Datenschutz, Barrierefreiheit und Servicequalität haben sich verbessert. Der Umbau hat 20.000 Euro gekosten.
Jetzt kommen die Kissinger noch lieber in ihr Rathaus. Denn jetzt werden sie von einer vollkommen neu gestalteten Kunden- und Infotheke empfangen. Wer ein mystisch-fließendes Interieur wie in der Schwesterstelle im Arkadenbau erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Die Freunde der praktischen Sachlichkeit werden sich allerdings freuen. Denn abgesehen von den Lichtringen an der Decke gibt es nur rechte Winkel - und das kann auch seinen Reiz haben. Jetzt wurde die neue Theke unfeierlich - das heißt: bei bereits laufendem Betrieb - von Oberbürgermeister Kay Blankenburg der Öffentlichkeit übergeben.
Wer jetzt durch die zweite Doppelflügeltüre das Foyer betritt, kann sich nicht mehr gleich nach rechts wenden und den Ellenbogen auf die Theke legen. Er geht erst an einer mannshohen, in der oberen Hälfte milchverglasten Wand bis zu ersten Säule und biegt dann nach rechts ab. Dann erst kann er an der Theke seine Anliegen loswerden - wenn er an der Reihe ist. Diese Wand schützt natürlich die Mitarbeiter etwas von kalten Windstößen vor der Tür her, ist aber auch einem der Hauptgründe geschuldet, warum der Umbau überhaupt in Angriff genommen wurde. Denn eigentlich hätte es die alte Infotheke noch einige Zeit getan.
"Es waren Aspekte des Datenschutzes und der Barrierefreiheit und letztlich der Servicequalität, die uns zum Handeln veranlasst haben", sagt Björn Denner, Leiter des Referates Zentraler Bürgerservice. Der Datenschutz hat sich dadurch verbessert, dass sich an der vormals (teil-)runden Theke keine Besucher mehr gegenüberstehen können, die die Gespräche auf der anderen Seite problemlos mitbekommen. Zum anderen bilden sich hinter den gerade Fragenden keine wartenden Grüppchen mehr, weil der Durchgang in den angrenzenden Flur frei bleiben muss. So wird auch ohne deutliche Hinweise schon eine größere Diskretion gewahrt.
Barrierefrei im gesetzlichen Sinne war die Infotheke eigentlich schon, als der Außenaufzug am Rathaus gebaut wurde. Auch Rollstuhlfahrer konnten bisher schon ohne jede Hilfe in das Hochparterre gelangen. Aber jetzt hat auch die Bedienungstheke zwei unterschiedlich hohe Abschnitte, die die Aktionen einfacher machen: einen höheren für die "Laufkundschaft", einen niedrigeren für die "Rollkundschaft". Und schließlich sollen ja auch ab und zu Kinder kommen, die eine Frage haben oder Gelbe Säcke abholen wollen. Deshalb steht das große Bonbonglas ja jetzt auch dort.
Die Umgestaltung ist nicht das Werk eines einzelnen Innenarchitekten. "Wir haben das ganz bewusst als Projekt gemacht", betont Björn Denner. Die Mitarbeiterinnen konnten ihre Wünsche und Bedenken einbringen, die auch berücksichtigt wurde. "Wir haben einen Fachberater für Arbeitsschutz. Dieser überprüft regelmäßig alle unsere Arbeitsplätze", so Oberbürgermeister Kay Blankenburg. " Hier wurde er frühzeitig eingebunden, um eventuelle Nachbesserungen am Ende zu vermeiden." Und dann sollte auch das Landesamt für Denkmalpflege grünes Licht geben, bei der farblichen Abstimmung auf die vorhandenen Gegebenheiten, insbesondere auf das braune, den Raum optisch beherrschende Treppengeländer. Baubeginn war am 11. November, allerdings nicht erst um 11.11 Uhr, fertig war der Umbau nur fünf Wochen später. Gekostet hat er rund 20.000 Euro.
Eine wesentliche Veränderung nimmt man als Besucher vermutlich gar nicht wahr. Wer an der Infotheke nach oben schaut, blickt nicht mehr in ein im Unendlichen verschwimmendes Dunkel. Die jetzt weiße Decke wurde abgehängt. Das kann nicht ganz einfach gewesen sein. Denn um das in einem so alten Gemäuer zu tun, braucht man neben einem unerschöpflichen Vorrat an Flüchen vor allem starke Nerven, viel Gespür für die Bausubstanz und durchaus auch etwas Glück, um Verankerungspunkte zu finden, die das Gewicht wirklich halten.
Aber das Wagnis hat sich gelohnt: Zum einen ist die Akustik wesentlich besser, diskreter geworden. Vor allem aber ist die helle Decke ein guter Reflektor für die unterschiedlich großen, warm-weiß leuchtenden LED-Ringe, deren Licht schon sehr nahe an das Tageslicht heranreicht - eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität in einem Raum ohne Fenster, die für die Kunden nicht sonderlich wichtig ist. Aber die drei Mitarbeiterinnen, die die Infotheke am Laufen halten, wissen das zu schätzen. "Das ist jetzt etwas ganz anderes als vorher", meint Simone Metz.