Die Kultserie "Ein Käfig voller Helden" hat einen Bezug zu Hammelburg - und verbindet gleichzeitig Menschen in ganz Deutschland.
Heute gedreht, morgen schon vergessen: Die Welt des Films ist durch die Reizflut Internet noch schnelllebiger geworden. Umso bemerkenswerter sind Dauerläufer, die nicht aus dem Bewusstsein geraten. Einer davon trägt gerade wieder den Namen Hammelburg quer durch die Republik.
Die Klamauk-Serie "Ein Käfig voller Helden" spielt im Hammelburger Kriegsgefangenlager. Als sich namhafte Humoristen dem Thema in den sechziger Jahren annahm, hatte das mit der traurigen Realität nichts gemein. Nur knapp 100 Kilometer nach Berlin und nach Düsseldorf, dümmliche Wachen und schlitzohrige US-Kriegsgefangene: Darüber lässt der Spartensender RTL Nitro aktuell das Publikum lachen. Gut 100 der 163 Folgen sind abgespult.
Ist das nicht Schnee von gestern? Keineswegs. "Es gibt Fans quer durch alle Generationen", weiß Ulrich Freitag. Der Hallenser weiß, wovon er spricht. Der 40-Jährige Mechaniker moderiert das Forum der Homepage stalag13.de. Rund 2500 Interessenten sind registriert. Voraussichtlich bis Ende Dezember ist die Seite vom Netz. Sie muss an die neue Datenschutzverordnung angepasst werden.
Zu Spitzenzeiten hat der Moderator alle Hände voll zu tun. "Bis vor wenigen Jahren waren es teils etliche hundert Einträge pro Tag", blickt er zurück. In jüngerer Zeit seien es noch gut und gerne fünf bis zehn pro Tag. Sie zu sichten und auf Einhaltung der Netiquette sowie gesellschaftlicher Werte zu prüfen, erfordert Überblick. Rechte wittern Vaterlandsverrat, wenn über deutsche Soldaten gelacht wird, Linke werfen der Kult-Serie Verharmlosung vor.
Bei den Anhängern kaum weniger gefragt ist eine Facebook-Seite. Sie hat gut 2000 Abonnenten. Unverfänglich ist die Sendung für die Fans, weil einige der Darsteller selbst unter dem NS-Regime gelitten hatten. So habe Robert Clary seine Familie im Konzentrationslager verloren, Leo Askin flüchtete vor den Machthabern in die Vereinigten Staaten.
Gemeinschaftsstiftend
Heute erlebt Ulrich Freitag die Beschäftigung mit der Serie als gemeinschaftsstiftend und familiär. Und das nicht nur mit den eigenen vier Kindern, die inzwischen auch Fans geworden sind. Die Serie biete die Chance, über die Gräuel des Dritten Reiches ins Gespräch zu kommen.
Über die Serie hat er an seinem Wohnort Kontakte zu Daniel Berck geknüpft. "Ich bin das Lexikon der Gruppe", schmunzelt Berck über sein geballtes Wissen zu allen Folgen. Entsprechend wartet er im Forum mit dem einen oder anderen heiteren Szenen-Raten auf. "Das Wichtigste sind die Sprüche", begründet er Faible für die Serie. Wie er seien viele Anhänger um die 40 Jahre alt, weil sie in der Jugend mit der Erstzausstrahlung in Kontakt kamen.