Das geplante Gewerbegebiet Langendorf sorgt weiter für Unruhe. Während der Gemeinderat tagte, demonstrierten Gegner des Vorhabens im Hof. Unterstützung erhielten sie von vielen Bürgern aus den Nachbargemeinden.
In der Entscheidung über das geplante Gewerbegebiet Langendorf geriet der Gemeinderat erneut unter massiven Druck der Öffentlichkeit. Eine weitere Demonstration im Schlosshof, diesmal mit fast doppelt so vielen Teilnehmern wie bei der vorherigen, protestierten vor allem Langendorfer, aber auch Bürger aus anderen Ortsteilen gegen das Vorhaben.
"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Heimat klaut", skandierten zahlreiche, mit Pauken, Rasseln und Pfeifen bestückte Jugendliche vor dem Rathaus, in dem der Rat seine vorgezogene, nichtöffentliche Sitzung abhielt. "Wir wollen kein Gewerbegebiet in Langendorf. Nehmen sie unsere Befürchtungen und Ängste ernst. Sogar unsere Jugend engagiert sich für die Heimat", schmetterte der Sprecher der Initiative, Stefan Rehberger, den Gemeinderäten hinter den verschlossenen Türen und Fenstern per Megaphon entgegen, was die Protestierenden mit tosendem Beifall bedachten.
Schadstoffe befürchtet Die "Wutbürger" aus dem Markt erhielten diesmal Unterstützung aus der Nachbargemeinde. Euerdorfs Bürgermeisterin Patricia Schießer (CSU) und Elmar Hofmann (Bürgerblock) waren bei der Demonstration dabei. Hofmann, um einen Kommentar gebeten, glaubt, "man hat dem Gemeinderat ein goldenes Kalb hingestellt um das die Räte jetzt herumtanzen". Nach seinem Dafürhalten müsste die Debatte um das Gewerbegebiet "zwei zentrale Gedanken beinhalten, nämlich die Frage, wie geht die Politik mit dem Bürger um, und was verheimlicht sie ihm". Er kritisierte die "Salami-Taktik". "Erst kommen Wellblechhütten, dann kommt Asphalt und nochmal Asphalt", vermutete Hofmann. Eine Unmenge Schadstoffe in der Region seien vorprogrammiert. "Ich bin in großer Sorge. Elfershausen und Euerdorf bilden schließlich ein gemeinsames Kleinzentrum, und wir gehören beide der Saaletal-Allianz an, die auf nachhaltige Entwicklung setzt", erinnerte der Gemeinderat.
Bürgermeisterin Schießer hielt es für "dramatisch, dass man auf die Sorgen der Bürger nicht eingeht. Wir sind eine Allianz. Ich habe mit Bürgermeister Kickuth gesprochen, doch er weigert sich, mit uns zu reden. Die Situation ist äußerst problematisch", stellte sie fest.
Zweistündige Debatte Bürgermeister Karlheinz Kickuth (SPD/FW) betrat 20 Minuten vor 20 Uhr die Freitreppe, mit der Bitte "den Beschluss des Gemeinderats in dieser Sache zu respektieren". Der Tagesordnungspunkt "Anregung aus den Bürgerversammlungen", beinhaltete eine breite, zweistündige Debatte, in der sich Bernhard Büttner nicht bereit erklärte, "einen weiteren Schritt in dieser Sache zu tun, wenn kein Dialog mit dem Bürger zustande kommt". Dafür sprach sich auch Elmar Zier aus. Sein Vorschlag: "Wir müssen das Thema öffentlich diskutieren", fand den Beifall der Protestierer. Anton Fleischer, Initiator der Bürgerinitiative, pflichtete ihm bei. "Alles andere wäre den Bürger hinter das Licht geführt", unterstrich er. Zum geplanten Kreisverkehr nördlich Langendorfs, ließ Kreisrat und Vize-Bürgermeister Jürgen Englert wissen: "Der Kreistag hat sich eindeutig für den Bau ausgesprochen. Unabhängig von der Etablierung des Gewerbegebiets, muss hier ein Unfallschwerpunkt entschärft werden", betonte er.
40 Arbeitsplätze geplant "Wir planen nicht wegen des Profits, sonst hätten wir einen Autohof vorgeschlagen", stellte Harry Krause, Geschäftsführer der gleichnamigen Firmengruppe, klar. "Wenn sie das Projekt ablehnen, geht das für uns in Ordnung. Wir sehen die Nöte und Ängste der Bürger und beabsichtigen nicht, etwas zu Lasten der Gemeinde durchzusetzen", so der Vertreter des Investors. Der Bedarf für eine Tankstelle sei hier allerdings gegeben, und die Chance sollte nicht vertan werden, so Krause. Seine Aussage über die Zahl an neuen Arbeitsplätzen, angeblich rund 40, stieß auf den Spott der Demonstranten. Krause räumte ein: "Nur wenige sind Festangestellte, aber es gibt 420-Euro-Arbeitsplätze und solche für Freizeit-Jobber." Explizite Zahlen zur Gewerbesteuer waren natürlich auch ihm zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. "Da muss sich erst mal die Gemeinde positionieren", stellte er klar. Was die Erschließung angeht, will die Firmengruppe "die Gemeinde unterstützen und in Vorleistungen gehen", versicherte er. Die Diskussion um Gewerbesteuer und Arbeitsplätze kommentierte Sandra Deissenberger so: "Vor der Gewerbesteuer steht der Mensch." Allerdings räumte auch sie ein, dass ein Gewerbegebiet für ortsansässige Betriebe eine Chance darstellt.
Alfons Hausmann forderte einen Lärmschutzwall auf etwa 500 Meter und riet dazu, das fragliche Areal in jedem Fall zu kaufen, "um anderen Begehrlichkeiten zuvorzukommen". Die Abstimmung darüber fiel mit neun zu sechs Stimmen für den Kauf. Der Rat kam überein, die Planung detailliert anzugehen, jedoch unter maßgeblicher Beteiligung eines Arbeitskreises aus Gemeinderäten und Langendorfer Bürgern, der jetzt gegründet werden soll.