Neuen Chancen für das alte BBZ

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Zum Abreißen zu schade: Einzelne Module des alten BBZ könnten künftig verschieden genutzt werden. Ein Schülerhort für 100 Kinder passt locker ins Untergeschoss des Gebäudes.
Zum Abreißen zu schade: Einzelne Module des alten BBZ könnten künftig verschieden genutzt werden. Ein Schülerhort für 100 Kinder passt locker ins Untergeschoss des Gebäudes.
Archiv/Thomas Malz

Die Pläne für einen Schülerhort für 100 Kinder im alten BBZ werden weiter vorangetrieben. Die Stadt führt Gespräche mit der Regierung über eine Machbarkeitsstudie.

Totgesagte leben länger. Ein Neubau des BBZ an anderer Stelle war einer möglichen Generalsanierung des alten Gebäudes vorzuziehen, wie Gutachten seinerzeit eindeutig ergeben haben. Das heißt aber nicht, dass das alte BBZ baufällig ist und abgebrochen werden muss, so wie es ursprünglich geplant war. Zwar gibt es eine geringe Schadstoffbelastung und es wären auch kleinere Nachbesserungen bei der Statik nötig, prinzipiell aber ist eine Nachnutzung möglich, sagte Alexander Albert vom gleichnamigen Ingenieurbüro (Salz) bei der Stadtratssitzung am Montagabend.

Er hatte auch geprüft, ob im Untergeschoss Platz für eine Hortgruppe mit 25 Kindern und sogar für vier Hortgruppen mit 100 Kindern wäre. Ergebnis: 527 Quadratmeter stünden den 100 Kindern zur Verfügung. Nach einem einstimmigen Stadtratsbeschluss werden diese Pläne nun weiter verfolgt. Außerdem wird die Verwaltung das Gespräch mit der Regierung wegen einer Machbarkeitsstudie für das alte BBZ, die frühere Landwirtschaftsschule und das ehemalige Hallenbad suchen.

"Das ist der nächste Meilenstein auf einem langen Weg", sagte Bürgermeister Michael Kastl (CSU) zu Beginn der Sitzung. Er erinnerte an den Auszug des Berufsbildungszentrums im Herbst letzten Jahres, womit das alte BBZ samt früherer Landwirtschaftsschule endgültig vom Landkreis an die Stadt überging. Die Städtische Musikschule zog sofort in die Landwirtschaftsschule, seit September nutzt die Montessori-Schule Rhön-Saale einen Teil des alten BBZ.

Derzeit betreiben die Augustiner einen Schülerhort mit zwei Gruppen für 50 Kinder im Studienseminar St. Josef, so der Bürgermeister. In Zusammenarbeit mit der Stadt gibt es nun eine dritte Gruppe in der Grund- und Mittelschule. Weil aber auch das nicht ausreicht, die Augustiner die Betreuung nicht mehr lange leisten können und es ab 2026 einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz gibt, sieht Michael Kastl dringenden Handlungsbedarf für die Stadt. "Wir brauchen einen Hort für 100 Kinder", fasste er zusammen. Deshalb sei Alexander Albert beauftragt worden, planerisch zu überprüfen ob eine solche Einrichtung im alten BBZ möglich ist.

Alexander Albert stellte kurz sein Büro vor und ging dann auf die Aufgabenstellung ein. Zu klären waren die Fragen, ob man einen Hort ins Untergeschoss bekommt, ob das Gebäude ein Hemmnis darstellt und wie man das gesamte Gebäude nutzen könnte.

Er bezog sich auf Gutachten aus den Jahren 2008 und 2009. Danach sind schadstoffhaltige Baumaterialien vorhanden. Dazu zählen Glaswolle und in geringem Maße Asbest. Die Gutachten müssten auf den aktuellen Stand gebracht werden, sagte Alexander Albert, der aber auch darauf verwies, dass einige Schadstoffe harmlos sind, wenn sie unberührt bleiben.

