Der Interessenausgleich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretung wurde am 4. Juni vereinbart. Der Sozialplan steht zunächst noch aus. Denn jetzt ist erst einmal ein unabhängiger Gutachter am Zug.
Jetzt steht es im Interessenausgleich schwarz auf weiß: Die Münnerstädter Traditionsfirma Remog wird am 31. Januar 2020 geschlossen. 77 Beschäftigte, die lange Zeit noch Hoffnung hatten, müssen sich nun damit auseinandersetzen, dass ihnen die Kündigung ins Haus steht - einigen von ihnen schon in diesen Tagen. Ein Sozialplan könne de facto erst ausgehandelt werden, sobald die ersten Kündigungen raus sind, sagt Peter Kippes von der IG Metall (Schweinfurt).
Ob langjährig Beschäftigte eine entsprechende Abfindung erhalten, sei in der Schwebe, denn von Seiten der Geschäftsführung werde suggeriert, dass die Firma dafür kein Geld habe, sagt Kippes. "Man muss alle Mitarbeiter abfinden", sagt hingegen Firmenchef Wilfried Müller auf Anfrage. Es gebe bei Sozialplan-Verhandlungen eine bestimmte Formel, nach der Abfindungen errechnet würden.
Verhandlungen gescheitert
Bereits im Januar 2019 waren Verhandlungen zum Interessenausgleich zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftsführung gescheitert. Damals war es noch um den möglichen Verkauf der Firma an einen potenziellen Investor gegangen, beziehungsweise um eine Betriebsänderung des Münnerstädter Unternehmens. Betriebsrat und Gewerkschaft hatten ein Zukunftskonzept gefordert, das die Geschäftsführung nicht einbringen wollte. Stattdessen gab der Firmenchef bekannt, dass er die Firma schließen werde (wir berichteten).
Vor drei Wochen war ein weiterer Versuch, einen Interessenausgleich zu erzielen, gescheitert, sagt Erster Bevollmächtigter Kippes. Der Arbeitgeber musste beim Arbeitsgericht einen Schlichter beantragen, der den Interessenausgleich am 4. Juni erzielte. Die Frage der Abfindungen habe man bislang nicht klären können, denn zur Betriebsversammlung am 19. Juni sei der Firmenchef nicht gekommen. Auf die Frage, ob es Geld für einen Sozialplan gebe, habe Geschäftsführerin Melanie Reuß "ausweichend" geantwortet.
Unklarheit über Abfindungen
Von Seiten der Geschäftsführung kämen immer wieder Signale, dass die Firma angeblich wirtschaftlich so schlecht dastehe, dass man kein Geld für Abfindungen habe, sagt der IG-Metaller. Seine schlimmste Befürchtung: "Möglicherweise kriegen Beschäftigte, die der Firma Jahrzehnte lang die Treue hielten, dann gar nichts."
Das Unternehmen sei "nicht dem Untergang geweiht", denn schließlich liefen die Geschäfte in der polnischen Schwesterfirma Remog Polska hervorragend, weiß der Erste Bevollmächtigte und wettert: "Dass ein Arbeitgeber sich auf diese Art und Weise völlig der Verantwortung entziehen will, ist mir in den 28 Jahren, in denen ich bei der Gewerkschaft hauptberuflich tätig bin, noch nicht begegnet." Ein Drittel der Beschäftigten sind 35 Jahre, 40 Jahre und länger in der Firma, so Kippes weiter. "Das zeigt doch, dass Remog ihr Leben war und ist." Der Firmenchef habe eine "moralische Verantwortung" seinen Beschäftigten gegenüber.
Gutachter prüft Lage
Nach Angaben des Ersten Bevollmächtigten wisse die Geschäftsführung offenbar nicht, wieviel Geld für einen Sozialplan zur Verfügung stehe. Ein Sachverständiger soll dies nun herausfinden, indem er die wirtschaftliche Situation der Firma prüft. Müller habe diesbezüglich seine Geschäftsführerin Melanie Reuß vorgeschlagen, was Betriebsrat und Gewerkschaft abgelehnt hätten. Das Arbeitsgericht entschied die Sache und bestellte einen externen Gutachter. Dieser habe nun bereits einen Fragenkatalog an die Geschäftsführung geschickt.