Die Stadt Bad Kissingen lud in den Tattersall und sorgte für eine Überraschung aus dem westlichen Stadtteil.
"Es ist nicht ganz leicht, einen Garitzer dazu zu bewegen, uns Kissingern die Leviten zu lesen - oder doch?", warf Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) beim Neujahrsempfang einen Einwand ins Publikum. Raunen, Tuscheln. Spätestens nach dieser Ansage wusste jeder im Tattersall, von wem die Rede ist. Der Gast wurde geheim gehalten, bis zum Schluss. Einer, der "wie kein Zweiter den Kissingern aufs Maul schaut". Ein "original fränkischer Dreggsagg".
Die Überraschung gelang dem Gastgeber. Das Publikum klatschte Michl Müller auf die Bühne. Der Garitzer Comedian tanzte, sang, bespaßte und jonglierte mit Wortwitz. Von Bad Kissingen über Berlin und wieder zurück. Er plauderte im Garitzer Dialekt über die Auswirkungen des Abhörskandals, die Abgründe des "Veggie Day" und die steigende Zahl der "Drecksäcke". Und wie kommt eigentlich das Stankt-Martin-Pony in die Lasagne? Außerdem wunderte er sich darüber, dass er dieses Jahr gar nicht so ohne weiteres Besuch von den Heiligen Drei Königen bekam. "Die muss man ja jetzt bestellen. Wie die Pizza." Michl Müller scherzte über die Kommunalpolitik und erklärte, warum im Sommer so wenig Menschen draußen unterwegs sind: "Klar, es geht ja keiner raus auf die Straße, die ist ja kaputt."
Keine Angst vor Baggern
Kay Blankenburg brauchte nicht zu kontern, die Ausbesserungsarbeiten stellte er schon in seiner vorangegangenen Rede in Aussicht. Darin lieferte er auch einen Vorgeschmack auf die anstehenden Baustellen. Straßen, Steigenberger, Fußgängerzone. Die Bürger sollen sich nicht vor den Baggern scheuen, erklärte er: "Unsere Stadt ist eine Stadt, die sich entwickelt." Mitbestimmt von Bürgern, die sich einbringen und mitarbeiten. "Die Stadtpolitik ist nur so stark, wie die engagierten Bürger, die sie tragen", sagte Blankenburg und hob die Menschen hervor, welche sich für Bad Kissingen einsetzen.
"Es ist uns gelungen, Bad Kissingen wieder ins Rollen zu bringen", auch wenn Entscheidungen gegen Projekte wie am Berliner Platz getroffen wurden, meinte der Oberbürgermeister. Die Fußgängerzone und die Kanalisierung hätten Vorrang. Wichtiger seien Trink- und Heilwasser für Bad Kissingen.
Kurdirektor Frank Oette hat 2014 noch mehr vor, als das Heilwasser zu sichern. "Wir wollen das Staatsbad modern und zeitgemäß vermarkten." Gemeinsam mit der Stadt will er den Auftritt des Staatsbades erneuern. "Wir müssen mutig sein und Veränderung zulassen."
Auf Bewährtes setzte die Jazz-Gruppe der Bad Kissinger Musikschule (tolle Musik) bei ihrem letzten Stück des Abends: Die Gäste im Tattersall kramten den Liedzettel hervor und stimmten das Frankenlied an. Es fehlte nichts bei diesem Neujahrsempfang 2014. Ach ja, Michl Müller vermisste etwas, den Wahlkampf in Bad Kissingen: Nix los. "Von der Wahl merkt man in Bad Kissingen nichts. Vielleicht ist es eine geheime Wahl? Verstecken sich die Wahlkämpfer im Untergrund, im neuen Kanal?", spekulierte er. Der Künstler wünschte ihnen jedenfalls "toi, toi, toi" für den Wahlkampf mitten in der Faschingszeit.