Laut Birgit Imhof vom Wasserwirtschaftsamt wurde die Stadt bereits 2012 zum Fällen der Bäume aufgefordert.
Während sich unter anderem Bürgermeister Helmut Blank (CSU) sicher ist, das die Bäume auf dem Hochwasserdamm an der Lauer stehen bleiben können, hört sich die Angelegenheit aus Sicht der für den Landkreis zuständigen Abteilungsleiterin am Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, Birgit Imhof, schon ein wenig anders an. "Nächstes Jahr müssen sie gefällt werden", sagt sie für den Fall, dass die Bäume heuer stehen bleiben. Und so neu ist das Ganze auch gar nicht. "Wir weisen die Stadt seit fünf Jahren darauf hin, dass die Bäume weg müssen", sagt Birgit Imhof. Im Winter 2011/12 seien ja sogar schon welche gefällt worden.
"Man muss abwägen", meint die Abteilungsleiterin. "Bei einem Hochwasser können Menschenleben in Gefahr sein." Hinzu kämen sehr hohe Sachschäden. "Ist es das wert?", fragt sie. "Es geht um den Schutz der Bürger in der Stadt."
Stadt muss unterhalten
Es stimme überhaupt nicht, dass das Wasserwirtschaftsamt erst jetzt auf das Problem aufmerksam gemacht habe. Der Hochwasserdamm - früher Hochwasserfreilegung genannt - ist im Jahr 1973 errichtet worden. Gleichzeitig sei die Unterhaltungslast an die Stadt Münnerstadt gegangen, was vertraglich geregelt ist. Das heißt, so erläutert sie, die Stadt Münnerstadt ist für die Pflege des Dammes zuständig. Damals habe man den Bewuchs der Dämme noch unkritischer gesehen. Die verheerenden Hochwasser, unter anderem an den Donau, hätten dazu geführt, dass seitens des Freistaats verstärkt auf die Dämme geachtet wird. Und dazu gehört, dass keine Bäume wachsen. Einmal im Jahr wird ein Kontrollgang durchgeführt. Seit 2012 fordere das Wasserwirtschaftsamt nun schon, dass die Bäume gefällt werden. Jedes Jahr aufs Neue.
Bäume schwächen den Damm
"Ein Damm ist ein Erdwall, der schichtweise errichtet wird." Zwischendurch werde immer wieder verdichtet. Alles was den Damm schwächen könnte, gehöre da nicht hin. Das seien beispielsweise Bäume, aber auch eine zu große Anzahl von Wühltieren schade dem Damm.
Zu den vom Umweltreferenten Klaus Schebler (Neue Wege) und Bürgermeister Helmut Blank (CSU) ins Spiel konzeptionellen Veränderungen beim Hochwasserschutz meint die Abteilungsleiterin, dass die Stadt Münnerstadt dann finanziell mit 35 Prozent beteiligt wäre. Im Umkehrschluss heißt das allerdings, dass der Freistaat 65 Prozent der Kosten tragen würde und natürlich auch der Bauherr wäre.
Hoffen auf einhellige Lösung
Birgit Imhof sieht nach wie vor die Notwendigkeit, dass die Bäume gefällt werden. Dazu soll es ja Gespräche zwischen Vertretern der Stadt, des Wasserwirtschaftsamtes und der Unteren Naturschutzbehörde geben. "Ich hoffe auf eine einhellige Lösung", sagt sie.
Überrascht zeigt sich Umweltreferent Klaus Schebler (Neue Wege), als er davon erfährt, dass die Stadt bereits 2012 auf das Problem angesprochen wurde. Er habe erst kürzlich von der geplanten Baumfäll-Aktion erfahren. "Das ist nie im Stadtrat behandelt worden."
Er bleibt dabei: "Es muss eine Lösung gefunden werden." Dafür sollten zumindest ein Großteil der Bäume stehen bleiben können und der Hochwasserschutz trotzdem gewährleistet sein.
2. Bürgermeister Michael Kastl (CSU), der seit Donnerstag die Amtsgeschäfte leitet, gibt eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob er schon früher von der Aufforderung des Wasserwirtschaftsamtes, die Bäume zu fällen, gehört hat: "Nein, davon habe ich nichts gewusst." Das Wasserwirtschaftsamt hat die Tatsache in einem Schreiben an die Stadt belegt. "Das werde ich bei der Stadtratssitzung am Montag verlesen", sagt Michael Kastl, der auch dann Bürgermeister Helmut Blank vertreten wird.
Wie gewünscht hatte er Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde und des Wasserwirtschaftsamtes geladen. "Sie haben aber abgesagt." Dafür kam der Brief, den er verlesen wird. Dann müsse man der Sache nachgehen.
"Es wird nicht so bleiben"
Die klare Aussage von Helmut Blank, dass die Bäume stehen bleiben können, würde Michael Kastl so nicht treffen. Bis Ende Februar (nur so lange dürfen sie geschlagen werden) passiere sicher nichts, meint er. Bis zum Ende der Schutzzeit im Herbst müsse aber eine Lösung des Problems gefunden werden. Auch er verweist auf die anstehenden Gespräche. In einem ist sich der 2. Bürgermeister mit Blick auf den Hochwasserdamm einschließlich dem Baumbewuchs sicher: "Es wird nicht so bleiben, wie es jetzt ist."