Hammers musikalische Weltreise

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Bernd Hammer, der Bad Kissinger Stadtmusikdirektor, erzählte in Münnerstadt nicht nur von seiner Arbeit und seinen musikalischen Reisen, er unterhielt die Gäste des Erzählcafés auch musikalisch. Rechts Eugen Albert, der das Erzählcafé im Haus Sankt Michael des Julius-Spitals organisiert. Foto: Dieter Britz
Bernd Hammer, der Bad Kissinger Stadtmusikdirektor, erzählte in Münnerstadt nicht nur von seiner Arbeit und seinen musikalischen Reisen, er unterhielt die Gäste des Erzählcafés auch musikalisch. Rechts Eugen Albert, der das Erzählcafé im Haus Sankt Michael des Julius-Spitals organisiert.  Foto: Dieter Britz

Der Bad Kissinger Stadtmusikdirektor und frühere Münnerstädter Musikschul-Leiter Bernd Hammer war viel unterwegs und hat dabei sehr viel erlebt. Ein Ziel hat er noch.

"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen", lautet ein altes Sprichwort. Bernd Hammer, Stadtmusikdirektor in Bad Kissingen, ist im Dienste der Musik sehr viel gereist und kann sehr viel erzählen. Das tat er denn auch ausführlich beim Erzählcafé im Haus Sankt Michael des Julius-Spitals.
Ausführlich vorstellen musste Eugen Albert den Gast nicht, schließlich war der bis 1988 bis 2001 Leiter der Musikschule Münnerstadt. Er dirigierte unter anderem die Liedertafel, die Stadtkapelle Münnerstadt und die Trachtenkapelle Burghausen, unterrichtete Musik am Schönborngymnasium und gründete die Bigband. Er wohnt noch heute mit seiner Familie im Stadtteil Reichenbach. Geboren wurde er 1958 in Würzburg, aufgewachsen ist er in Markt Höchberg bei Würzburg.

Schlabberzeug mit Sekt

Hammer erwies sich als sehr unterhaltsamer Erzähler. Er schilderte, wie er das musische Gymnasium besuchte und danach in Würzburg Posaune und im Nebenfach Klavier studierte. Schon damals unternahm er die erste größere musikalische Reisen in die Partnerstadt von Markt Höchberg in die Nähe von Lourdes. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm, dass er dadurch eine wichtige Prüfung an der Musikakademie verpasste. Aber ein Professor hatte ein Einsehen und regelte das.
Über einen Freund, dessen Vater mit dem legendären Ernst Mosch befreundet war, konnte er zwölfmal in den Sommerferien ab 1976 nach Teneriffa fliegen und dort bei den "bayerischen Wochen" spielen. "Wir haben uns gefühlt wie die Könige, wurden auf Haziendas eingeladen, haben dort 10 000-mal ,ein Prosit der Gemütlichkeit' gespielt", sagt Hammer schmunzelnd. Auch 1992 war er in Spanien, bei der Weltausstellung in Sevilla. In Erinnerung geblieben ist ihm von dieser Reise unter anderem, dass sie Austern gegessen haben, "so ein Schlabberzeug, wir haben das dann mit Sekt nachgespült".
Doch zurück ins Jahr 1979. Bernd Hammer bekam noch vor dem Examen beim philharmonischen Staatsorchester Bremen eine Anstellung als Posaunist. "Das war eine völlig neue Welt, weit weg von daheim. Dort habe ich die meisten Erfahrungen gemacht, was Disziplin und Überzeugung anbetrifft", betont er. Etwa 30 Konzerte im Jahr, Opern und Operetten, Musicals, Ballett, alles stand auf dem Programm. Am liebsten waren ihm Richard Strauss und Richard Wagner, "denn da hat man was zu tun als Musiker im Orchestergraben", sagt er.

Empfang in der Botschaft

Unter anderem reiste das Orchester zu einem Festival nach Athen und wurde in der deutschen Botschaft empfangen. "Es gab ein tolles Buffet, doch wir hatten Order, als Letzte dorthin zu gehen. Als wir dran durften, war alles weg. Das erinnerte mich doch sehr an das Lied ,Die heiße Schlacht am kalten Buffet" von Reinhard May", erzähltHammer.
Als ihm seine Weisheitszähne Probleme machten, gab er die Stelle in Bremen auf und ging an die Musikschule Bayreuth, wo er das Bläserensemble betreute. 1988 übernahm er dann die Leitung der Musikschule in Münnerstadt. Der damalige Bürgermeister Ferdl Betzer habe ihn gefragt: "Was treibt Sie denn aus der Weltstadt Bayreuth nach Münnerstadt?"
Auch in Münnerstadt musste Bernd Hammer nicht auf musikalische Reisen verzichten. Häufig war natürlich die Partnerstadt Stenay das Ziel. "Tolle Empfänge, tolle Konzerte, Partys ohne Ende", hat er in guter Erinnerung - und dazu auch die Geschichte vom verlorenen Feuerwehrmann. Der hatte nämlich die Tür einer Toilette mit einer Wohnwagen-Tür verwechselt, und der Wohnwagen fuhr weg.
2001 wechselte er als Stadtmusikdirektor nach Bad Kissingen. Der erste Arbeitstag bleibt ihm ewig in Erinnerung, denn es war der 11. September, der Tag der Terroranschläge auf das World Trade Center in New York. In Bad Kissingen leitet er seitdem die Musikschule und das weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Jugendmusikcorps. Über 20 Konzertreisen mit dem Jugendmusikcorps ins nähere und weitere Ausland hat er in dieser Zeit unternommen. Viele Fahrten gingen in die Partnerstädte Vernon, Massa und Eisenstadt, aber auch nach Schweden und Ungarn. Aus Argentinien sind ihm "Nikoläuse in Badehose" in Erinnerung, aus China die vielen Kontrollen, aus Südafrika die hohen Temperaturen (35 Grad Celsius) - auch nachts. "Nun fehlt noch ein Kontinent, nämlich Australien", sagt Hammer.