Jugendliche wollen, dass die Stadt für junge Leute attraktiv ist. Ein Treffen sorgte für die Ideen. Auf einem Portal können Jugendliche jetzt diskutieren.
Die Jugendlichen haben in Münnerstadt einen schlechten Ruf. Dieses Gefühl haben Kati, Josy, Katharina, Antonia, Joanna, Selly und Jana. Das wollen die Mädchen ändern. Und deshalb waren sie dabei beim zweiten Mürschter Jugendtreffen. "Wir wollen unseren Ruf aufpolieren", sagen sie und wollen aufräumen mit Vorurteile gegen ihre Generation. Sie möchten sich aber auch in der Stadt engagieren, weil "dort einfach nix los ist", wie sie finden. Also ein weiterer guter Grund, um beim Jugendtreffen aktiv zu sein.
Stadtjugendreferent Klaus Schebler, die Stadtjugendpfleger des Vereins "Pro Jugend" sowie Antje Rink vom der Jugendpflege des Landkreises hatten diesen Nachmittag in der Halle des Schönborn-Gymnasiums organisiert. Eingeladen waren 650 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren aus dem gesamten Stadtgebiet. Gekommen waren rund 25. Es hätten zwar mehr sein können, meint Stadtjugenpfleger René Fechlt. Doch grundsätzlich zeigten sich die Organisatoren zufrieden mit der Beteiligung.
In Workshops befassten sich die jungen Leute mit Themen, die auch für gestandene Kommunalpolitiker nicht unbedingt leichte Kost sind: Stadtentwicklung beispielsweise. Aber auch eigene Jugendnachrichten, Feste für Jugendliche oder Freiräume für junge Menschen waren Themen von Workshops.
Jonas und Linus diskutierten mit Jugendreferent Klaus Schebler über die Möglichkeiten der Stadtentwicklung. Jonas findet, dass das Jugendtreffen eine gute Sache ist, weil die Jugendlichen angehört werden und die Stadt die Themen aufgreift und eventuell auch umsetzt. Ein Anliegen der beiden aktiven Jugend-Wasserwachtler war natürlich der Erhalt des Hallenbades in der Stadt. Interessant fand Klaus Schebler die Idee, ein Jugendcafé im Bahnhof einzurichten.
Ein Jugendfest?
Ein Fest für die Jugend - das Thema war für viele jungen Leute spannend, wie die Beteiligung an diesem Workshop zeigte. Ein solches Fest schwebt auch den erwachsenen Begleitern des Jugendtreffens vor. Es soll für alle sein, aber die Bedeutung des Ehrenamtes hervorheben, so Antje Rink.
2. Bürgermeister Michael Kastl fragte in diesem Zusammenhang die Jugendlichen, ob sie sich vorstellen können, dass man am Programm der Münnerstädter Marktsonntage etwas verändert. "Die sind seit meiner Kindheit gleich", betonte Michael Kastl. Das sahen auch die Jugendlichen so. "Es werden immer weniger Stände", war eine Feststellung.
Wunsch nach Projektraum
Im Workshop "Freiräume" bemängelte Leoni, dass jede Schule zwar eine gut ausgestattete Sporthalle hat, diese aber in der Freizeit jungen Leuten nicht zur Verfügung stehen - es sei denn es handelt sich um einen bestimmten Vereinssport. Die Gruppe "Freiräume" sprach sich auch für einen eigenen Projektraum im Stadtgebiet aus, in dem Jugendliche aktiv an ihren Ideen und Projekten arbeiten können. Der bestehende Jugendraum ist dafür nicht geeignet. "Der ist nur etwas zum Chillen", findet Leonie. Im Projektraum werde dann etwas gearbeitet. Stadtjugendpfleger Manuel Müller gab gleich zu bedenken, dass es in der Stadt nicht einfach ist, einen solchen Raum zu finden. Bislang sei man nicht erfolgreich gewesen.
Online-Beteiligung
Hinzu kommt, dass alle Ideen immer nur vorbehaltlich der Finanzierbarkeit machbar sind. "Garantieren kann ich nix", so 2. Bürgermeister Michael Kastl . Trotzdem sei es wichtig, dass die Jugend ihre Ideen vertritt und mitteilt. Dann könne man schauen, wo das Geld sinnvoll eingesetzt werden könne.
Eine eigene Nachrichtenbörse, auch das war Thema eines Workshops. Ein Online-Beteiligungsportal für Jugendliche ist ein möglicher Anfang. Münnerstadt ist eine der zehn Modellgemeinden des bayerischen Jugendrings, der das Online-Beteiligungs-Portal für Jugendliche initiiert hat.
Das Portal kann ab sofort genutzt werden. Regina Renner begleitet das Projekt und promoviert damit im Bereich Politikwissenschaften. In Münnerstadt verfolgte sie den Workshop als Beobachterin im Hintergrund. Erstaunt und erfreut war sie, dass hier sehr viele Mädchen dabei waren. Das ist nicht überall so gewesen.
Hoffen auf Feedback
Die Themen, die im Jugendtreffen bearbeitet werden, können ab sofort im Münnerstädter Online-Jugendportal weiter diskutiert werden. Antje Rink hofft auf ein reges Feedback. Ziel ist es, dass junge Leute hier weitgehend unter ihresgleichen ihre Meinung äußern können.
Für die Stadt Münnerstadt sei es eine Chance mehr darüber zu erfahren, wie sich junge Leute ihre Stadt wünschen, findet Michael Kastl. Für den bayerischen Jugendring soll das neue Portal Erkenntnisse darüber geben, ob Jugendliche über eine Online-Beteiligung besser erreicht werden können und ob solche online-Formate eine wichtige Ergänzung sind, erklärt Regina Renner. Auf jeden Fall, so ist die Politikwissenschaftlerin überzeugt, seien sie eine Möglichkeit, mehr Transparenz zu schaffen.