Neubaugebiete sind vielleicht bald schon Vergangenheit. Münnerstadt will Vorreiter für zukunftsfähiges Bauen sein und zeigen, wie auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei samt Gewächshäusern attraktiver Wohnraum entsteht.
Seit Jahrzehnten prägen die Gewächshausreihen einer Gärtnerei den Blick vom Süd-Osten auf die historische Altstadt. Jetzt werden die Treibhäuser nicht mehr gebraucht. Aus dem Areal soll nun ein Modell für zukunftsfähiges Bauen werden, das beispielhaft für ganz Bayern sein könnte.
Klassische Neubaugebiete sind nach Ansicht von Münnerstadts Bürgermeister Michael Kastl Auslaufmodelle. Mit dem Projekt "Treibhaus" wollen die Münnerstädter zeigen, dass es möglich ist, auf dem ehemaligen Gärtnerei-Areal neuen Wohnraum für alle Generationen zu schaffen, ohne weiteres Acker- oder Wiesenland zu erschließen. Nicht das klassische Einfamilienhaus steht im Fokus, sondern die ökologische und soziale Ausrichtung eines Wohngebietes, das allen Generationen nach ihren Bedürfnissen Wohnraum bietet. Die Idee hat auch in München Aufmerksamkeit geweckt. So ist das Areal Teil des bayernweiten Wettbewerbs "Landstadt Bayern, Initiative für innovative Stadtentwicklung". Das Wohnkonzept, das in Münnerstadt entwickelt wird, könnte ein Beispiel dafür sein, wie künftig auch auf dem Land gebaut werden kann und gleichzeitig Ressourcen geschont und die Gemeinschaft gefördert werden.
Und eines scheint bereits jetzt sicher: Selbst wenn es das Projekt "Treibhaus" nicht in die letzte Rund des Wettbewerbs schaffen wird, will es die Stadt weiter vorantreiben und als ihr Zukunftsmodell für das Wohnen "Innen statt Außen" umsetzen. Dies bekräftigt Bürgermeister Michael Kastl, auch gestützt durch die Aussage von Manfred Grüner (Abteilung Städtebau der Regierung von Unterfranken), dass die Regierung dieses Modell auf jeden Fall fördern wird. Was jetzt noch fehlt ist ein Investor.
Bei einem Aktionstag in den Gewächshäusern zeigte sich, dass das Interesse an diesen neuen Wohnformen in Münnerstadt groß ist. Das stimmt mit den Eindrücken der Stadt überein, die bereits mehrere Anfragen hat von Menschen, die hier wohnen möchten. Es seien vorwiegend ältere Münnerstädter und Münnerstädterinnen, die sich vorstellen können, ihr Einfamilienhaus am Berg zu verkaufen und in die unmittelbare Nachbarschaft zur Altstadt zu ziehen, erklärt Bürgermeister Michael Kastl. Eine entsprechende Vormerkliste gebe es bereits.
Momentan sei es so, dass die Bevölkerungszahl in der Region weiter sinkt, die Wohnfläche aber zunimmt, sagt der Stadtplaner Martin Schirmer. In Münnerstadt gehe es darum, Antworten zu finden, wie zukunftsweisende Wohnquartiere aussehen müssen. Begleitet wird das Modellprojekt im Wettbewerb vom Planungsbüro Schirmer Architekten und Stadtplaner. Beim Aktionstag in Münnerstadt sprach Martin Schirmer von einem "spannenden Grundstück".
"Diese Botschaft wollen wir nach München senden", erklärt Bürgermeister Michael Kastl. Die Stadt spiele beim Wettbewerb in einer hochklassigen Liga und stehe im Wettbewerb mit Kommunen wie Weiden, Roth oder Mainleus. Ein Teil dieser Botschaft ist, dass es kein von oben aufgesetztes Projekt werden soll, sondern eines, von dem man sicher ist, dass es auch in der Bevölkerung auf eine breite Zustimmung trifft.
Doch wie stehen die Münnerstädter und Münnerstädterinnen zu dieser Idee? Sehr gut, glauben die Vertreter und die Projektverantwortlichen der Stadt, Bürgermeister Michael Kastl, Klimamanager Stefan Richter, Marketing-Fachmann Kilian Düring und Kulturmanager Nicolas Zenzen.