Ein Statikgutachten hatte 2009 ergeben, dass die Betondeckung zu gering ist (bei Stahlbeton zu wenig Beton über dem Stahl). Die Statik würde man heute auch ein wenig anders machen. Das alles seien lösbare Probleme, es bestehe aber ein gewisser Sanierungsbedarf, betonte er mehrfach.

Ein Hort passt rein

Er hatte sich damit beschäftigt, ob die Räume im Untergeschoss für einen Hort genutzt werden können und zwar für eine Gruppe mit 25 Kindern und auch für vier Gruppen mit 100 Kindern, wobei in diesem Fall zusätzliche Gemeinschaftsräume (Speiseraum, Küche) notwendig sind. "Man muss schauen, was man hat und was man daraus machen kann", sagte er. Ergebnis: Beides geht und das alte BBZ sei für einen Hort wegen seiner Nähe zur Schule, Musikschule und zum Sportzentrum ideal.

Wie die Nachnutzung des 6700 Quadratmeter großen Gebäudes insgesamt aussehen könnte, auch darüber hatte sich Alexander Albert Gedanken gemacht, wobei er die Vor- und Nachteile Münnerstadts und die Veränderungen in der Gesellschaft (Klimawandel, Nachhaltigkeit) mit einbezog. Er sieht eine modulare Nutzung als Begegnungsstätte mit Start-Ups, Umweltbildung, Jugendwerkstatt und vieles mehr als realistisch an und bezeichnete das Ganze als Ideen-Campus, als Haus der Möglichkeiten.

Förderung möglich

Bürgermeister Michael Kastl bedankte sich für den ausführlichen und wegweisenden Vortrag. Man müsse über den Hort sprechen, der sicher über FAG-Mittel gefördert werde, sagte er. Weil das alte BBZ in einem städtebaulichen Sanierungsgebiet liegt, greife auch die Städtebauförderung. Er brachte das Stichwort Nachhaltigkeit ins Spiel und zeigte sich überzeugt davon, dass die neue Bundesregierung solche Projekte nicht schlechter fördert als bisher.

"Mir ist es wichtig, dass wir uns einig sind, dass das Gebäude viel zu schade ist, um es abzureißen", sagte Stadtrat Leo Pfennig (Frei Wähler). Er zeigte sich angetan von dem Vortrag und lobte den geplanten modularen Charakter. "Es ist wichtig, dass wir die Module entwickeln und umsetzen", so Leo Pfennig. "Es wartet jede Menge Arbeit auf uns", erklärte Michael Kastl dazu. Auch Rosina Eckert (Forum Aktiv) zeigte sich begeistert, dass das Gebäude erhalten wird.

Arno Schlembach (CSU) verwies darauf, dass Mehrkosten entstehen, wenn das Untergeschoss zunächst für eine Hortgruppe und dann für vier ausgebaut wird. Dies sei noch die ursprüngliche Planung, die eine Gruppe ist ja inzwischen in der Schule untergebracht, sagte Michael Kastl dazu. Es gehe jetzt um den Ausbau für vier Gruppen.

Norbert Schreiner (Forum Aktiv) fragte nach den rein rechtlichen Vorgaben. Man bräuchte eine Nutzungsänderung, meinte er. Man müsse mit dem Bauamt im Landratsamt reden, mit dem Jugendamt und mit der Regierung wegen der Fördermittel, sagte der Bürgermeister dazu. "Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, müsste es möglich sein, eventuell unter Auflagen."

Ein dicker Brocken

Die für Fördermittel notwendige Machbarkeitsstudie, die dann auch die Landwirtschaftsschule und das Hallenbad einschließt, sei ein richtig dicker Brocken, so Michael Kastl. Es sei aber auch eine große Chance. "Wo soll man den Hort sonst hinstellen?", fragte er. Der Bürgermeister wollte von Alexander Albert noch wissen, ob auch ein Teilrückbau, beispielsweise der Abriss des obersten Stockwerkes möglich wäre. Auch das sei vorstellbar, erfuhr er. Nach dem einstimmigen Beschluss werden der Hort und die Machbarkeitsstudie jetzt weiter vorangetrieben.