Ein Bagger über Gemündens Bahngleisen

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Kurioser Anblick in Gemünden: Beim Abriss des ersten Teilstücks der Mainbrücke stürzte ein Teil zu viel ein. Jetzt steht ein Bagger isoliert da. Doch Züge können dennoch unten durchfahren. Foto: Jens Jedamzik
Kurioser Anblick in Gemünden: Beim Abriss des ersten Teilstücks der Mainbrücke stürzte ein Teil zu viel ein. Jetzt steht ein Bagger isoliert da. Doch Züge können dennoch unten durchfahren. Foto: Jens Jedamzik

Spektakulär, aber ungefährlich: Beim Abriss der Mainbrücke in Gemünden lief nicht alles nach Plan. Es fiel ein Brückenteil mehr als geplant.

Eine marode Brücke, die zum Teil eingestürzt ist, ein Bagger, der auf einem isolierten Brückenstück steht, und darunter eine viel befahrene Bahnstrecke. Was kurios - und vor allem gefährlich aussieht - ist harmloser, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Das bestätigen die Deutsche Bahn und die Stadt Gemünden.
Dass ein Bagger auf einem Brückenabschnitt steht, der abgerissen werden soll, ist nicht ungewöhnlich. In Gemünden (Lkr. Main-Spessart) steht der Bagger aber auf einem Brückenabschnitt - und rechts und links ist rein gar nichts mehr.

Der Abriss der maroden Mainbrücke am letzten Samstag begann zunächst wie geplant: Die Bundesstraße 26 wurde gesperrt, Umleitungen eingerichtet, Teile der Brücke abgerissen und zerkleinert. Sechs Bagger waren eingesetzt. Nach Angaben der Verantwortlichen sollte der Abbruch eher unspektakulär verlaufen. Dennoch versammelten sich etliche Schaulustige, die dann in der Nacht auf Sonntag auch wirklich etwas Ungewöhnliches zu sehen bekamen, denn einer der sechs Bagger hat es nicht von der Baustelle geschafft.


Spektakulärer als erwartet

Es fiel ein Brückenteil mehr als geplant. Während ein Brückenfeld abgerissen wurde, neigte sich der Stützpfeiler eines benachbarten Abschnittes so weit, dass ein Brückenstück nach unten fiel, dass eigentlich noch hatte stehen bleiben sollen. So blieb der Bagger ohne Abfahrtsmöglichkeit auf einem nun frei stehenden Brückenabschnitt zurück.

Der Fall der Brückenteile ereignete sich, wie Augenzeugen und das zuständige Bauamt berichteten, am Samstag etwa um 22.30 Uhr - und nicht, wie zunächst berichtet, um 11 Uhr am Sonntag. "Die Statiker können den Fall bis auf zehn Minuten genau bestimmen", bestätigt Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert den Zeitpunkt des ungeplanten Falls.


Stützen stabilisieren

Das stehen gebliebene Feld wird jetzt von zwei Pfeilern getragen, eine der beiden Stützen hat sich jedoch in Richtung Bahnstrecke geneigt und muss bis zum weiter geplanten Abriss Ende Mai stabilisiert werden.
Das ungeplant herabgestürzte Feld lag neben und nicht über den Bahngleisen, sodass diese nicht von den herabgefallenen Teilen getroffen  wurden. Dennoch bestanden kurzzeitig Zweifel an der Sicherheit des Streckenabschnittes, sodass am Montag für eine Dreiviertelstunde vorsorglich die Strecke gesperrt worden war, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärt. Zwischenzeitlich sei das Problem jedoch "Signalfehler" genannt worden.
Nach der Prüfung durch einen Statiker wurden die Gleise kurze Zeit darauf wieder freigegeben. Bei der Strecke handelt es sich um eine der deutschlandweiten Hauptwege der Deutschen Bahn: Zwischen Würzburg und Hannover bzw. Frankfurt verkehren hier täglich bis zu 400 Güter- und Personenzüge, so ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die Strecke sei auch weiterhin uneingeschränkt befahrbar, bestätigte die beauftragte Baufirma.


Krumm, aber sicher

"Keiner würde sich auf ein Risiko einlassen. Die Bahnstrecke ist sicher sowie das umliegende Gelände. Das wurde eingehend geprüft", sagt Bürgermeister Jürgen Lippert. Der Pfeiler stehe zwar krumm, sei aber ausreichend abgesichert. Dass der Einsturz auf eine marode Bauweise zurückführbar sei, sei nicht auszuschließen, erklärt er. "Die Brücke soll abgerissen werden, weil sie marode ist. Ob es Probleme durch den Bau gab, ist nun schwierig nachzuvollziehen."

Der Zeitplan für den Abriss habe sich durch den Einsturz nicht verzögert, so Lippert. Das übrig gebliebene Brückenstück soll, wie vorgesehen, bis Anfang Mai gesichert und dann planmäßig abgebrochen werden.
Nur der Bagger soll früher weichen. Das zuständige Ingenieurbüro DG Ingenieure Würzburg will den Bagger mithilfe eines Krans an diesem Donnerstag von der Brücke heben lassen. Zum Abriss im Mai kommt er wieder hinauf. Anna Kipnis