Jonas Stöhr hat seinen Nebenerwerb bereits 2018 gegründet. Der 33-jährige Brauer- und Mälzermeister braut in seinem Haus in Kirchlauter (Lkr. Haßberge) eigene Craftbiere. Mit 75 Litern habe er angefangen und sich dann, weil er auch Schlosser gelernt hatte, einen Edelstahltank mit 300 Liter Fassungsvermögen gebaut. "So viel braue ich jetzt etwa monatlich daheim, individuell, wie es mir gefällt", sagt Stöhr. Die Biere von "Stöhrs BierArt" kommen an. Um die Nachfrage zu bedienen, erweiterte Stöhr seinen Betrieb im vergangenen Jahr. Mit Erlaubnis seines Chefs kann er regelmäßig einen der 3000-Liter-Tanks der Brauerei im nahen Trossenfurt nutzen, in der Stöhr hauptberuflich 30 Stunden die Woche arbeitet. Seit ein paar Monaten bietet er außerdem Brau-Seminare an, mit Weißwurstfrühstück, Biertasting und Wissensvermittlung rund ums Brauen. Vom Brauen über das Abfüllen bis zu Marketing und Vertrieb macht Stöhr alles selbst. Seine Biere verkauft er zu Hause sowie in einigen Wirtschaften und Geschäften in den Landkreisen Haßberge und Bamberg. "Ich hatte schon immer die Liebe zum Bier", sagt Stöhr. "Als wir unser Haus gekauft haben, habe ich gesagt, ich möchte es probieren und meine eigene Brauerei machen."
Es sei zwar stressig, aber bisher sei er sehr zufrieden: "Ich würde jedem, der Leidenschaft für etwas hat, empfehlen, es im Nebengewerbe zu versuchen." Das Risiko dabei sei gering und man könne schauen, wie es läuft.
3. Elektrotechniker Johannes Brand aus Euerdorf: Aufträge auch nach Feierabend
Johannes Brand ist seit 2020 Elektrotechniker-Meister. Er kommt aus Euerdorf (Lkr. Bad Kissingen) und ist Abteilungsleiter in einem Betrieb für Schlüsselfertigbau in Poppenhausen (Lkr. Schweinfurt). Neben den 30 Stunden, die er dort pro Woche arbeitet, ist er seit Sommer 2021 auch nebenberuflich als Elektrotechniker tätig. Von Donnerstagmittag bis Samstagabend installiert der 24-Jährige Photovoltaikanlagen, programmiert sogenannte Bus-Systeme für das Smarthome oder kümmert sich um klassische Elektrotechnik-Aufgaben wie Kabelverlegen oder Zähler einbauen. Dass er das seit vergangenem Sommer nebenbei macht, hat mehrere Gründe. Einerseits seien seine privaten Aufträge "über die gute Nachbarschaftshilfe hinaus" gegangen, sagt Johannes Brand. Zähler könne er beispielsweise nur als Meister mit Sicherheitsschein und eigener Firma beim Energieversorger anmelden. Andererseits habe er schon öfter davon geträumt, sein eigener Chef zu sein. "Mich reizt es, für mich selbst verantwortlich zu sein. Wenn ich jetzt am Freitag länger arbeiten muss, bin ich sozusagen selbst schuld."
Brand hat seinen eigenen Betrieb zunächst im Nebenerwerb gegründet, um weiterhin abgesichert zu sein. Über seinen Vollzeitjob ist er sozialversichert und kann sich auf das regelmäßige Gehalt verlassen. "Zudem sind Materiallieferungen zurzeit sehr unsicher", sagt Brand. "Wenn Teile fehlen, kann ich meine Arbeit nicht fertigstellen und keine Rechnungen schreiben." Wie es mit seinem Betrieb weitergeht, macht Brand abhängig von der Auftragslage. "Klar ist es interessant, den Schritt in die komplette Selbstständigkeit zu gehen." Doch dann brauche er wohl auch eigenes Personal, sagt der Elektriker. "Und da sieht es nicht rosig aus." Vanessa Möller