Sonnenstrom in Bürgerhand

2 Min
Die Stadt will sich selbst mit den Energiequellen Sonne, Wind und Biomasse versorgen können. Für Freiflächen-Photovoltaikanlagen wurden dazu Grundlagenbeschlüsse gefasst. Foto: Heike Beudert
Die Stadt will sich selbst mit den Energiequellen Sonne, Wind und Biomasse versorgen können. Für Freiflächen-Photovoltaikanlagen wurden dazu Grundlagenbeschlüsse gefasst. Foto: Heike Beudert

Die Stadt Münnerstadt strebt eine Energieversorgung durch 100 Prozent erneuerbarer Energie an. Der Stadtrat hat entschieden, wie er diesen Weg zusammen mit den Bürgern gehen will.

Die Stadt Münnerstadt wird in ihrer Energieversorgung neue Wege gehen. Das Gremium verabschiedete dazu einstimmig zwei richtungsweisende Beschlüsse. "Die Stadt Münnerstadt strebt eine Vollversorgung der Stadt durch 100 Prozent erneuerbare Energie an...", heißt es im Beschluss. Dieser wird ergänzt dadurch, dass Flächen für Photovoltaik aber nur ausgewiesen werden, wenn sichergestellt ist, dass diese Anlagen in bürgerschaftlicher Hand und kommunaler Verantwortung bleiben. Dadurch soll die lokale Wertschöpfung gewährleistet sein.

Vermeiden will die Stadt einen Wildwuchs von Freiflächenphotovoltaikanlagen, die zum einen Landwirtschaft und Naturschutz beschränken und zum anderen der Stadt keine Wertschöpfung bringen. Deshalb wurde in einem weiteren Beschluss festgelegt, vorerst keine weiteren Bauleitplanverfahren für Freiflächenphotovoltaikanlagen zu eröffnen. Vielmehr will die Stadt erst die Spielregeln für die Nutzung der limitierten Freifläche selbst festlegen. In Zusammenarbeit mit Fachleuten soll zeitnah ein Kriterienkatalog erarbeitet werden, der verbindlich regelt, wo Anlagen entstehen können. So soll genau festgelegt werden, wo und zu welchen Rahmenbedingungen Photovoltaikanlagen in der Freifläche zulässig sind. "Wir sollten das nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen", erklärte Michael Kastl.

Balance der Ressourcen

"Wir müssen verantwortungsvoll mit den Flächen planen", betonte der Bürgermeister. Das sagte er unter anderem mit Blick auf die Landwirtschaft. Ackerland sei eine ebenso wichtig Ressource. Gerade wegen des Ukrainekonflikts sei unbekannt, wie viel in Zukunft noch von dort kommt. Das Land sei die Kornkammer Europas. Ziel sei die Balance, damit der Landwirtschaft keine guten Böden entzogen werden. Kastl erinnerte daran, dass viele bewirtschaftete Äcker nicht im Eigentum von Landwirten sind, sondern nur von diesen gepachtet sind. Aber auch der Naturschutz soll einen gleichberechtigten Platz im Konzept erhalten. Kastl zeigte sich überzeugt, dass mit einem Konzept das Gleichgewicht zwischen Solar-, Landwirtschafts- und Naturschutzflächen gefunden wird.

Wichtig sei, dass die für Freiflächen-Photovoltaikanlagen ausgewählten Flächen sich nicht nur auf einzelne Bereiche konzentrieren. "Es geht um eine gute Verteilung im Stadtgebiet", so Kastl. Der Kriterienkatalog soll zügig entstehen. "Wir werden uns beeilen und zeitnah fertig werden", erklärte er dem Stadtrat. Die Stadt hofft, dass sie durch eine lokale Energiewende die Akzeptanz in der Bevölkerung findet.

Ob Entscheidungen des Bundes nicht diesen Bemühungen der Stadt entgegenstehen könnten, fragte Stadtrat Klaus Schebler. Ausschließen könne man das nicht, meinte Kastl. Er geht aber davon aus, dass der Staat die Entscheidungshoheit der Kommunen nicht so sehr beschneiden wird. "Ich sehe da keine Gefahr", meinte auch Stadtrat Johannes Wolf.

Signal für künftige Generationen

Michael Kastls Dank galt dem Klimamanager Stefan Richter. "Wir erleben gerade Geschichte und schreiben Geschichte", betonte daraufhin Stefan Richter sichtlich bewegt. Er spannte den Bogen bis hin zum Ukrainekrieg und sagte: "Wir machen uns unabhängig von solchen Despoten". Für ihn sei dies ein konkreter Schritt in eine friedliche Umwelt, den die Stadt mit ihren Bürgern gehen will. "Ich finde den Stadtrat großartig", rief er von der Bühne der alten Aula hinunter zu den im Saal sitzenden Räten.

Stefan Richter ist seit Juni 2021 städtischer Klimamanager und meinte: "Es ist wie eine Geburt. Wir haben nach neun Monaten ein Kind auf die Welt gebracht, das wir gemeinsam ausgebrütet haben". Sein Dank auch der Gruppe engagierter junger Leute, die sich in diesen Entwicklungsprozess eingebracht hatten.

Solarkataster für die Altstadt

Zusätzlich arbeitet die Stadt derzeit an einem Solarkataster für die Altstadt, damit dort Photovoltaik auf Dächern nutzbar wird. Langfristiges Ziel sei, so Stefan Richter auf Anfrage, ein komplettes Solarkataster für Dachflächen im gesamten Stadtgebiet zu erhalten.