Ein Hausbesuch bei Hörfunk-Legende Günther Koch

2 Min
Hörfunk-Legende Günther Koch in seinem "Fußballzimmer". Fotos: Jürgen Schmitt
Hörfunk-Legende Günther Koch in seinem "Fußballzimmer". Fotos: Jürgen Schmitt
Bei Günther Koch dienen hohe Auszeichnungen als Fenster-Dekoration.
Bei Günther Koch dienen hohe Auszeichnungen als Fenster-Dekoration.
 
Witziges Geschenk von einem guten Freund: der Max-Morlock-Sekt.
Witziges Geschenk von einem guten Freund: der Max-Morlock-Sekt.
 

Für ihre aktuelle Podcast-Folge bekam die Lokalsport-Redaktion der Saale-Zeitung den Kult-Reporter des 1. FC Nürnberg vors Mikrofon.

So schaut das also aus, wenn das Außergewöhnliche der Normalzustand ist. "Fußballzimmer" nennt Günther Koch die vier Wände, die mit Erinnerungen tapeziert sind. Ein Konglomerat in Farbe und Schwarzweiß aus Trikots, Fotografien und Zeitungsausschnitten. Tonbandaufnahmen stapeln sich im Regal in einer Kiste, in der Ecke liegen Bälle. Daneben eine Gitarre, die nur noch selten vom 79-Jährigen gespielt wird. Die Finger...

Die Beiläufigkeit des Besonderen manifestiert sich auf dem Fenstersims. Wo Max Mustermann seine Zimmerpflanzen drapiert, bilden hier die Goldene Viktoria, das (allererste) Goldene Mikrofon und der Nürnberger Trichter splendide Stehrümchen. Überaus honorige Preise als dekorative Elemente, das passt irgendwie zu Günther Koch. Zum Fußball-Reporter, der längst Kult ist. Und bei dem zwei Redakteure der Saale-Zeitung zu Gast sein durften.

Damals... im Stadion

Rückblende. Ingolstadt. 11. Juli 2020. Geisterspiel. Soeben hat der 1. FC Nürnberg die Klasse gehalten, bleibt Zweitligist, weil Fabian Schleusener Sekunden vor Spielende für den Club trifft. Die 1:3-Niederlage bedeutet nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel die Rettung. Auf der Tribüne: ein weinender Günther Koch, damals noch im Aufsichtsrat "seines" 1. FCN. Günther Koch spricht von Dankbarkeit. Und von Fügung. "Anders kann man das nicht erklären. Ich habe alles erlebt. Ich dachte zumindest, ich hätte alles erlebt", diktiert die Hörfunk-Legende dem Reporter von der Saale-Zeitung vor Ort in den Notizblock. Nichtsahnend, ein gutes Jahr später "GüKo" ein weiteres Mal persönlich zu begegnen.

Eine kühne Idee

Mitte Oktober wird ein - sehr lesenswertes - Buch über Günther Koch erscheinen. Das Angebot des Kunstmann-Verlag, dazu eine Rezension schreiben zu dürfen, bildet die Basis für den zweiten Kontakt. Zugegeben, etwas kühn war die Idee schon, diesen Sprach-Matador mit der unverwechselbaren Stimme mal eben für unser neues Format gewinnen zu wollen: den ersten Rhöner Fußball-Podcast "Du Holz".

Vielleicht war es dieses Direkte, Unverschnörkelte, das Günther Koch gefiel, der ja selber immer gradraus war und ist, authentisch vom Scheitel bis zur Sohle. Typ: unverbiegbar. "Ich bin nicht immer einfach", wird der 79-Jährige später auf seiner Couch sagen. Die Chance am Schopf gepackt, ging es also samt technischem Equipment bei unserem ersten "Auswärtsspiel" nach Nürnberg zum ehemaligen Lehrer, der mit seiner künstlerisch veranlagten Frau gar nicht weit vom Max-Morlock-Stadion lebt, dort natürlich immer noch Stammgast ist, auch den jüngsten 2:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf live erlebte. Die Idylle vor dem Haus ist quasi selbstgemacht, weil Günther Koch einen grünen Daumen besitzt und Hobby-Ornithologe ist, den Stieglitz auf dem Grundstück gleich als solchen erkennt.

Günther Koch, leger gekleidet mit roter Kappe, roten Shorts und weißem T-Shirt, nimmt sich viel Zeit für den Besuch von der Fränkischen Saale und ist auch im Gespräch ein Gemütsmensch, der gerne in Erinnerungen abtaucht und Schätze in Form von Anekdoten hebt. Da gehören Besuche in Bad Brückenau ebenso dazu wie die Erinnerungen an Max Morlock oder an die in Bad Kissingen lebende Tante Herta aus dem Hause Uibeleisen.

Die neueste Folge ist ab Freitag abrufbar

Günther Koch wurde 1941 in Posen geboren, wuchs im oberbayerischen Traunstein sowie in München auf und ging 1964 als evangelischer "Volksschullehrer" nach Nürnberg. Am 3. April 1977 gab er beim bayerischen Zweitliga-Derby Bayern Hof gegen den FC Augsburg sein Reporterdebüt beim Bayerischen Rundfunk. Als "Stimme Frankens" war Koch weit über 2000 Mal im Radio zu hören. Davon 1088 mal als Fußball-Reporter. Am liebsten übertrug er Spiele "seines" geliebten 1. FCN. Der vielfach ausgezeichnete Sportmoderator ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern.

Das Buch "Wir melden uns vom Abgrund", das im Oktober zum 80. Geburtstag von Günther Koch am 22. November 2021 im Kunstmann-Verlag erscheint, ist eine Liebeserklärung an den Fußball und an die Sprache und das Zeugnis eines exemplarischen Lebens für den Sport. Kochs Radioreportagen von Champions-League-Spielen und seine Einsätze in der ARD-Bundesligaschlusskonferenz sind legendär.

Der Podcast Die Folge mit Günther Koch steht ab morgen, Freitag, zum Download bereit. Abrufbar, natürlich gratis, sind die bislang vier Folgen über Spotify und Apple Podcasts sowie auf weiteren bekannten Podcast-Plattformen. Wissenswertes rund um den Rhöner Fußball-Podcast "Du Holz" gibt es über Instagram (duholz_podcast) sowie auf den Portalen der Saale-Zeitung. js