Einen Baubeginn für die Altstadt-Sanierung gibt es nicht, genauso wie eine verlässliche Kostenschätzung. Fest steht, dass frühere Annahmen weit übertroffen werden. Warum die Stadt deshalb die Weingasse als Mustergasse plant.
Es ist gute zehn Jahre her, da hatte der Stadtrat bereits den Bodenbelag ausgesucht, der bei der Sanierung der Fußgängerzone verwendet werden sollte. Als sich Anfang 2013 nach einem schneereichen Winter die alten Bodenplatten an zentraler Stelle in der Oberen- und Unteren Marktstraße sowie am Marktplatz hoben, beseitigte die Stadt die Schäden und zog - als provisorische Notlösung - ein Asphaltband ein. Der damalige Oberbürgermeister Kay Blankenburg (SPD) ging noch optimistisch davon aus, dass das Mammutprojekt Neue Altstadt 2014 starten würde.
Die technischen Vorplanungen für die Kanal- und Straßensanierungen im Altstadtkarree sind jedoch bis heute nicht abgeschlossen. Ein konkreter Termin für einen Baubeginn ist aus Sicht von Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) derzeit nicht absehbar. Auch was das Vorhaben kosten wird, lasse sich momentan nicht beziffern. Das wurde während der abschließenden Haushaltsberatung (siehe Bericht darunter) am Mittwochabend im Stadtrat deutlich.
Gerhard Schneider, der geschäftsleitende Beamte im Rathaus, betonte, dass die Kanäle in der Altstadt zwingend saniert werden müssen, auch um die Heilquellen zu schützen. Die Stadt sei allerdings nicht in der Lage, die Innenstadtsanierung finanziell allein zu stemmen. Das städtische Tiefbauamt "ging zuletzt alleine von Nebenkosten in Höhe von 15 bis 20 Millionen Euro aus", so Schneider in seinem Bericht zur Haushaltskonsolidierung. Noch bis vor einigen Jahren war eine Summe von 23 bis 26 Millionen Euro für die Gesamtkosten im Gespräch.
Weingasse wird zur Mustergasse
"Bei der Neuen Altstadt sind wir weitergekommen", betont Vogel im Gespräch mit der Redaktion. Im Heilquellenschutzgremium, in dem die Stadt, das Landratsamt sowie das Wasserwirtschaftsamt vertreten sind, erachtet die Fachleute die Ideen für die technische Umsetzung für richtig. "Da haben wir einen lokalen Konsens", sagt er. Aktuell wird das Vorgehen mit der Regierung von Unterfranken besprochen.
Um die Kosten wenigstens ungefähr zu ermitteln, soll laut Vogel in diesem Jahr die Vorplanung für die Weingasse stehen. Die Mustergasse soll sämtliche baulichen Fragen beantworten, die bei der Altstadtsanierung zu erwarten sind. Anhand der fertigen Entwurfspläne für die Weingasse könnten dann die Kosten für das gesamte Projekt grob geschätzt werden. "Dann wissen wir finanziell das erste Mal, wo wir stehen", meint Vogel. Diese Werte werden dringend gebraucht, um mit der Staatsregierung in München über Zuschüsse zu verhandeln. Das soll ebenfalls in diesem Jahr geschehen. "Wir sind nicht allein zuständig", unterstreicht der OB. Bad Kissingen betreibe zwar das Kanalnetz, der Schutz der Heilquellen sei jedoch keine Aufgabe der Kommune.
Auch wenn die Entwurfsplanung für die erste Gasse 2022 fertig werden soll, heißt das nicht, dass dort in Kürze die ersten Bautrupps anrücken. Nach Auskunft von Vogel sei noch nicht entschieden, ob das Bauamt erst alle Gassen und Straßen im Altstadtkarree fertig plant, oder ob die Weingasse möglicherweise vorgezogen wird. Bevor man sich darüber Gedanken mache, müssten die Pläne für die Weingasse stehen, und die Finanzierung des Gesamtprojekts geklärt sein.
In den kommenden Jahren hält die Stadt jährlich zwischen 1,2 und 2,1 Millionen Euro für die "Neue Altstadt" vor. Dabei handelt es sich laut Gerhard Schneider um reine Planungskosten. Die sind nötig, um das Projekt weiter voranzubringen. "Das ist der Wert, den wir brauchen, um bis zur Entwurfsplanung zu kommen", machte Schneider klar.