In Thundorf hat die Dorfgemeinschaft in ihrer Satzung die Pflege des Brauchtums und der Kultur festgeschrieben. Dazu gehört auch das Schafkopfspielens.
"Herz sticht", schallt es durch die Gaststube, und gleichzeitig donnert eine Faust auf den Tisch, dass die Gläser klirren. Danach wird "gestochen", "geschossen" und "geschmiert". Es geht um den "Alten" und um "Säue". Man zählt "Laufende" und summiert "Stiche" . Was klingt, wie der Mitschnitt aus einem Mafia-Triller, war eigentlich ganz harmlos; eine Vierergruppe aus betagten Herren saß im Dorfgasthaus beieinander und klopfte eine Runde Schafkopf. So war es Woche für Woche und Tag für Tag. Leider droht diese fränkische Tradition ganz auszusterben.
Immer weniger Kartfreunde finden sich in den Kneipen und Wirtshäusern ein, um für ein paar Stunden einem flotten Vierer zu frönen. Ob im "Gasthaus Krone" oder im "Gemütlichen Eckerl" in Thundorf - in beiden Kneipen erinnern sich die Wirtsleute an frühere Zeiten, als an jedem Samstagnachmittag einige Tische mit Schafkopfern besetzt waren. Die haben dann bis 18 Uhr gekartelt. Dann wurde noch gemeinsam die Sportschau angeschaut, und dann ging es nach Hause. So wiederholte es sich alle Wochen. Auch am Sonntag zum Frühschoppen war immer noch eine Stunde Zeit, um schnell einen Schafkopf zu klopfen. Heute kommt vielleicht noch sporadisch eine Runde dann und wann zusammen. Aber das selbstverständliche Zusammentreffen im Wirtshaus gehört wohl der Vergangenheit an.
In nahezu gleicher Besetzung
In Thundorf hat die Dorfgemeinschaft in ihrer Satzung die Pflege des Brauchtums und der Kultur festgeschrieben. Dazu gehört auch die Tradition des Schafkopfspielens. Der Verein lädt in den Wintermonaten alle zwei Wochen zum Karten und Stricken in das Forsthaus ein. War es Anfang eine Runde, die Schafkopf spielt, kamen doch immer mehr, so dass es seit Herbst des Vorjahres schon zwei Runden geworden sind. Die Teilnehmer kommen aus Thundorf, Rothhausen und Weichtungen. In nahezu gleicher Besetzung klopften diese die Ober und Unter auf den Tisch, taktierten und diskutierten. Wegen der Corona-Pandemie ruht derzeit das Freizeitvergnügen allerdings.
Schafkopf spielt man zu viert, aber es gibt auch noch den sogenannten "Brunzkarter". Er ist von der Partie und springt ein, wenn der ein oder andere zur Pinkelpause geht.
Gustav Braun ältester Kartbruder
Ältester Kartbruder ist Gustav Braun mit seinen 91 Jahren. Schon in seiner Kindheit hat er den älteren beim Karten über die Schulter geschaut. Aber heutzutage, da sind sich die Kartbrüder einig, haben die jungen Männer und auch Frauen andere Interessen, sagt Anton Bauernschubert und zahlt für das eben verlorene Solo 90 Cent, denn es war doppelt. Bei der Runde geht es aber nicht um das Gewinnen und Verlieren, sondern vielmehr um den Zeitvertreib und die Unterhaltung.
Herkunft nicht geklärt
Schafkopf ist die Mutter aller Trumpfspiele, noch vor Skat, Doppelkopf oder dergleichen. Er wurde bereits im 19. Jahrhundert gespielt. Nicht ganz geklärt ist die Herkunft des Namens. Trotz seines Alters hat der Schafkopf nichts von seinem Reiz, der Geselligkeit und der bayerischen Urtümlichkeit verloren. Damit ist auch klar, dass Schafkopf mit dem bayerischen Blatt gespielt wird, und dass man auch die Schafkopfsprache lernen sollte, wenn man Schafkopf lernen will.