Dass die prächtigen Zunftstangen im Chorraum der Pfarrkirche ihren Platz haben, ist ein Zeichen dafür, dass die Zünfte in erster Linie religiöse Bruderschaften waren, wie bei Prozessionen die Stangen mitführten. In dieser Zeit waren die Zünfte und die Arbeit ihrer Mitglieder durch Zunftsordnungen streng reglementiert, wie einige Dokumente in der Ausstellung belegen.
Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam jedoch die Gewerbefreiheit. Die Zünfte konnten sich, auch in Münnerstadt, der neuen Zeit nicht anpassen und wurden aufgelöst. Wie viele Zünfte es in Münnerstadt gab, wollte ein Besucher von Nicolas Zenzen wissen. Das sei kaum zu sagen; manche Zünfte seien aufgelöst worden und andere hätten sich zusammengeschlossen. Zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert hätte es etwa 40 Berufsbezeichnungen gegeben. Es sei aber eher unwahrscheinlich, dass jeder Beruf eine eigene Zunft hatte, war die Antwort das Museumsleiter.
Folgende Berufe gab es unter anderem in früheren Jahrhunderten in der Stadt: Seiler, Schmiede, Manger (= Händler, Krämer), Zimmerleute, Glaser, Weißgerber, Bäcker, Schuhmacher, Hufschmiede, Steinmetze, Maurer, Tuchscherer, Wagner, Krämer, Dachdecker, Brauer, Lohgerber, Buchbinder, Winzer, Wollweber, Müller, Höker (= Krämer), Zinngießer, Färber, Kürschner, Schreiner, Gewandschneider, Metzger, Keßler, Küfer, Leinenweber, Kupferschmiede, Sattler, Schneider, Täschner (= Taschenmacher), Goldschmiede, Gastwirte.
Die Ausstellung "Handwerk hat goldenen Boden - der Glanz der Münnerstädter Zünfte" im Henneberg-Museum ist dienstags bis freitags von zehn bis 15 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von zwölf bis 17 Uhr geöffnet. Das Museum ist am 24., 25. und 31. Dezember, am 1. Januar 2020 sowie zwischen 7. Januar und 31. März 2020 geschlossen. Die Ausstellung läuft bis zum 3. Mai 2020.