Covid-Alltag in der Lungenfachklinik (4): Training gegen schwere Kurzatmigkeit
Autor: Benedikt Borst
Münnerstadt, Dienstag, 24. Mai 2022
Während die Pandemie im Alltag für viele in den Hintergrund rückt, ist sie im Thoraxzentrum weiter präsent. Zwischen künstlicher Beatmung und der Behandlung von Spätfolgen - Ärzte, Therapeuten und Patienten berichten.
Die wenigen Minuten, die sie auf dem Ergometer in die Pedale tritt, fordern Sarah Bareuther schon einiges ab. Zwei Mal hatte sich die Altenpflegerin aus Bayreuth mit Covid-19 infiziert, so richtig fit ist sie bis heute nicht mehr geworden. Sie leidet am Post-Covid-Syndrom. "Bei der kleinsten Kleinigkeit bleibt mir die Luft weg", erzählt die 33 Jahre junge Frau. Zu der Kurzatmigkeit kommt eine allgemeine Kraftlosigkeit hinzu und sie wird von Gliederschmerzen geplagt. Zudem hat sie ungewohnte Probleme, sich zu konzentrieren. In der ersten Corona-Welle 2020 steckte sie sich das erste Mal an, anfang dieses Jahres dann das zweite Mal.
Um ihre Beschwerden in den Griff zu bekommen, hat Bareuther sich auf Anraten ihres Hausarztes für eine Reha im Thoraxzentrum entschlossen. "Es tut mir gut, aber mein Körper braucht noch", sagt sie. Sie mache langsam Fortschritte. Zu Hause ohne therapeutische Hilfe wären die so nicht eingetreten, vermutet sie. Im Alltag fehle die Zeit, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern.
Sauerstoffsättigung im Blick
Thomas Heile leitet die physiotherapeutische Abteilung im Thoraxzentrum. Die Übungen für Post-Covid-Patienten zielen darauf, schrittweise wieder deren Kraft und Ausdauer aufzubauen. Je nach Verfassung des Patienten beginnt das Trainingsprogramm schon damit, Treppen zu steigen. Ergometer- und Krafttraining im Fitnessraum stehen auf dem Plan, genauso wie Nordic Walking und Spaziergänge im Freien.
Heile beaufsichtigt das Intervalltraining von der verkabelten Sarah Bareuther. Während die Patientin auf dem Ergometer alles gibt, hat er ihre Pulsfrequenz und ihre Sauerstoffsättigung im Blick. "Bei Post-Covid-Patienten rauscht in der Belastung die Sauerstoffsättigung oft in den Keller", erklärt der Physiotherapeut. Um zu vermeiden, dass die Betroffenen sich überanstrengen und Rückschläge erleben, sei es besonders wichtig, das Training genau zu überwachen. Die Belastung werde in kleinen Dosierungen gesteigert. "Für Patienten ist es wichtig, dass jemand mit ihnen im Training ist", sagt er. Das gibt ihnen Sicherheit.
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