Das Unternehmen Bionade GmbH aus Ostheim in der Rhön ist ein Global-Player und verfolgt eine sehr nachhaltig ökologisch orientierte Firmenpolitik: Alles bio. Das gilt nicht nur für das Produkt des Unternehmens, Bionade. Die Limo hat seit ihrer Premiere 1994 von sich reden gemacht.
Die Firma wirkt eher unscheinbar. Wer durch Ostheim Richtung Nordheim fährt, sieht vor allem die vielen Bionade-Kästen, die rechts und links der Straße gen Himmel wachsen. Hinter den Kästen ist ein Unternehmen zuhause, das von der Rhön aus einen Siegeszug sondersgleichen durch die halbe Welt angetreten hat. Bionade. Die Limo aus der Rhön ist Kult. Das war aber nicht immer so.
Die Geschichte von Bionade ist genauso spannend wie ihre Gegenwart. Die Limonade und die Firma, die sie herstellt, haben vor einigen Tagen Leser der
Saale Zeitung genauer kennenlernen können. Sie hatten an einem Gewinnspiel teilgenommen und einen Bionade-Besuch gewonnen. Obwohl alle aus der Region kamen und fast alle Bionade schon kannten, waren die genauen Hintergründe zur Firma und zum Produkt selbst für alle etwas Neues.
Beschaulich und ruhig Wolfgang Bufe, er ist neben Christian Schütz Geschäftsführer bei Bionade, wundert das nicht. "Der Prophet gilt im eigenen Land nichts", meint er lakonisch, weiß aber auch, dass Bionade keine besonderen Anstrengungen unternimmt, Firmeninterna "draußen" zu verbreiten. Dabei ist durchaus berichtenswert, was sich hinter den Mauern der ehemaligen Brauerei Peter in Ostheim verbirgt.
Das erzählt Rüdiger Omert, der die Besuchergruppe der
Saale Zeitung zweieinhalb Stunden lang betreut. Wer in den Besucherraum geführt wird, bekommt von ihm zuerst einmal eine Flasche Bionade in die Hand gedrückt. Dann erzählt er, wie es zur ersten Bionade kam und wie sie hergestellt wird. Erste Lektion dabei: Es geht um Fermentierung.
Alles ist kontrolliert "bio" Die Grundstoffe kommen samt und sonders aus kontrolliertem biologischen Anbau. Das Unternehmen nimmt es da sehr genau, kontrolliert unentwegt, auch bei den Erzeugern. Erklärtes Ziel der Firma ist aber nicht nur der biologische Anbau der Zutaten, auch bei der Wahl der Zulieferer wird auf ökologische Aspekte geachtet. Wie sieht die CO2-Bilanz aus?, fragt sich Wolfgang Bufe immer, wenn es um solche Dinge geht. Selbst der Lkw-Fahrer, der eine Lieferung bringt, muss für seine Tätigkeit eine Zertifizierung vorweisen.
Der Holunder für die Holunder-Bionade (beliebtesteste Sorte) kommt im Übrigen aus der Nachbarschaft. Von Bauer Martin Ritter in Ostheim beispielsweise. Vor zehn Jahren hat er seine Zusammenarbeit mit Bionade begonnen und Neuland betreten. "Er ist ein Holunder-Pionier", erzählt Rüdiger Omert auf der Holunderbaum-Plantage neben dem Ritter-Hof.
Holunder wächst beim Nachbarn Hier hat der Landwirt von zehn Jahren 200 Holunderbäume gepflanzt. Die Bäume sind gediehen und Martin Ritter hat inzwischen auf acht Hektar je rund 500 Holunderbäume gepflanzt. Im August und September wird geerntet. Die Holunderfrüchte müssen sofort verarbeitet werden. Der Saft wird eingefroren und aus dem Tiefkühlhaus geholt, wenn er gebraucht wird. 20 Landwirte, vertraglich an Bionade gebunden, bauen Holunder auf rund 100 Hektar an. Pro Hektar bekommt man einen Ertrag von sieben Tonnen. "Mit dieser Produktion kann ein Jahresbedarf von Bionade gedeckt werden", so Rüdiger Omert.
Aber nicht alle Zutaten für die Bionade-Produktion können in der Rhön angebaut werden. Litschis kommen aus Thailand, erzählt Rüdiger Bufe. Für Lieferungen aus dem Ausland hat das Unternehmen 'Projekte' eingerichtet. Produktion, Ernte und Lieferung werden streng überwacht, nichts darf die Bio-Kette stören. Es muss gewährleistet und kontrolliert sein, dass wirklich nur bio in der Bionade ist.
