rhön GmbH" ins Haus der Schwarzen Berge in Oberbach hat bereits zu ersten baulichen Veränderungen geführt: Der Regionalladen im Obergeschoss wurde zu Büroräumen umgebaut. Dort hat am 1. Februar der neue Geschäftsführer Thorn Plöger die Arbeit aufgenommen (siehe Titelseite). Der Regionalladen ist übergangsweise im Foyer untergekommen. Tourist-Info, Café und Regionalladen sollen in Zukunft neu aufgeteilt, die Räume komplett umgestaltet werden. "Die Vorbereitungen laufen, unser Ziel ist, dass wir das im Laufe des Jahres umsetzen", sagte Landrat Thomas Bold gestern.
Die Kosten für den Umbau kalkuliert das Landratsamt Bad Kissingen mit rund 1,1 Millionen Euro, von denen etwa 380 000 Euro allein für Maßnahmen der energetischen Sanierung vorgesehen sind. Gespräche über eine Förderung führte das Landratsamt sowohl mit dem Bayerischen Wirtschafts-, als auch dem Umweltministerium. "Wir sind auf einem guten Weg und sind sehr zuversichtlich, eine Förderung erreichen zu können", sagt Jürgen Metz, Leiter Kreisentwicklung am Landratsamt.
Bad Kissingen behält Arge-Vorsitz
Unklar ist momentan noch, ob sich der Markt Wildflecken an den Kosten beteiligen muss, da das Gebäude Eigentum der Gemeinde ist. Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW) hat bereits mehrfach deutlich gemacht, dass die Gemeinde die Trägerschaft für das Haus der Schwarzen Berge abgeben will.
Die Planungen für die neue Rhön GmbH haben bereits 2014 begonnen: Mit dem Berliner Büro BTE wurde ein Konzept entwickelt, um die Rhön besser zu vermarkten sowie mehr Gäste und damit mehr Wertschöpfung in die Rhön zu holen. Schnell wurde klar, dass dafür die Kooperation der Regionalen Arbeitsgemeinschaft (Arge) Rhön (siehe Info-Kasten) neu geregelt werden muss. Eine Folge war, dass der Landkreis Bad Kissingen den Vorsitz in der Arge Rhön für zwei weitere Jahre behält: "Üblicherweise wechseln wir in der Arge alle zwei Jahre die Pferde, dieses Mal haben wir das nicht gemacht, weil wir mitten in der Umstrukturierung stecken", sagte Bold dazu.
Arge-Geschäftsführer Jürgen Metz ist für die konkrete Umsetzung zuständig: Er war unter anderem bei der Zukunftswerkstatt mit lokalen Akteuren und der Bestandsaufnahme dabei. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass zwar die Übernachtungszahlen in den fünf Landkreisen steigen, nicht aber im eigentlichen Biosphärenreservat. Seit den Vorzeige-Projekten wie dem Premium-Wanderweg "Hochrhöner" seien etliche Jahre vergangen.
Nicht berührt von der Gründung der Rhön GmbH ist die gesamte Umweltbildung und die Erstellung des neuen Rahmenkonzepts für den erweiterten bayerischen Teil des Biosphärenreservats Rhön. Darin enthalten ist unter anderem der Bau einer weiteren Umweltbildungsstation im Landkreis Bad Kissingen. Auch in dieser Sache hat der Landkreis vor kurzem im Bayerischen Umweltministerium vorgesprochen. "Jetzt müssen wir erst einmal Oberbach um bauen, dann gehen wir auf die Suche nach einem neuen Standort", fasste Bold das Ergebnis zusammen. Es gebe mehrere Bewerber aus dem Saaletal, aber noch keine Festlegungen.
Privates Thorn Plöger wurde 1967 in Lemgo (Nordrhein-Westfalen) geboren. Er wohnt in Bad Kissingen, ist verheiratet und hat einen Sohn.
Beruf Der 49-Jährige ist ausgebildeter Krankenpfleger, Bürokaufmann, studierter Betriebswirt und hat eine Ausbildung zum betrieblichen Gesundheitsmanager absolviert. Nach Stationen unter anderem am Klinikum Lippe-Lemgo, an den Ostseekliniken Prerow und Zingst sowie der Klinik Porta Westfalica Bad Oeynhausen baute er 2009 als Verwaltungsleiter die Hescuro-Klinik Bad Kissingen neu auf.
Größe Das Biosphärenreservat (BR) Rhön umfasst seit der Erweiterung im Jahr 2014 eine Fläche von 243 323 Hektar, davon 129 585 Hektar in Bayern. Im BR leben rund 200 000 Menschen.
Verwaltung Die drei Bundesländer Bayern, Hessen und Thüringen haben jeweils eigene Verwaltungsstellen: in Oberelsbach für Bayern, auf der Wasserkuppe für Hessen und in Zella/Rhön für Thüringen.
Bildung Für die Umweltbildung und die Bildungshäuser ist in Bayern der Verein "Naturpark und Biosphärenreservat Bayerische Rhön" zuständig, in Hessen der Verein "Natur und Lebensraum".
Marketing Für die Vermarktung sind (noch) in Bayern die "Tourismus GmbH Bayerische Rhön", in Hessen die "Rhön Tourismus und Service GmbH" und in Thüringen der Verein Rhönforum hauptverantwortlich. Daneben gibt es etliche weitere Organisationen wie die "Wirtevereinigung Rhöner Charme" und den Verein Dachmarke Rhön. Zentrale neue Stelle ist jetzt die Rhön GmbH.
Kreise In der Regionalen Arbeitsgemeinschaft (Arge) Rhön koordinieren die fünf Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Fulda, Schmalkalden-Meiningen und Wartburgkreis ihre Arbeit, aktuell hat Bad Kissingen den Vorsitz.