Die "Arbeitsgemeinschaft Bäderland Bayerische Rhön" gibt es seit zehn Jahren. Die fünf Bäder der Region schlossen sich 2004 zusammen. Es ist ein Erfolgsmodell geworden.
Landkreise Bad Kissingen/ Rhön Grabfeld — Der März 2004 war ein nasskalter, verregneter Monat gewesen. Aber es gab einen Lichtblick: Am 30. März wurde im Kursaal in Bad Bocklet eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. Bei dem Wort "Arbeitsgemeinschaft" zuckt der ein oder andere vielleicht mit den Schultern. Arbeitsgemeinschaft, ein Feigenblatt für eine Absichtserklärung ist das nur zu oft. Und die "Arbeitsgemeinschaft Bäderland Bayerische Rhön" ... ? ... hört sich gut an, aber was jetzt?
Ähnliches hat man vielleicht damals gedacht, zehn Jahre sind seit dem verregneten März 2004 vergangen und ... die "Arbeitsgemeinschaft Bäderland Bayerische Rhön" gibt es immer noch. Aus ihr ist nach der Gründung kein "Papiertiger" geworden. Das ist sehr wichtig. Stattdessen haben die Protagonisten - zuvorderst die Kurdirektoren der fünf Bäder Bad Kissingen, Bad Bocklet, Bad Brückenau, Bad Neustadt und Bad Königshofen auf einer Arbeits-, aber auch auf sehr kollegial persönlicher Ebene zusammengefunden.
Die Ursprünge 2002 Die fünf Kurdirektoren Sigismund von Dobschütz (Bad Kis singen), Andrea Schallenkammer (Bad Brückenau), Thomas Beck (Bad Bocklet), Werner Angermüller (Bad Königshofen) und Bernhard Mosandl (Bad Neustadt) gründeten im Januar 2002 einen reinen Marketing-Verbund, um mögliche Synergien in Angebot und zielgerichtetem Marketing zu nutzen. Sie wollten Aktivitäten koordinieren und die unterfränkische Bäderregion ganzheitlich präsentieren. Zwei Jahre später (in Bad Kissingen hatte Annette Kratz von Dobschütz abgelöst) wurde es notwendig, die Arbeitsgemeinschaft juristisch zu formieren. Anderenfalls hätten öffentliche Fördergelder der bayerischen Landesregierung oder unterfränkischen Bezirksregierung nicht zugewiesen werden können. So kam die Politik ins Spiel. Die jeweiligen Stadt- und Gemeindeoberhäupter und die Landräte Thomas Bold (Bad Kissingen) und Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld) wurden ins Boot geholt. Seitdem rudern sie alle gemeinsam recht kräftig.
Das war sehr erfolgreich "Zuerst haben wir überlegt", erinnert sich Andrea Schallenkammer (Bad Brückenau), "wie wir unsere Aufgaben hinsichtlich der Gärtnereien oder Veranstaltungen koordinieren könnten." Allein das war nach ihrer Aussage schon "sehr, sehr erfolgreich". Die Projekte wurden mit der Zeit größer und umfangreicher, besonders im Bereich Marketing nach Innen und Außen.
Das Ergebnis: "Heute fährt keiner allein mehr auf eine Tourismus-Messe", sagt die Bad Brückenauer Kurdirektorin. "Wir werden in den Fachverbänden seitdem besser wahrgenommen", ergänzt Werner Angermüller, damals wie heute Kurdirektor in Bad Königshofen. "Wir sind in den Vorständen von Bayerischem Heilbäderverband, Deutschem Heilbäderverband und Bayerischem Tourismusverband vertreten", zählt er auf. Die Außenwirkung sei da.
Die Projekte funktionieren Und nach Innen? "Die gemeinsam angestoßenen Projekte haben funktioniert, mit zählbarem Erfolg", stellt Andrea Schallenkammer fest. Beiden Kurdirektoren kommt da gleich der Bäderland-Bus aus Frankfurt und Kassel in den Sinn. Der bringt "Schnupper-Kurgäste" aus den Metropolen in die Rhön. Mit wirklich zählbarem Erfolg. Auch die Vernetzung der fünf Bäder durch die diversen lokalen Busverbindungen (Bäderland-Bus, Sinntal-Bus, Streutal-Bus, etc.) habe dazu geführt, dass aus ehemals fünf Bädern heute ein richtiges "Bäderland" geworden ist, wobei niemand seine Identität und seine Eigenheit "an der Garderobe abgeben" musste.
