Zahlreiche Bürger ließen sich über die Technik der Windkraftanlage fünf am "Langen Schiff" informieren. Die Rotorblätter sind allerdings noch nicht komplett.
Zum großen Bedauern der Zuschauer konnten am Samstag an der Windkraftanlage fünf im Wald am "Langen Schiff" die beiden fehlenden Flügel noch nicht montiert werden. Der erste war bereits am Freitag hochgezogen worden und hängt nun senkrecht nach unten. Die beiden anderen werden aus technischen Gründen nun doch erst am Montag angebracht - vorausgesetzt, der Wind weht nicht zu stark. Doch immerhin gab es bei der Informationsveranstaltung, zu der die "Langes Schiff Energie GmbH" eingeladen hatte, jede Menge technische Informationen über die Anlage.
Errichtet werden die insgesamt fünf Windräder im Bürger Windpark Münnerstadt von der NaturStromAnlagen GmbH, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Naturstrom AG, mit Sitz in Forchheim, in Kooperation mit der "Bürgerwindpark Langes Schiff Münnerstadt GmbH und Co.
KG". Der zumindest vorläufige Rückzug der Energiegenossenschaft Münnerstadt, die unter den jetzigen Konditionen nun doch kein Windrad kaufen will, spielte am Samstag kaum eine Rolle.
Energiewende seit 2009 Norbert Schmäling, der Geschäftsführer der "Langes Schiff Energie GmbH", konnte etwa 80 interessierte Bürger begrüßen. Bürgermeister Helmut Blank (CSU) erinnerte daran, dass die Gemeinde und der Landkreis schon im Jahr 2009 die Energiewende in Angriff genommen hätten. Wichtig sei bei neuen Anlagen gewesen, dass eine Bürgerbeteiligung bei der Finanzierung möglich sein müsse. Das Gelände der jetzigen Anlage sei vom Juliusspital gepachtet worden, dadurch würden die Pachterträge an die Stadt fließen. Die neuen Anlagen seien wesentlich höher als frühere, deshalb würden sie auch eine höhere Energieausbeute erzielen.
Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung liege noch nicht vor, sei aber Ende November zu erwarten. "Dann machen wir für Interessierte und gerne auch für die Energiegenossenschaft eine weitere Informationsveranstaltung."
Ministerpräsident Seehofer sei "komplett gegen Stromtrassen. Ich gehe davon aus, dass seine Zusage bleibt." Dann würden, sagt Helmut Blank voraus, die Stromkosten ansteigen, die Wirtschaftlichkeit sehe dann ganz anders als heute aus. In einem druckfrischen Informationsblatt der Bürger Windpark Münnerstadt heißt es, "die Art der Bürgerbeteiligung möchten die Projektinitiatoren noch im November 2014 bekannt geben und laden Sie bereits jetzt hierzu herzlich ein".
Robert Claus, Prokurist und Projektleiter der Naturstrom AG, lieferte zusammen mit Bauleiter Wolfgang Benz von der ausführenden Baufirma Vensys AG (Neunkirchen) eine Menge technischer Informationen über das Windrad.
Es erzeugt 2,5 Megawatt Strom. Notwendig ist eine Mindest-Windgeschwindigkeit von drei Metern pro Sekunde. Bei 25 Meter pro Sekunde schaltet das Windrad aus Sicherheitsgründen in kürzester Zeit ab.
Nabenhöhe 140 Meter Die Nabenhöhe beträgt 140 Meter. Die drei Rotoren sind jeweils 55 Meter lang. Sie kommen aus China und wurden über den Hamburger Hafen nach Münnerstadt an Ort und Stelle geschafft. Sie überdecken beim Drehen einer Rotorfläche 9940 Quadratmeter, also etwa eineinhalb Fußballfelder. Der Turm wurde übrigens aus vier Meter hohen Betonringen errichtet und dann im Inneren noch zusätzlich mit Stahlseilen verspannt. Höher als vier Meter konnten diese Ringe wegen der Autobahn-Brücken nicht gegossen werden.
Der Generator in der Gondel ganz oben liefert einen Strom von 690 Volt, mit einer Frequenz von zehn bis 20 Hertz, abhängig von der Umdrehungsgeschwindigkeit (maximal 13 pro Minute). Ein Umformer macht daraus Strom von 620 Volt und gängigen 50 Hertz. Ein sechs Tonnen schwerer Transformator im Keller der Anlage transformiert den Strom hoch auf 20 Kilovolt. Dann wird er per Kabel über ein Umspannwerk bei Burghausen in das Netz der Eon.Bayern eingespeist. Noch im November soll diese Anlage Strom liefern, hieß es am Samstag.
Gute Kondition haben Die Bürger hatten auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Einem war der riesige Kran direkt neben dem Windrad aufgefallen. Wolfgang Benz erklärte dazu, dass ganz oben in luftiger Höhe tatsächlich ein Kranführer seinen Arbeitsplatz hat. Er muss eine sehr gute Kondition haben, denn um die Leitern im Inneren des Krans hoch zu steigen, braucht er etwa 20 Minuten.