Die Nüdlinger feiern heuer ihr 1250-jähriges Jubiläum. Woher man weiß, dass es menschliche Besiedlung aber schon viel früher gegeben hat, wissen zwei Kenner der Nüdlinger Historie.
Ein bisschen stolz sind die Nüdlinger schon darauf, dass sie in Sachen Alter das benachbarte Bad Kissingen abhängen können. Im Jubiläumsprospekt wird diese Tatsache ausdrücklich betont. Vor 1250 Jahren, genau am 7. Januar 772, wurde Nüdlingen erstmals urkundlich erwähnt, Bad Kissingen erst 30 Jahre später, ist dort nachzulesen.
Wenig, genauer gesagt eigentlich gar nichts, ist jedoch bekannt über das frühmittelalterliche Hnutilingen, wie das Dorf damals hieß. Eines aber können die heutigen Nüdlinger sicher sagen: Zwischen Nüdlinger Bach, Riedbach, Mehlbach und Wurmerich lebten schon mehr als tausend Jahre zuvor Menschen. Und über deren Existenz weiß man heute tatsächlich mehr als über den Ort zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung. Es sind Keltengräber aus der Hallstadtzeit, die den Beleg brachten, dass die Gegend rund um das heutige Nüdlingen bereits um 600 vor Christus bewohnt war.
Eigene Ausstellung im Heimatmuseum
Im Heimatmuseum ist diesen Funden eine eigene Ausstellung gewidmet. Töpferwaren, sogar Schmuck sind dort zu sehen. Gefunden wurden sie bei Ausgrabungen im Jahr 1980 und 2001. Mit dabei war 2001 Horst Günter als damaliger Vorsitzender des Heimatvereins. Er und weitere freiwillige Helfer unterstützten die Archäologen bei den Ausgrabungen. Für den Nüdlinger war dies eine spannende Aufgabe.
Die Laienhelfer durften die etwas gröberen Arbeiten ausführen, während die Feinheiten dann in den Händen der Archäologen lagen, erinnert er sich zurück. Gefunden wurden die menschliche Überreste einer jungen Frau, berichtet Horst Günter. Töpfe und Schmuck waren Grabbeigaben. Und sogar Getreidereste konnten nach all dieser Zeit gefunden werden.
Die Funde sind für die Nüdlinger wie ein Spiegel in ihre Vergangenheit. Sie zeigen beispielsweise, dass diese Bewohner aus der Hallstattzeit wohl noch keine Töpferscheibe kannten. Die Gefäße sind mit der Hand gemacht. Man könne davon ausgehen, dass es sich um keine Adelige handelte, die in dem Grab begraben war, hat Horst Günter damals von den Archäologen erfahren. Und es ist anzunehmen, dass die im Grab bestattete Frau auch von der Landwirtschaft gelebt hat.
Mehr als 1000 Jahre liegen zwischen den Hallstattgräbern und der ersten urkundlichen Erwähnung Nüdlingens. Die Urkunde aus dem Jahr 772 besagt, dass ein Priester namens Burgarad im 4. Regierungsjahr des Frankenkönigs Karl Häuser, Wiesen, Felder und Bachläufe als Schenkung dem Kloster Fulda vermacht hat. Das Original davon existiert heute nicht mehr, so der Nüdlinger Museumsleiter Bernd Hein. Eine Kopie wird jedoch heute noch im Staatsarchiv in Marburg aufbewahrt, erklärt Hein.