Münnerstadt
Stadtrat

Münnerstadt: Kompromiss beim Jörgentorpark

Ein Spielgerätehersteller wird kostenfrei und ergebnisoffen eine Planung für das Areal erstellen. Neue Vorschläge werden ins Konzept mit eingearbeitet.
Die hölzerne Vogelnestschaukel muss nächsten Jahr abgebaut werden. Bei der Besichtigung des Jörgentorparks war die Stimmung teils angespannt, im Rathaus wurde dann sehr konstruktiv diskutiert. Thomas Malz
Die hölzerne Vogelnestschaukel muss nächsten Jahr abgebaut werden. Bei der Besichtigung des Jörgentorparks war die Stimmung teils angespannt, im Rathaus wurde dann sehr konstruktiv diskutiert. Thomas Malz

Eine vorläufige Einigung hat der Stadtrat bei der umstrittenen geplanten Umgestaltung des Jörgentorparkes gefunden. Einstimmig votierten die Kommunalpolitiker dafür, dass der Spielgerätehersteller Westfalia, der schon mehrere Spielplätze im Stadtgebiet ausgestattet hat, eine Planung für das Jörgentorpark-Gelände erstellt. Das geschieht unabhängig davon, für welchen Anbieter sich der Stadtrat schließlich entscheidet. In die Planung einfließen sollen Anregungen, die während der Ortsbesichtigung und der anschließenden Sitzung im Rathaus aus den Reihen der Kommunalpolitiker gekommen sind. Liegt die Planung vor, wird sich der Stadtrat noch einmal mit dem Thema befassen.

Vor der Sitzung trafen sich die Stadträte und einige interessierte Bürger im Jörgentorpark, um sich vor Ort ein Bild machen zu können. Bürgermeister Helmut Blank (CSU) stellte dabei Bernd Hafenrichter und Jonas Kersting von der Firma Westfalia-Spielgeräte vor. Umweltreferent Klaus Schebler (Neue Wege) erinnerte an eine Idee der früheren Kultourismus-Chefin Inge Bulheller, die am Jörgentor ein Kneipp-Becken errichten wollte. Im vorderen Bereich des Parks, nahe des Eingangs, soll nun eine Balancierparcours aufgestellt werden.

"Ich würde diesen Bereich eher frei halten, weil er sich als Festplatz anbietet", sagte Dieter Petsch (Freie Wähler) dazu. Er erinnerte an die früheren Sommerfeste des Rhönklub-Zweigvereins. Das Areal könnte ja auch von anderen Vereinen genutzt werden. Dieter Petsch sprach sich dafür aus, den vorderen Bereich mit Wasser, Kanal und Strom zu erschließen. Er machte auch darauf aufmerksam, dass Teile des Eingangsbereiches in Privatbesitz sind.

Beim weiteren Rundgang fragte Britta Bildhauer (SPD) nach, ob denn die Kindergärten eingebunden seien. Das sei nicht nötig, meinte Klaus Schebler. "Wir müssen schauen, dass wir ein breites Sortiment an Spielgeräten haben", sagte er. Der Bürgermeister meinte allerdings, dass man durchaus mit dem Kindergarten Kontakt aufnehmen könne. An der vorhandenen Vogelnestschaukel wollte Klaus Schebler die Nachteile von Holz demonstrieren. "Sie muss nächstes Jahr abgebaut werden." Er betonte allerdings, dass nirgendwo Geräte entnommen werden, die noch in Ordnung sind.

"Wo ist das Konzept?", fragte Rosina Eckert (Forum aktiv) nach. Ein Plan koste richtig viel Geld, konterte Klaus Schebler. Man sollte sich an einen Tisch setzen und das Vernünftigste draus machen, schlug Rosina Eckert vor. "Aber ich würde gerne wissen, wie es aussehen soll." Das sei ja nur der Anfang eines Stadtparks, erklärte Klaus Schebler. Der solle später erweitert werden, beispielsweise um Geräte für Senioren. Zum geplanten Beachvolleyballplatz schlug Dieter Petsch vor, diesen noch weiter in Richtung Meiningerstraße zu verlegen, was so aufgenommen wurde. Klaus Schebler sprach noch die soziale Kontrolle an, die durch eine Beleuchtung entlang der Stadtmauer erfolgen soll.

Die teils gereizte Stimmung zwischen Helmut Blank und Klaus Schebler auf der einen sowie Leo Pfennig (Freie Wähler) und Rosina Eckert auf der anderen Seite ließen die Kontrahenten im Jörgentorpark zurück. Im Rathaus wurde die Tagesordnungspunkt konstruktiv weiter diskutiert. Helmut Blank fasste zunächst die angesprochenen Punkte im Park zusammen. Dann kam er auf den umstrittensten Punkt zu sprechen. Die Spielgeräte aus recycelter Plastik mit Metallkern, die Klaus Schebler auch für den Jörgentorpark kaufen will. "Spielgeräte aus Holz verursachen im Stadtgebiet 15 000 Euro an Wartungskosten pro Jahr", sagte der Bürgermeister. Seit sieben, acht Jahren gebe es nun auch Spielgeräte aus recyceltem Plastik. Bisher sei noch keine einzige Wartung notwendig geworden.

Für diesen Spielplatz so nah an der Stadtmauer kann sich Dieter Petsch allerdings nur Holz vorstellen. Sie sollten aus Robinie sein, die auch bis zu 15 Jahren halte. "Holz ist und bleibt der ökologischste Baustoff", betonte er.

Bernd Hafenrichter und Jonas Kersting von der Firma Westfalia-Spielgeräte erklärten, dass sie selbst alle aus der Holzverarbeitung kommen. Über Jahre hinweg haben sie die Geräte aus Holz und aus Plastik, die zu 100 Prozent aus recycelten Verpackungen besteht, parallel angeboten. Schließlich sei die Nachfrage nach den Holzgeräten so gering geworden, dass diese Linie eingestellt wurde. Nun gibt es nur noch die Plastikgeräte, die mit dem blauen Engel ausgezeichnet wurden. Dieter Petsch meinte, dass ihm manche Figuren einfach zu kitschig seien, doch da hielt Michael Kastl (CSU) entgegen: "Das ist das, was die Kinder wollen."

Dem stimmte Klaus Schebler zu. Ihm seien fünf negative Kommentare auf Facebook egal. Die breite Masse, mit der er es bei seinen Spielplatzbesuchen zu tun hat, würde die Geräte sehr loben. Ihr sei das Material gar nicht so wichtig, sagte Rosina Eckert. Sie wollte wissen, ob die Firma Westfalia auch kostenfreie Pläne für solche Plätze erstellt und bekam zur Antwort von Bernd Hafenrichter: "Sehr gerne, das gehört zu unserem Service dazu." Leo Pfennig fragte noch nach, ob sie es auch dann kostenfrei für Münnerstadt machen, wenn sie gar nicht den Zuschlag haben. "Selbstverständlich", lautete die Antwort.

So fasste Helmut Blank noch einmal die unterbreiteten Vorschläge zusammen und schlug vor, der Firma Westfalia die Planung zu überlassen und das Ergebnis den Bürgern vorzustellen. Klaus Schebler betonte, dass bei jedem Spielplatz zuvor die Firma auch in die Planung einbezogen wurde. "Man sollte den Vorschlag des Bürgermeisters nicht zerreden", sagte Leo Pfennig dazu. Und: "Ich schlage vor, dem zuzustimmen." So kam Helmut Blank zu dem Schluss: "Ich halte das für einen guten Kompromiss, was mich sehr freut." Der vorhandene Boule-Platz bleibt übrigens unberührt.