Für ihre aktuelle Podcast-Folge bekam die Lokalsport-Redaktion der Saale-Zeitung den Kult-Reporter des 1. FC Nürnberg vors Mikrofon.
So schaut das also aus, wenn das Außergewöhnliche der Normalzustand ist. "Fußballzimmer" nennt Günther Koch die vier Wände, die mit Erinnerungen tapeziert sind. Ein Konglomerat in Farbe und Schwarzweiß aus Trikots, Fotografien und Zeitungsausschnitten. Tonbandaufnahmen stapeln sich im Regal in einer Kiste, in der Ecke liegen Bälle. Daneben eine Gitarre, die nur noch selten vom 79-Jährigen gespielt wird. Die Finger...
Die Beiläufigkeit des Besonderen manifestiert sich auf dem Fenstersims. Wo Max Mustermann seine Zimmerpflanzen drapiert, bilden hier die Goldene Viktoria, das (allererste) Goldene Mikrofon und der Nürnberger Trichter splendide Stehrümchen. Überaus honorige Preise als dekorative Elemente, das passt irgendwie zu Günther Koch. Zum Fußball-Reporter, der längst Kult ist. Und bei dem zwei Redakteure der Saale-Zeitung zu Gast sein durften.
Damals... im Stadion
Rückblende. Ingolstadt. 11. Juli 2020. Geisterspiel. Soeben hat der 1. FC Nürnberg die Klasse gehalten, bleibt Zweitligist, weil Fabian Schleusener Sekunden vor Spielende für den Club trifft. Die 1:3-Niederlage bedeutet nach dem 2:0-Sieg im Hinspiel die Rettung. Auf der Tribüne: ein weinender Günther Koch, damals noch im Aufsichtsrat "seines" 1. FCN. Günther Koch spricht von Dankbarkeit. Und von Fügung. "Anders kann man das nicht erklären. Ich habe alles erlebt. Ich dachte zumindest, ich hätte alles erlebt", diktiert die Hörfunk-Legende dem Reporter von der Saale-Zeitung vor Ort in den Notizblock. Nichtsahnend, ein gutes Jahr später "GüKo" ein weiteres Mal persönlich zu begegnen.
Eine kühne Idee
Mitte Oktober wird ein - sehr lesenswertes - Buch über Günther Koch erscheinen. Das Angebot des Kunstmann-Verlag, dazu eine Rezension schreiben zu dürfen, bildet die Basis für den zweiten Kontakt. Zugegeben, etwas kühn war die Idee schon, diesen Sprach-Matador mit der unverwechselbaren Stimme mal eben für unser neues Format gewinnen zu wollen: den ersten Rhöner Fußball-Podcast "Du Holz".
Vielleicht war es dieses Direkte, Unverschnörkelte, das Günther Koch gefiel, der ja selber immer gradraus war und ist, authentisch vom Scheitel bis zur Sohle. Typ: unverbiegbar. "Ich bin nicht immer einfach", wird der 79-Jährige später auf seiner Couch sagen. Die Chance am Schopf gepackt, ging es also samt technischem Equipment bei unserem ersten "Auswärtsspiel" nach Nürnberg zum ehemaligen Lehrer, der mit seiner künstlerisch veranlagten Frau gar nicht weit vom Max-Morlock-Stadion lebt, dort natürlich immer noch Stammgast ist, auch den jüngsten 2:0-Sieg über Fortuna Düsseldorf live erlebte. Die Idylle vor dem Haus ist quasi selbstgemacht, weil Günther Koch einen grünen Daumen besitzt und Hobby-Ornithologe ist, den Stieglitz auf dem Grundstück gleich als solchen erkennt.