Das Große Schloss ist seit zwei Jahren geschlossen. Hinter den Kulissen wird jedoch mit Hochdruck gearbeitet. Die museale Neukonzeption birgt Überraschungen.
Während die Herren sich im Rauchzimmer um den Regierungspräsidenten Friedrich von Luxburg scharen, sitzen die Damen nach dem Essen mit Gräfin Luise im Salon: Man bespricht die neuste Bad Kissinger Mode, während draußen im Gang Dienstboten hin- und her huschen. Nebenan im Speisezimmer wird der Tisch abgeräumt. Die Bediensteten tuscheln. Da fällt ein Besteck-Löffel zu Boden, die Serviette flattert hinterher. Die Gräfin schließt die Tür und wendet sich ihren Gästen zu.
So in etwa könnte es sich anno dazumal um die Mittagszeit auf dem Schloss abgespielt haben, wenn sich die Grafenfamilie für ein paar Monate zur Sommerfrische in Aschach aufhielt. So ähnlich jedenfalls werden die Museumsbesucher ab 2020 das "Geschehen" im Graf-Luxburg-Museum wahrnehmen, denn wenn das neue Konzept des Bezirks Unterfranken greift, wird in dem altehrwürdigen Schloss sozusagen wieder Leben pulsieren.
Reges Treiben hinter den Kulissen
Das Schloss ist seit 2017 zu. Hinter den verschlossenen Türen wird jedoch etliches geboten, denn die Museumsräume werden gerade komplett umgekrempelt. Inzwischen haben die Maler und die Restauratoren unter der Ägide des Architekturbüros Konopatzki & Edelhäuser (Rothenburg) ganze Arbeit geleistet, sagt Birgit Speckle vom Kulturreferat des Bezirks (Würzburg) auf Anfrage. Aber auch die museumspädagogische Neuausrichtung, die Speckle mit ihrer Aschacher Kollegin, Museumsleiterin Josefine Glöckner, im Team erarbeitete, ist bereits weit fortgeschritten.
Eine halbe Million Euro verschlang 2017 bereits der An- und Einbau von zwei Fahrstühlen, denn eins muss das "neue" Graf-Luxburg-Museum künftig auf jeden Fall sein: behindertengerecht. Darauf hebt das gesamte Konzept des Bezirks Unterfranken ab. Mit diesen Fahrstühlen können fortan Menschen im Rollstuhl und ältere Besucher aus dem Schlossgarten direkt bis ins obere Stockwerk gelangen. Aber auch in anderer Hinsicht ist Inklusion bei der Neuausrichtung des schmucken Schlosses selbstverständlich. So gibt´s beispielsweise digitale Apps mit Schlossführungen, die speziell Menschen mit Sehbehinderungen ansprechen, sagt Speckle.
Man habe sich zudem lange damit beschäftigt, in welche Räume Rollstuhlfahrer gut hineinkommen und in welche nicht, sagt die Museumsfachfrau. Hie und da überlegte man zunächst, eine Rampe zu bauen, um Rollifahrern das Vorwärtskommen zu ermöglichen. Doch dann hatte jemand eine zündende Idee: An einer Medienstation könnte man solche Zimmer, in denen nicht viel Platz ist, künftig in einer 360-Grad-Ansicht studieren. Zudem gibt es weitere digitale Guides, die bei Gästen mit Handicap zum besseren Hören, Sehen und Verstehen beitragen, so dass der Museumsbesuch richtig Spaß machen wird, sagt Speckle.
Den Bauch des Buddhas reiben
Zudem gibt es Hand-on-Stationen. Ein Besuch auf dem Schloss kann nämlich sogar Glück bringen, wenn man zum Beispiel den Bauch eines Buddhas reibt und sich dabei vielleicht etwas wünscht? Das Leben und Treiben auf dem gräflichen Besitz wird auch in Tönen und Klängen "er-spürbar", macht Speckle Geschmack auf das topmoderne museale Erleben. Da klappern in der Küche die Töpfe, im Esszimmer hört man, wie Porzellan aufeinander gestapelt wird und es dringen Geräusche aus dem Billardzimmer. Überdies wurde die Elektrik neu ausgerichtet und modern inszeniert. Speckle: "Wir haben sozusagen eine Dramaturgie dazu entwickelt."
Ein schöner Gedanke für ein Museum ist, dass es auf dem Weg der Besichtigung etliche Sitzgelegenheiten gibt, auf denen man verweilen kann. Laut Speckle soll es richtige Sitzecken geben, in denen die Besucher ein digitales oder geschriebenes Album aufschlagen können.