Meisterwerk der Orgelbaukunst

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Die Orgel in der Kirche von Kleinbardorf ist grundlegend restauriert und ist eine prächtige Erscheinung. Fotos: Hanns Friedrich
Die Orgel in der Kirche von Kleinbardorf ist grundlegend restauriert und ist eine prächtige Erscheinung. Fotos: Hanns Friedrich
Bei der Abnahme spielt Regionalkantor Peter Rottmann die restaurierte Orgel. Pfarrer Gerhard Wißmüller (Sulzfeld) und Orgelbaumeister Herbert Hey und Gregor Hüllmann hören ihm zu .
Bei der Abnahme spielt Regionalkantor Peter Rottmann die restaurierte Orgel. Pfarrer Gerhard Wißmüller (Sulzfeld) und Orgelbaumeister Herbert Hey und Gregor Hüllmann hören ihm zu .
 

Für den Regionalkantor ging endlich ein Traum in Erfüllung. Älteste Orgel der Diözese Würzburg hat wieder ihren alten Klang.

Peter Rottmann, Regionalkantor und Orgelsachverständiger der Diözese Würzburg, greift zufrieden in die Tasten der Kleinbardorfer Orgel und spielt eines der bekanntesten Orgelwerke von Johann Sebastian Bach. Rottmann hatte seit 25 Jahren als Sachverständiger die Restaurierung der Kleinbardorfer Orgel forciert. Immer wieder hatte er nachgefragt und verhandelt, bis endlich das Instrument im vergangenen Jahr abgebaut und ab dann von der Rhöner Orgelbaufirma Hey (Urspringen) grundlegend restauriert wurde.

Rund 350 Jahre alt

Das Alter der Orgel schätzt Peter Rottmann auf mehr als 350 Jahre. Sicher ist, dass diese Orgel einst in der Karmelitenkirche von Bad Neustadt stand und dann um 1750 nach Kleinbardorf kam. Die Besonderheit: Der gesamte Orgelprospekt mit den bemalten Orgelpfeifen ist noch erhalten. "Das ist eine Einmaligkeit in Franken, und letztendlich ist dies auch die älteste Orgel in der Diözese Würzburg", sagt der Regionalkantor. Eine der Besonderheiten sind die bemalten Pfeifen, auf denen sogar Gesichter zu erkennen sind. "Man hat sich damals viel Zeit genommen und auch die Fantasie spielen lassen", sagt Orgelbaumeister Herbert Hey.
Er verweist auf das so genanntes "Blendwerk", hinter dem sich die eigentliche, künstlerisch wertvolle Orgel in der Kirche von Kleinbardorf befindet. "Beim flüchtigen Betrachten des schönen Rokoko-Blendprospektes entgeht einem fast der rechts dahinter aufgestellte alte Orgelprospekt aus der Zeit um 1650/1660", sagt Orgelbaumeister und Restaurator Herbert Hey von der gleichnamigen Orgelbaufirma in Urspringen in der Rhön.
Der sichtbare Orgelprospekt ist nur Attrappe und hat mit der eigentlichen Orgel keinen Zusammenhang. Hey verweist auf das von vorne nicht sichtbare frühbarocke Orgelgehäuse. Es trägt seiner Auskunft nach alle Merkmale einer Konrad-Kitzinger Orgel aus dem 17. Jahrhundert: geschuppte Pilaster, geschnitztes Rankenwerk und die facettierten und mit Ornamenten bemalten Prospektpfeifen. Schade sei nur, dass das historische Schleifladen-Orgelwerk nicht mehr vorhanden ist. Es wurde 1912 durch eine mechanische Kegellade von Orgelbauer Hofmann (Hofheim) ersetzt.
Zur Orgel erläutert Hey weiter, dass der Rokoko-Blendvorbau wohl erst Jahrzehnte später, etwa um 1750, eingebaut wurde. Die von Konrad Kitzinger aus Münnerstadt erbaute Orgel muss in der Zeit um 1650/60 datiert werden. Es liegen jedoch keinerlei Überlieferungen einer alten Disposition, also einer Klangzusammenstellung, vor. Wer die Orgel von Bad Neustadt nach Kleinbardorf gebracht hat, ist ebenso unbekannt. In den Unterlagen der Kunstdenkmäler Unterfrankens ist die Orgel lediglich mit einem Satz erwähnt: Orgelgehäuse Muschelwerkrokoko mit Lambrequins um 1750.

Keine Rekonstruktionen

Nach vielen Überlegungen hatte sich die Fachkommission, unter der Leitung von Dr. Nikolaus Könner vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in München und Regionalkantor Peter Rottmann sowie Orgelbaumeister und Restaurator Herbert Hey (Urspringen/ Rhön), dazu entschlossen, keine Rekonstruktion der Kitzinger-Orgel anzustreben.
"Wir haben den heutigen Bestand der Orgel respektiert und die Orgel denkmalgerecht restauriert", sagt Herbert Hey, Chef der renommierten Orgelbaufirma aus Urspringen. Nicht schlecht staunte Rottmann jetzt, als er von Herbert Hey auf den Dachboden der Kirche geführt wurde und dort ein Blasebalghaus zu sehen bekam. "Das haben wir extra für den alten Blasebalg gebaut, der hier noch in Teilen zu finden war", erklärte ihm Herbert Hey und zeigt auf den historischen Blasebalg, der bislang auf dem Dachboden lag und nun wieder gute Dienste tut.
Es sei einiges zu erneuern und wieder in Gang zu setzen gewesen, erklärt Orgelbaumeister Herbert Hey. Den Zustand vor der Restaurierung bezeichnet er als sehr schlecht. "Es zischte und klemmte an allen Ecken und Enden, wenn sie gespielt wurde." Das weiß auch Pfarrer Gerhard Wißmüller, der bei der Abnahme der Kleinbardorfer Orgel mit dabei war. "Jetzt ist es wieder ein Genuss, die Orgel zu hören", freut er sich.