20 Jahre lang hat Siegfried Erhard an der Spitze der CSU-Kreistagsfraktion gestanden. Was einen Fraktionschef seiner Meinung nach auszeichnet.
Freilich hätte er die aktuelle Kreistagsperiode noch bis 2026 als CSU-Fraktionschef zu Ende machen können, sagt Siegfried Erhard (Oerlenbach) im Gespräch mit dieser Redaktion. Aber im Frühjahr 2020, kurz nach der Kommunalwahl, habe er fraktionsintern bereits angedeutet, dass er nur noch bis zu seinem 70. Geburtstag an der Spitze stehen will. Und diesen Geburtstag feierte Erhard eben schon im Dezember 2021.
"Vor 50 Jahren kam ich zur CSU und seit 1978 bin ich kommunalpolitisch tätig", sagt Erhard mit Bezug auf seine politischen Anfänge bei der Jungen Union und später dann im Gemeinderat Oerlenbach. 24 Jahre lang war er Bürgermeister der Großgemeinde. 2014 stellte sich Erhard nicht mehr als Gemeindechef zur Wahl. Im Kreistag sitzt er aber bis heute - das sind nun inzwischen 38 Jahre - und ist somit der dienstälteste Kreisrat im Gremium.
Diese Zeitspanne ist einmalig
20 Jahre lang ist er CSU-Fraktionschef gewesen - eine Zeitspanne, die kein anderer Fraktionsvorsitzender im Kreistag zuvor je erreicht hat. Darauf machte Landrat Thomas Bold unlängst in der Kreistagssitzung aufmerksam, als er Erhard als Fraktionsvorsitzenden verabschiedete und Martin Wende (Hammelburg) als Nachfolger vorstellte.
"Die Jüngeren machen auch gute Arbeit", sagt der 70-Jährige jetzt im Gespräch mit dieser Redaktion. "Man darf sich selbst nicht für unersetzlich halten." Erhard weiß ja auch schon, wie sich das politische Loslassen anfühlt. Denn vor neun Jahren hatte er sich, nach einem Kuraufenthalt, ganz plötzlich dazu entschlossen, nicht mehr bei der Kommunalwahl als Bürgermeister anzutreten. Für einen Mann wie Erhard, der stets mit Leib und Seele für die Großgemeinde Politik machte, war das vollkommen überraschend.
Weiter im Gremium vertreten
Jetzt gab Erhard also auch den Fraktionsvorsitz ab, bleibt aber weiter im Kreistag. Wenn er als Fraktionssprecher zurückblickt, fallen ihm etliche Themen ein, die alle im Gremium intensiv beschäftigten, wie zum Beispiel der Übergang des St.-Elisabeth-Krankenhauses von der Kongregation der Elisabethinerinnen ans Rhön-Klinikum 2004 (vor 2004 war der Kreis selbst noch Sachaufwandsträger gewesen).
2002 wurde der Kreisomnibusbetrieb privatisiert, um, wie es damals hieß, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern. Es wurden in diesen Jahren auch kreiseigene Seniorenheime saniert oder gar neu gebaut (Haus Waldenfels in Bad Brückenau). "Und wir wollten die Kreisschulen auf Vordermann bringen", sagte Erhard. "Manchmal stand uns das Wasser Oberlippe, Unterlippe, was die Finanzen im Etat angeht", sagt Erhard. Da macht sich auch ein Fraktionssprecher Sorgen, ob die Kreisumlage gehalten werden kann oder erhöht werden muss, so Erhard weiter.
Freilich ärgert man sich auch gelegentlich, wenn man eine Fraktion führt, sagt Erhard und meint damit den Zusammenklang mit den anderen Fraktionen. "Die reine Lehre gibt es halt nicht." Obwohl inzwischen sehr viele Themen im Vorfeld gemeinsam ausdiskutiert werden, bleibe doch so Manches offen bis zum Schluss.