Der Senioren- und Behindertenbeirat überprüft, an welchen Plätzen in der Stadt Alte und Behinderte auf Schwierigkeiten stoßen.
Es kostet Maria Nürnberger sichtlich Kraft, die Räder ihres Rollstuhls über den Buttenmarkt hinter dem Rathaus zu bewegen. Immer wieder bleiben die Reifen in den großen Fugen stecken. "Das ist das gemeinste Pflaster in der Stadt", sagt sie. Das bekommen Armin Warmuth, Thomas Reuter und Norbert Knobel ebenfalls zu spüren.
Der Bürgermeister, der Stadtrat und der Vorsitzende des VdK Untererthal haben sich versuchsweise einmal selbst in einen Rollstuhl gesetzt. Auch sie müssen sich anstrengen, um vorwärtszukommen. Die Fahrt ist Teil einer Begehung, die Anni Misch vom Senioren- und Behindertenbeirat organisiert hat. Mit Betroffenen, Vertretern der Stadt und Fachleuten will sie einige Plätze in der Innenstadt auf ihre Barrierefreiheit testen.
"Solange man gesund ist und zwei Beine hat, kommt man recht problemlos zum Einkaufen, zum Arzt, in die Apotheke oder ins Rathaus. Wehe aber, es kommen Kinderwagen, Gehhilfe oder Rollator, ein Rollstuhl oder eine Sehschwäche dazu", sagt sie. Dann werde es schwieriger. Ohne Zweifel hat die Stadt in der jüngsten Vergangenheit viele Stellen verbessert. Vorzeigebeispiel ist der rollstuhlgerechte Seitenstreifen in der Kirchgasse. Den lobt Helmuth Beck, speziell geschulter Berater und Prüfer für Barrierefreiheit. Die asphaltierten Streifen auf dem Friedhof finden ebenfalls viel Anklang, weiß Misch zu berichten.
Doch es gibt noch bedeutende Problemstellen - gerade um das Rathaus herum. "Das Pflaster auf dem Buttenmarkt wird sehr oft reklamiert", sagt Misch. Sie kennt die Geschichte eines jungen Rollstuhlfahrers, der dort gestürzt ist.
Dass der Belag des Buttenmarkts umgestaltet werden muss, steht auch für Bürgermeister Warmuth außer Zweifel. Es werde aber nicht so schnell gehen. Denn es gibt zum Beispiel noch Bindefristen, die aus Fördergründen eingehalten werden müssen. Stadtbaumeister Detlef Mohr kann sich zumindest eine provisorische Lösung vorstellen oder wenigstens die Nachverfugung der Fläche.
Das Pflaster im Rathausdurchgang ist für Rollstuhlfahrer ebenfalls holprig. Am Tor zum Durchgang steht ihnen zusätzlich eine sechs Zentimeter hohe Steinstufe bevor. Wer diese überrollt und danach mit den Rädern in einer Fuge hängen bleibt, droht vornüber umzukippen, wie Nürnberger demonstriert. Hier muss die Stadt Abhilfe schaffen - und dafür wohl mit dem Denkmalschutz ringen.
Die Stufe am Marktplatzbrunnen, die zu steile Rampe am Raiffeisenbank-Gebäude und die schwere Eingangstür zur Kissinger Straße hin sowie der Viehmarkt folgen als Stationen der Besichtigung. Antje Rink, Projektmanagerin Demographie beim Landkreis Bad Kissingen, notiert alle Auffälligkeiten. Sie hat eine Checkliste des VdK für die Kommunen angepasst, mit der sich die Barrierefreiheit praxisnah erfassen lässt, wobei es nicht nur um Gehbehinderungen geht.
Am Viehmarkt, der abgesehen von einer Stufe an einer der Platzecken komplett rollstuhltauglich ist, lebt kurz eine Diskussion auf. Denn sicherlich wird sich der öffentliche Raum nie ganz glattbügeln lassen, sind einige überzeugt.
Es sind häufig auch nicht nur die baulichen Gegebenheiten, die alten oder behinderten Menschen das Leben erschweren, sondern das Verhalten der Mitmenschen. So klagen Betroffene immer wieder, dass der behindertengerechte Gehstreifen in der Kirchgasse zugeparkt wird.
Auf dem Viehmarkt kann sich die Gruppe just davon überzeugen, dass der Behindertenparkplatz an der Bank Schilling nicht respektiert wird. Als die Autofahrerin zurückkommt, weist Beck sie auf die Schilder hin, die den Parkplatz als Behindertenparkplatz auszeichnen. Die Frau gelobt, die Stellfläche nicht mehr zu belegen.
Der Senioren- und Behindertenbeirat wird die Begehungen fortsetzen, kündigt Misch an. Und kontrollieren, an welchen Stellen Verbesserungen festzustellen sind.