Die Firma lässt es mit Nachhaltigkeit und Ökologie aber damit nicht bewenden. Wolfgang Bufe erzählt dazu ein Beispiel: Man hat sich viele Gedanken darüber gemacht, wie die Firma selbst Ressourcen verbraucht. Beispielsweise Strom. "Wir hätten uns 700 Quadratmeter Alibi-Solarzellen aufs Dach brettern können", sagt Bufe. Das hat man nicht gemacht. Stattdessen hat man überlegt, wo man Strom sparen kann. Beispielsweise bei der Druckluft. Dafür hatte man einen Kompressor mit einer Leistung von 100 Kilowatt. Druckluft ist an vielen Arbeitsplätzen in der Produktion nötig. Man hat die Arbeitsabläufe untersucht, wo und wann wie viel Druckluft in welcher Stärke benötigt wird. Man hat die Leitungen auf Leckagen untersucht und vieles mehr. Nach mehr als einem Jahr hat man alle Ergebnisse zusammengeführt und erst dann einen neuen Kompressor bestellt: Der hat eine Leistung von 37 Kilowattstunden und der Betrieb läuft genauso wie früher.
Den Stromverbrauch halbiert "In den vergangenen fünf Jahren haben wir unseren Stromverbrauch halbiert", bilanziert Wolfgang Bufe die Anstrengungen des Unternehmens. Beachtlich. Das Beispiel zeigt, dass man bei Bionade nicht nur dem Produkt ganze Aufmerksamkeit schenkt, sondern die Firmenphilosophie auch nach Innen leben will: Klare Werte und konsequente Haltung, "mit Anstand gegenüber Mensch und Natur wirtschaften", sagte Bufe dazu. "Die Einstellung zu Nahrungsmitteln wird kritischer, Menschen ernähren sich bewusster, hinterfragen ihren Konsum mehr", sagt Geschäftsführer Christian Schütz. Das tun Menschen in den Ballungszentren, die weniger Natur haben als die Menschen, die auf dem flachen Land (in der Rhön) leben vielleicht etwas intensiver. Deshalb ist Bionade in den Ballungszentren wie Hamburg, Berlin und Stuttgart populärer und gefragter als in der Rhön.
Umdenken Beim Erfolg hängt vieles natürlich mit der Preispolitik zusammen. Als das Unternehmen den Preis für Bionade deutlich anhob (2008), gab es eine Delle in der Erfolgsbilanz. Dass das nicht so glücklich war, hat man gelernt. Aber: "Alles, was gut ist, kostet auch was", verteidigt Wolfgang Bufe die Unternehmensphilosophie. Die Verbraucher schätzen Qualität, weiß Bufe, es findet ein Umdenken statt, zugunsten kontrollierter Bio-Produkte. So geht Bionade seinen Weg weiter. So viele Grundstoffe für die Produktion wie nur möglich sollen aus der Region kommen. Die Lieferanten bewegen sich in einem Radius von 100 Kilometern um Ostheim herum. Alles muss transparent sein, sagt Wolfgang Bufe, vom eigenen Trinkwasser, das verwendet wird, bis zum veganen Leim zum Aufkleben der Etiketten auf die Flaschen.
Mit dieser Unternehmensphilosophie und der Bionade im Rücken blickt man in Ostheim positiv in die Zukunft. Das spürten die Leser der
Saale Zeitung bei ihrem Rundgang. Nicht nur wegen des strahlenden Sonnenscheins sind die Mitarbeiter von Bionade bester Laune ...
Die Firmengeschichte in Auszügen:1960 ff.
Diplom-Braumeister Dieter Leipold geht eine Idee nicht mehr aus dem Kopf: ein natürliches Erfrischungsgetränk für Kinder im Brauverfahren herzustellen, ebenso natürlich und rein wie Bier, aber ohne Alkohol und mit deutlich weniger Zucker als übliche Limonaden als gesunde Alternative.
1980 ff.
Dieter Leipold tüftelt mit viel Leidenschaft am Herstellungsprozess seiner Ursprungsidee und stößt bei seinen Forschungen auf die Gluconsäure. Bienen verwandeln Fruchtzucker in diese sehr milde Säure, um ihren Honig "haltbar" zu machen. Das könnte der Weg sein ...
1989
Ein erster Erfolg: Die sogenannte Fermentation gelingt. Mikroorganismen verwandeln den Zucker in Gluconsäure, noch im kleinen Maßstab.
1994
Die erste Bionade ist fertig. Der Vertrieb der neuen Marke klappt in der Rhön überhaupt nicht. Bio ist in jener Zeit noch kein Thema. Erst als 1998 ein Großhändler in Hamburg das Getränk in den Szenekneipen platziert, gelingt der Durchbruch. Zwischen 1998 und 2000 wächst der Absatz.
2009
Quitte, die fünfte Bionade-Sorte kommt hinzu. Noch wichtiger ist: Das Unternehmen wählt einen neuen Partner: Die Radeberger Gruppe KG gründet mit Peter und Stephan Kowalsky ein Joint Venture. Inzwischen ist Radeberger alleiniger Anteilseigner.
2014
Nach dem Bionade-Cola (2013) kommt im Frühjahr 2014 der siebte Bionade-Geschmack dazu: Himbeer-Pflaume. Die Erfolgskurve des Unternehmens zeigt weiter nach oben.