Gemeinschaft von Fachleuten Gut beurteilen kann dieses Wirken und diese Synergie einer, der erst vor kurzem in diese Gemeinschaft gekommen ist: Bad Kissingens Kurdirektor Frank Oette. "Das ist eine Arbeitsgemeinschaft von Fachleuten. Außergewöhnlich. Ähnliche Dinge habe ich noch nicht gekannt." Oette schwärmt von der Intensität der geleisteten Arbeit und dem Miteinander: "Was da gemacht wird, habe ich in dieser Form noch nicht gesehen ... das ist in Bayern, vielleicht sogar in ganz Deutschland eine herausragende Geschichte."
Bewusstsein bei den Bürgern Dass dem so ist, konnte jeder erfahren. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eine der ersten Bewusstsein bildenden Maßnahmen für die gesamte Bevölkerung war eine von den Kurdirektoren initiierte Radtour durch alle fünf Bäder. 2004 ging das los. Start war in Bad Königshofen, über Bad Neustadt und Bad Bocklet radelte man am ersten Tag bis nach Bad Kissingen und am zweiten Tag vom Kreuzberg bis nach Bad Brückenau. Die Radtour war von Anfang an ein Renner. Obwohl an einem Montag und Dienstag durchgeführt, nahmen gleich zu Beginn über 100 Frauen und Männer aus den beiden Landkreisen teil. Mehr als 200 Teilnehmer waren es in den vergangenen Jahren.
Eine familiäre Gemeinschaft "Das Bäderland" ist eine kleine Familie geworden, "eine tolerante Familie", meint Andrea Schallenkammer, in der personelle Wechsel (bei den Kurdirektoren) kein Problem sind. Wer als Außenstehender mal in diese Gruppe hineinstößt, der spürt, dass dort "die Chemie untereinander stimmt". Entsprechend fällt die Bilanz auf zehn Jahre Bäderland Bayerische Rhön positiv aus, persönlich und inhaltlich. "Nicht weil wir das einfach nur schön reden wollen", sagt Werner Angermüller, "sondern weil das wirklich so ist". Und wirklich, das stimmt. So ist es tatsächlich ...
Informationen zum Fest Termin Es wird eine große Jubiläumsfeier, am Samstag, 28. Juni, in Bad Neustadt. Gefeiert wird das Bäderland Bayerische Rhön, das zehnjährige Bestehen der Arbeitsgemeinschaft.
Ort und Zeit "5 Bäder - ein Fest" heißt das Motto, los geht es um 12 Uhr (bis 22 Uhr) in Bad Neustadt im Kurpark im Stadtteil Neuhaus. Neben musikalischen (sechs Musikkapellen) und kulinarischen Highlights gibt es als Besonderheit die Stern-Radtour "Per Rad ins Bad". Das heißt, dass zu dem Fest die sonst übliche jährliche Bäder-Radtour so abgewandelt wird, dass die Teilnehmer von den anderen vier Bädern sternförmig nach Bad Neustadt radeln. "Eine Idee, die es so noch nicht gegeben hat und die die enge Zusammenarbeit und die gemeinsamen Interessen symbolisiert", sagt die Neustädter Kurdirektorin Anja Hildmann.
Am Nachmittag Die Rad-Teams werden gegen 14 Uhr vom Musikverein Heustreu im Kurpark von Neuhaus empfangen. Nach einer sportlich-fränkischen Brotzeit für die Radler (und Nicht-Radler) findet der offizielle Teil der Jubiläumsveranstaltung von 15 bis 16 Uhr statt. Ab 12 Uhr spielen Live-Bands, mit dabei sind die Junior Big Band der Kreismusikschule, die "Vocal Brass Big Band" der Kreismusikschule und die Big Band der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen. Am Abend rocken die "Sound'a‘Holics" im Kurpark.
Infos über die Radtouren gibt es im Internet unter
www.tourismus-nes.de oder in den Kurverwaltungen im Bäderland Bayerische Rhön, hier liegen Flyer zur Mitnahme aus.
pz