"Masterplan Bad Kissingen auf sehr gutem Weg"

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Architekt Christian Teichmann erläuterte die Sanierungspläne am Tag des offenen Denkmals. Foto: Ralf Ruppert
Architekt Christian Teichmann erläuterte die Sanierungspläne am Tag des offenen Denkmals. Foto: Ralf Ruppert
Der Neumann-Flügel (vorne) und das Kurhausbad (rechts hinten) werden für 45 Millionen Euro zum Behördenstandort umgebaut.
Der Neumann-Flügel (vorne) und das Kurhausbad (rechts hinten) werden für 45 Millionen Euro zum Behördenstandort umgebaut.
 

Das Finanzministerium fasst den Stand der Behördenverlagerungen in und nach Bad Kissingen zusammen. Die ersten sieben LGL-Mitarbeiter sind bereits vor Ort.

Knapp ein Jahr nach seinem Besuch in Bad Kissingen hat Finanzminister Markus Söder (CSU) eine Zwischenbilanz gezogen: "Wir sind mit der Umsetzung des Masterplans für Bad Kissingen auf einem sehr guten Weg. Der Freistaat investiert dabei insgesamt mehr als 80 Millionen Euro in sein Staatsbad", sagte Söder am Montag, und: "Wir liegen mit den Arbeiten voll im Zeitplan." Das teilte das Finanzministerium auch auf Nachfragen dieser Zeitung mit.


Untersuchung der Tiefgarage

Söder hatte im vergangenen Jahr drei Tage vor Weihnachten mit Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD), Landrat Thomas Bold und MdL Sandro Kirchner (beide CSU) den "Masterplan Bad Kissingen" vorgestellt. Er umfasst die Sanierung dreier staatseigener Liegenschaften: des Kurhausbades, des angrenzenden "Neumannflügels" und des Luitpoldbades. Parallel wurde die Baufläche neben Kurhausbad und Neumannflügel zur Errichtung eines Vier-Sterne-(Plus-)Hotels durch einen privaten Investor ausgeschrieben. Zum Stand der Ausschreibung, die noch bis Ende Februar läuft, nimmt das Ministerium keine Stellung. Allerdings wird darauf verwiesen, dass derzeit im Rahmen der Vorentwurfsplanung die "baulichen Befunduntersuchungen" der Tiefgarage laufen, um die "Verwertbarkeit des verbleibenden Hotelgrundstücks" zu verbessern und zu beschleunigen.


Klare Vorgabe für Hotel-Investor

Das Ministerium nennt auch erstmals Zahlen zur Generalsanierung von Kurhausbad, Neumann-Flügel und Heizzentrale für das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL): "Im Wirtschaftsplanentwurf des Doppel-Haushalts 2017/2018 sind derzeit 45 Millionen Euro hierfür vorgesehen." Es entstehe eine Nutzfläche von rund 4600 Quadratmetern, das umbaute Raumvolumen beträgt rund 46 800 Kubikmeter. Damit steht auch fest, dass ein Hotel-Investor zu den 25 Prozent der eigenen kurbezogenen Nutzung noch 1150 Quadratmeter für Privat-Wohnungen einplanen könnte. Insgesamt allerdings laut Absprache mit der Stadt nicht mehr als 40 Prozent Gesamtanteil.
"Um die Raumressourcen für die Arbeitsplätze der sieben Abteilungen des LGL bereitzustellen, wird nach der Generalsanierung der Löwenanteil von rund 4000 Quadratmetern Nutzfläche des Gebäudekomplexes vom LGL genutzt werden", heißt es weiter. Nach dem Abschluss der Sanierung werde das "Haus für Gesundheitsmanagement" voraussichtlich im Laufe des Jahres 2020 seine endgültigen Räume beziehen. Die Behörde hat bereits - weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit - seine Tätigkeit aufgenommen: Die ersten sieben LGL-Mitarbeiter sind bereits im ehemaligen Telekom-Gebäude in der Münchner Straße eingezogen, darunter Fachleute für Kurortmedizin und Lebensmittelsicherheit Das teilte das Gesundheitsministeriummit. In den kommenden Monaten werde die personelle Besetzung weiter erhöht.
Zum Stand der Sanierung von Kurhausbad, Neumann-Flügel und Heizzentrale heißt es aus München: "Nach Abschluss der denkmalpflegerischen und baulichen Befunduntersuchungen, die sich im Wesentlichen bis Mitte 2016 erstreckten, konnte im September die Vorentwurfsplanung fertiggestellt werden." Aktueller Stand: Im Kurhausbad werden "nach umfangreichen statischen Ertüchtigungen der Geschossdecken" auf drei Ebenen Büro-, Besprechungs- und sonstige Verwaltungsräume für das LGL untergebracht, darunter 60 moderne Büroräume: "Diese werden den Anforderungen an eine zeitgemäße Bürogestaltung und Kommunikation Rechnung tragen, ohne die architektonischen Rahmenbedingungen des ehemaligen Staatlichen Kurhausbades zu vernachlässigen", so das Ministerium.

Seit 1980 habe der Freistaat Bayern in Bad Kissingen rund 117 Millionen Euro investiert, rechnete das Ministerium gestern vor. Hinzu kommen bis zum Jahr 2020 weitere gut 80 Millionen Euro für die Sanierung des Luitpoldbades und die Vorbereitungen des Umzuges des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Im Rahmen der bayernweiten Behördenverlagerung kommen laut Ministerium "mittelfristig 100 hoch qualifizierte Arbeitsplätze" nach Bad Kissingen.


