Um die Zehntscheune in Poppenlauer umbauen und als Kulturscheune nutzen zu können, benötigt das Denkmalamt ihr Alter. Das wurde jetzt ermittelt.
                           
          
           
   
          Im Jahr 1739 regierte in München Kurfürst und Herzog Karl  Albrecht von Bayern, der 1742 deutscher Kaiser wurde.  In Poppenlauer  allerdings hatte er nichts zu sagen, denn das Dorf gehörte nicht zu Bayern,  sondern zum Fürstbistum Würzburg mit Bischof Friedrich Karl Reichsfreiherr  von Schönborn-Buchheim an der Spitze.  
       
Außerdem wurde im Jahr 1739 mit  hoher Wahrscheinlichkeit die Zehntscheune im Schrimpf'schen Schloss  errichtet. Das ist aber erst seit wenigen Tagen bekannt, denn weder Akten  noch Baupläne, Baugenehmigungen oder Zeitungsberichte sind überliefert.   Mit Hilfe der Dendrochronologie, also durch das Auszählen der Jahresringe  der verwendeten Balken, konnte ermittelt werden, wann die zum Bau  verwendeten Eichen und Fichten gefällt und zu Balken verarbeitet wurden. 
Wie mehrfach berichtet, haben der Musikverein Poppenlauer, der St.  Georgsverein Poppenlauer und der Heimatverein Maßbach Pläne entwickelt, aus  der alten Zehntscheune, die seit 20 Jahren der Marktgemeinde gehört und  seit noch längerer Zeit ein Dornröschen-Dasein führt, eine Kulturscheune  mit einem breiten Angebot zu machen. Geplant sind dort Veranstaltungen von Konzerten über Lesungen  bis Theater  und sie soll auch für Bürgerversammlungen, als Wahllokal  oder für Musik- und Theaterproben   ganzjährig genutzt werden. Die Initiatoren  durften ihre Pläne Anfang des Jahres im Marktgemeinderat vortragen. 
Die  Mitglieder zeigten sich nicht abgeneigt. Entscheidend für die Finanzierung des Projektes ist, dass die  Marktgemeinde dafür Geld aus dem Städtebauförderungsprogramm und vielleicht  auch aus LEADER (ein Maßnahmenprogramm der Europäischen Union, mit dem  modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden)  bekommt, betonte Bürgermeister Matthias Klement im Gespräch mit unserem  Mitarbeiter. Nun müssen Architekten ausloten, was in den Räumen machbar  ist und Statiker die Tragfähigkeit der ganzen Konstruktion prüfen. 
Auch das Landesdenkmalamt hat ein Wort mitzureden, wenn ein uraltes  Gebäude, das in der Liste der Baudenkmäler aufgeführt ist, gründlich  umgebaut und einer neuen Nutzung zugeführt werden soll. In dieser Liste  heißt es kurz und knapp "Zehntscheune, Walmdachbau, wohl 17./18.  Jahrhundert". Das Landesdenkmalamt verlangte, bevor es seine Zustimmung  gibt, eine genaue Altersbestimmung der Zehntscheune. Schriftliche  Unterlagen existieren jedoch nicht. Deshalb beauftragte die Marktgemeinde die  Firma Dendroscan aus Ebermannstadt, mittels Holzproben das Alter zu  ermitteln.
 Georg Brütting, der auch einen Lehrauftrag an der Universität  Bamberg hat, schaute sich zunächst in der Scheune um und stellte nach einem  Blick nach oben fachmännisch fest "aus der Zeit vor 1500 stammt sie  definitiv nicht, eher nach dem 30-jährigen Krieg. Die Grundmauern können  natürlich älter sein". Interessiert schauten der 2. Bürgermeister Wolfgang Rützel  (Wählergemeinschaft Poppenlauer), Winfried Streit (Bürgerblock Poppenlauer)  und Armin Gernert vom Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Maßbach zu, wie  Brütting nach und nach Löcher in vier ausgewählte Eichenbalken im  Erdgeschoss und sechs Fichtenbalken im Dachgeschoss bohrte. Die starke  Akkubohrmaschine, die er verwendete, war ein ganz normales Exemplar. Doch  seine dicken Bohrer hatten es in sich. Sie waren hohl und ermöglichten es,  Bohrkerne aus den Balken zu entnehmen.    Die Bohrkerne nahm Georg Brütting mit ins Labor, zählte die Jahresringe und  verglich ihre unterschiedliche Abfolge und Dicke mit bekannten  Baumring-Kalendern. 
In seinem Gutachten für die Marktgemeinde schreibt er  "die Eichenproben ... und die Fichtenproben ... datieren einheitlich mit  neun erhaltenen Winterwaldkanten 1738/39. Die Bäume wurden demnach in den  Wintermonaten 1738/39 gefällt und mit hoher Wahrscheinlichkeit im Laufe des  Jahres 1739 verbaut." Nur bei einem der verarbeiteten Balken ist die  Winterwaldkante, also die äußerste Rinde, nicht vorhanden und deshalb kann  das Alter des Balkens nicht ganz genau bestimmt werden. Die Zehntscheune im  1456 erstmals urkundlich erwähnten Schrimpf'schen Schloss wurde also "mit  hoher Wahrscheinlichkeit" vor 280 Jahren gebaut, wie Georg Brütting  feststellt.