Außerdem hat der Innenminister laut Deubner zugesichert, dass der Zweckverband zusätzlich das Gebäude 36 mit Hallen und Büroflächen aus der aktuellen Anker-Fläche kaufen kann. Der Freistaat benötigt dieses zwar noch bis Ende des Jahres 2024, aber für Unternehmen auf der Suche nach Lager- und Büroflächen sei das Gebäude danach schnell nutzbar zu machen.
Für die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn sowie Stadt und Landkreis Schweinfurt, auf deren Gemarkungen das Areal liegt und die Ende 2013 ihre Zusammenarbeit in einem kommunalen Zweckverband für die Nachnutzung der Conn Barracks besiegelt hatten, ist das jetzt erreichte Verhandlungsergebnis ein Erfolg. "Wir haben fix gemacht, was geht", sagt Konversionsmanager Deubner. Und mehr geht nicht. "Das ist das, was aus unserer Sicht momentan erreichbar war."
Anker-Einrichtung reduziert auf 700 Plätze
Kurzzeitig Hoffnung auf den Erwerb der gesamten Konversionsfläche hatte zwar die neue Ampel-Regierung gemacht. SPD, Grüne und FDP haben nämlich in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten, dass sie das Konzept der Ankerzentren nicht weiter verfolgen werden. Doch beim Verkauf von Konversionsflächen kann immer zuerst das jeweilige Bundesland seinen Bedarf geltend machen.
Nur wenn dieses kein Interesse hat, können die Kommunen, auf deren Gemarkung sich die Fläche befindet, ihr sogenanntes Erstzugriffsrecht in Anspruch nehmen und die Liegenschaft erwerben. Was die Conn Barracks anbetrifft, hat der Freistaat Bayern sein Zugriffsrecht wahrgenommen und bewusst das unterfränkische Ankerzentrum dort angesiedelt. Eine Nutzung und damit der Erwerb dieses Teilbereichs für die Kommunen Geldersheim, Niederwerrn und Stadt Schweinfurt wurde dadurch erst einmal ausgeschlossen.
Der Betrieb des Ankerzentrums war ursprünglich bis 2025 vereinbart worden. Inzwischen hat der Freistaat aber offen bekundet, an der Weiterführung der Einrichtung über dieses Datum hinaus festhalten zu wollen. Einen konkreten Termin, wie lange die Flüchtlingsunterkunft betrieben werden soll, hat Innenminister Herrmann laut Deubner aber nicht genannt.
Unabhängig vom aktuellen Flüchtlingsgeschehen sei aber die vereinbarte Reduzierung der Plätze der Anker-Einrichtung ab dem Jahr 2025 von 1500 auf 1100 sowie 2028 auf 700 Plätze bestätigt worden.
Zufahrt zum künftigen Gewerbepark
Das Ankerzentrum war bislang der Hemmschuh für die Entwicklung der Konversionsfläche zum Gewerbepark. Es umfasst zwar nur 17 Hektar der Fläche, blockiert aufgrund seiner exponierten Lage aber die Zufahrt zum künftigen Gewerbepark. Es muss also eine neue Straße gebaut werden, um das Gelände dahinter für Gewerbe und Industrie erschließen zu können.
Wer diese Zufahrt bezahlt, war bislang nicht klar. Hier konnte das jüngste Gespräch in München nun ein zufriedenstellendes Ergebnis für den Zweckverband bringen. Der Innenminister habe Kostenneutralität für die neue Zufahrt in das Areal zugesichert, so Deubner.
Auch was die erforderlichen Lärmschutzmaßnahmen durch den Weiterbetrieb der Anker-Einrichtung betrifft, werden dem Zweckverband keine Kosten erstehen und keine Flächen verloren gehen.
"Der Freistaat baut den Lärmschutzwall auf eigene Kosten und auf seinem Areal", verweist Deubner auf ein weiteres Verhandlungsergebnis.
Aufträge für Kampfmitteluntersuchungen
Doch was ist mit den Kampfmitteln und Altlasten, die sich eventuell noch im Boden des ehemals militärisch genutzten Geländes befinden? Zwar hat die Bima schon Anfang 2020 beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt die technische Erkundung des gesamten Geländes nach Kampfmitteln und Blindgängern in Auftrag gegeben, doch bis heute ist diese nicht erfolgt. Die Erkenntnisse aus der Kampfmittelsondierung aber ist für die Risikoabwägung vor einer Kaufentscheidung eine wichtige Grundlage. Auch hier deutet sich ein Fortschritt an. Laut Deubner wurden die Aufträge ausgeschrieben.
Die Bima hat inzwischen auch schon einen Plan mit den neuen Abgrenzungen der Anker-Einrichtung zum künftigen Gewerbepark erstellt, auf deren Grundlage der Freistaat Bayern eine Freigabeerklärung abgeben wird. Liegt diese vor, kann der Zweckverband das Gelände kaufen. Über den Preis könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen, sagt Deubner. Dazu müsse erst eine Wertermittlung erfolgen.
Wie der Kauf finanziert wird, über Kredit oder Investitionsumlage der beteiligten Kommunen oder einer Mischung aus beidem, auch das steht noch nicht fest. Fix ist nur: Der Landkreis hat in seinem Haushalt seit Jahren schon 3,5 Millionen Euro für den Kauf des Konversionsgeländes eingeplant.
Fazit: Wenn alles nach Plan geht, können im zweiten Halbjahr 2022 die Verkaufsverhandlungen beginnen, 2023 die Flächen gekauft und 2024 die ersten Unternehmen angesiedelt werden. Schon jetzt gibt es Anfragen von Interessenten beim Zweckverband.Irene Spiegel