Pavillon öffentlich zugänglich

Im Untergeschoss des Kurhausbades ist laut Ministerium eine "für die Öffentlichkeit zugängliche und nutzbare Gastronomieeinrichtung" vorgesehen. Zudem soll dort eine Heilwassershowabfüllung die Tradition der Heilwassernutzung in Bad Kissingen erlebbar machen. Beides sei durch den von Max Littmann architektonisch besonders prägend und reichhaltig gestalteten Mittelpavillon erreichbar.
Details gibt es auch zum Neumann-Gebäude: Beide Gebäudeflügel werden aus statischen Gründen entkernt, auf vier Ebenen sind 32 Labor-Räume geplantt. "Im Inneren der entkernten Bereiche entsteht ein neues tragendes Betonskelett, das allen Anforderungen an ein modernes Gebäude mit Labornutzung hinsichtlich Statik, Brandschutz und Arbeitssicherheit entspricht." Die Labore stellten sehr hohe Anforderung etwa an Betriebstechnik und Medienversorgung.
Allein die Ausstattung mit hochmoderner Analyse- und Messtechnik, etwa mit Geräten zur Hochleistungsflüssigkeitschromatographie mit Massenspektrometer, Gaschromatographie und Elementaranalysesysteme, koste mehr als sechs Millionen Euro. Analyseschwerpunkte seien Lebensmittel- und Körperkontaktmaterialien wie Textilien, Spielzeug, Haushalts- und Gewerbechemikalien, Kosmetika, Tabak und Blutalkohol.
"Noch in diesem Jahr beginnen die Schutzmaßnahmen der historisch wertvollen Bauteile. Anschließend werden Trockenbaukonstruktionen, wie die abgehängten Decken, noch im Dezember abgebrochen." Im Frühjahr 2017 beginnen die Schadstoffsanierung sowie die Demontage der alten Technik. Nach Erteilung der Baugenehmigung und Erarbeitung der Ausführungsplanung sollen die Rohbauarbeiten im Sommer 2017 ausgeschrieben werden und im Herbst 2017 starten.
Der Umbau des Luitpoldbades zum Behördenzentrum lässt sich der Freistaat aktuell rund 39 Millionen Euro kosten. Mitte 2017 sollen dort Staatsbad GmbH, Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, das Bad Kissinger Büro der Immobilien Freistaat Bayern, die zentralen Finanzkasse des Finanzamtes Bad Kissingen und der Spielbank Bad Kissingen einziehen. "Der Fortschritt der Baumaßnahmen liegt im aktuellen Bauzeitenplan."


"Klares Bekenntnis"

Im Innenhof entsteht für 1,8 Millionen Euro ein Eventbereich mit bis zu 1400 Sitz- und 1800 Stehplätzen. Wie berichtet, werden derzeit die Außenanlagen neu angelegt. Das zieht sich laut Ministerium bis Mitte 2017 hin. Dabei entstehen mehr als 115 neue Stellplätze. "Im Zuge dieser Baumaßnahmen wird eine vor der Nordwestseite des Gebäudes vorhandene Brunnenanlage, die als solche kaum noch wahrnehmbar ist, wieder als attraktives gestalterische Element aktiviert", verweist das Ministerium zudem auf die Gestaltung vor dem Casino.
"Natürlich freue ich mich, wenn der Freistaat Bayern die strukturellen Voraussetzungen für die Region verbessert", kommentiert MdL Sandro Kirchner die Mitteilung des Finanzministeriums. Damit komme er seinen Verpflichtungen für die eigenen Immobilien nach. Landrat Thomas Bold (CSU) spricht von einem "klaren Bekenntnis, das sich in den 80 Millionen Euro widerspiegelt".

Das neue "Haus für Gesundheitsmanagement" in Bad Kissingen hat bereits seine Arbeit aufgenommen. Bereits Anfang November zogen die ersten fünf Mitarbeiter ins ehemalige Telekom-Gebäude in der Münchner Straße ein, mittlerweile sind es bereits sieben. "In Bad Kissingen, einem der ältesten Kurorte Bayerns, wird das Thema Gesundheit seit jeher groß geschrieben. Auch deshalb hat sich die Staatsregierung entschieden, hier das neue Haus für Gesundheitsmanagement anzusiedeln", sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml gestern. Unter dem Titel "One Health" werde in Bad Kissingen der Gedanke vereint, "dass die menschliche Gesundheit unmittelbar mit der von Tier und Umwelt zusammenhängt." Die Einrichtung ist beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) angesiedelt, dass neben dem Gesundheits-, auch dem Verbraucherschutzministerium untersteht.


"Starker Impuls für die Region"

"Heute gestalten wir gemeinsam ein Stück Zukunft. Das neue Haus für Gesundheitsmanagement setzt einen starken Impuls für die ganze Region", sagt Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf, und: "Wir schaffen damit mehr Sicherheit für die Verbraucher und hochkarätige Arbeitsplätze." Die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sei eine Bereicherung für alle.
Laut Huml sollen 100 Mitarbeiter bis 2025 in Bad Kissingen in "Kurhausbad" und "Neumann-Flügel" arbeiten. "Es entstehen hochqualifizierte Arbeitsplätze zum Wohle der Gesundheit." Mit dem Haus für Gesundheitsmanagement setze die Staatsregierung ein wichtiges strukturpolitisches Signal für gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land. Zum Haus für Gesundheitsmanagement gehören zwei neu gegründete Institute des LGL: das Institut für Kurmedizin und das Institut für gesunde Lebensmittel. Sie sind aktuell in der Münchner Straße unter einem Dach mit der Staatsbad GmbH untergebracht.