GmbH-Bürgschaft lastet auf dem afz

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Das afz kocht - täglich bis zu 3000 Essen für Schulen und Kitas in der Stadt Schweinfurt und der Rhön-Region. Anand Anders
Das afz kocht - täglich bis zu 3000 Essen für Schulen und Kitas in der Stadt Schweinfurt und der Rhön-Region. Anand Anders

Beschäftigte schwanken zwischen Hoffen und Bangen.

Die 215 Angestellten des großen Schweinfurter Bildungsträgers Arbeitsförderungszentrum (afz) e.V. sind hin und her gerissen. Als ihnen der vorläufige Insolvenzverwalter Robert Wartenberg (Bamberg) zum Insolvenzantrag des afz e.V. Rede und Antwort steht, schwanken sie zwischen Hoffen und Bangen - aus guten Gründen.
Einerseits sind sie derzeit und für die nächsten Monate mit Aufträgen im Schulungs- und Qualifizierungsgeschäft wie auch mit der Belieferung von Schulen und Kindergärten mit Mittagessen gut ausgelastet. Andererseits drückt den e.V. eine gewaltige Schuldenlast im sechsstelligen Bereich - laut dem afz-Vorstandsvorsitzendem Artur Gaus eine Altlast aus der Bürgschaft der e.V.-Mutter für die abgewickelte Pleite-Tochter afz Service GmbH.
Mit diesem Klotz am Bein hat offenbar die Sparkasse Schweinfurt als Hausbank des afz kein Kontokorrent in der fürs laufende Geschäft nötigen Größenordnung mehr einräumen wollen, und auch kein anderes Kreditinstitut, bei dem sich der Vorstand bemüht hatte. In der Folge war der Gang zum Insolvenzgericht gar nicht mehr vermeidbar, wenn sich die Verantwortlichen nicht dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung aussetzen wollten.
"Eine Neuausrichtung kostet immer auch Geld", sagt Gaus. Doch bei keiner Bank hat das afz die nötigen Mittel bekommen. Die Stimmung bei der Mitarbeiterversammlung sei sehr unterschiedlich gewesen: Einige hoffnungsvoll, dass eine Sanierung möglich sei - und andere, die fragten, woher man den Optimismus nehme, dass es weitergehen kann. Gut sei, dass es bisher keine Kündigungswelle gebe. Auch unter den Auftraggebern gebe es niemanden, der wegen der Insolvenz nichts mehr mit dem afz zu tun haben wolle. Und: Der Insolvenzverwalter schaue nicht nur auf die Zahlen, sondern sehe sich die einzelnen Standorte an. Das sei sehr begrüßenswert.


Mittagessen für Schulen

Schulungen für Jugendliche, für Migranten, ein Hotel in Bad Kissingen, eine Metallwerkstatt in Haßfurt, Mittagessensversorgung für Schulen und Kindergärten in Schweinfurt, Bad Kissingen und Bad Neustadt, der Betrieb eines Jugendgästehauses und der Stadthalle in Schweinfurt: ein recht "umfangreiches Spektrum" an Geschäftsfeldern hat Robert Wartenberg, Bamberg, Fachanwalt für Insolvenzrecht, beim afz e.V. vor Augen. Er ist gerade dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. Einige Betriebsstätten in Haßfurt und Bad Kissingen hat er bereits besucht, Gespräche geführt, sich Unterlagen beschafft.
Nach dem ersten Eindruck: Ist der afz-Betrieb zu retten? "Vom Grundsatz her müssten die Geschäfte fortführbar sein", sagt Wartenberg. "Die Schulen werden weiter Mittagessen brauchen, die Schulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen laufen weiter bis zum Vertragsende."
Die Aufträge seien zunächst im ersten Schritt weit über den Zeitraum des Insolvenzausfallgeldes hinaus gesichert. Eine andere Frage sei jedoch, wie die Auftraggeber den afz e.V. bei Neuausschreibungen agieren, wenn er im Insolvenzverfahren steht. Im zweiten Schritt gehe es darum: "Wie ist der afz-Verein mit diesen Geschäftsfeldern zu sanieren?" Da müssten sich die Städte, die von seinen Dienstleistungen profitieren, überlegen, ob sie ein Interesse an dessen Fortbestand haben und einen Beitrag dafür leisten wollen.
Gemeint sind Schweinfurt, Bad Kissingen, Bad Neustadt. Sie profitieren von der Belieferung von Schulen und Kindergärten mit Essen, und Schweinfurt zusätzlich vom Betrieb des Jugendgästehauses und der Stadthalle durch den afz e.V.
OB-Büroleiterin und Finanzreferentin Anna Barbara Keck erklärt auf Anfrage, für die Stadt Schweinfurt gehe es bei dem Gespräch mit dem Insolvenzverwalter allein um die Dienstleistungen, die das afz für die Stadt erbringt. An dessen finanzieller Stabilisierung wolle sich die Stadt nicht beteiligen. Ende Juli 2016 war sie nach 31-jähriger Mitgliedschaft aus dem Verein ausgetreten.


Betriebsrat lobt Engagement

"Vorsichtig optimistisch" mit Blick auf eine gelingende Sanierung äußert sich für den Betriebsrat Mareile Müller, wobei das Gremium noch keinen Überblick über die Gesamtlage habe. Das Engagement des Insolvenzverwalters, das Tempo, mit dem er sich der Aufgabe annimmt und wie er den Betriebsrat einbezieht, lobt die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende.