Gezerre um den Nachlass der Münnerstädter Turner

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Das Archiv ist ein buntes Sammelsurium historischer Unterlagen. Fotomontage: Heike Beudert
Das Archiv ist ein buntes Sammelsurium historischer Unterlagen. Fotomontage: Heike Beudert
Im Dachgeschoss des Deutschordensschlosses lagert ein Teil des Turngau-Archivs mehr oder weniger unsortiert. Bürgermeister Helmut Blank informiert sich über den Bestand. Foto: Heike Beudert
Im Dachgeschoss des Deutschordensschlosses lagert ein Teil des Turngau-Archivs mehr oder weniger unsortiert. Bürgermeister Helmut Blank informiert sich über den Bestand. Foto: Heike Beudert
 

Das Turngau-Archiv in Münnerstadt ist ein Stiefkind. Sämtliche Versuche in den vergangenen 60 Jahren sind gescheitert, die Sammlung zu entstauben und wirklich zu sichern. Jetzt gibt es eine neue Entwicklung.

Der Turngau Rhön-Saale will das Archiv von Münnerstadt abziehen. Vorausgegangen sind in allen Jahrzehnten immer wieder Unklarheiten über Kompetenzen und Verantwortlichkeiten.

Seit 1952 ist diese Sammlung in Münnerstadt untergebracht. Anfangs wurde sie verwahrt, dann verwahrloste sie. Zwischenzeitlich ist sie für manchen ein echtes Ärgernis geworden, so für die Vorsitzende des Turngaus. "Ich habe das Thema satt", betont Katja Planer. "Wir nehmen alles mit", sagt Planer klipp und klar. Der TSV Bad Brückenau wolle unter dem Dach seiner Sporthalle ein eigenes Archiv einrichten. Dann wäre auch Platz für das Turngau-Archiv. Und es gibt nach Auskunft von Katja Planer auch jemanden, der sich um alles kümmern will.

Ansonsten geht es Katja Planer wie wohl den meisten. Die verstaubten historischen Unterlagen interessieren nur am Rande. Das gibt die Vorsitzende auch zu. Günter Scheuring (Vorstand im TSV) betont, er sehe die Sache neutral. "Das Turngau-Archiv geht den Verein eigentlich nichts an". Schön fände er zwar, wenn das Archiv bleiben könnte. "Das ist eine Image-Sache". Aber der TSV habe keinen geeigneten Raum und müsste auch selbst sein Archiv noch ordnen.

Der Münnerstädter TSV-Ehrenvorsitzende Peter Will aber hängt mit Herzblut an dem Nachlass und will vermeiden, dass das Turngau-Archiv aus Münnerstadt abgezogen wird. Will hat sich jetzt in einem Schreiben an Bürgermeister Helmut Blank mit der Bitte gewandt, "sich beim Turngau für den Verbleib des Turngauarchivs in Münnerstadt einzusetzen". Der Sportreferent sei bereits benachrichtigt, betont Bürgermeister Helmut Blank.

Inge Bulheller, Leiterin bei Kultourismus, wehrt sich derweil gegen Wills Hinweis im Brief, sie habe behauptet, das Turngauarchiv müsse geräumt werden. Vielmehr sei es so, dass Kultourismus schon vor einem Jahr mit Vertretern des TSV ausgehandelt habe, das Archiv könne vom Stenayer Platz in das Dachgeschoss des Deutschordensschlosses umziehen. Teile des Archivs lagern seitdem unter dem Dach des Schlosses. "Es sollten noch Regale gekauft werden", ist Bulhellers letzter Informationsstand. Deshalb liegt ein Teil der Sammlung weiterhin über der alten Aula am Stenayer Platz. Diese Abmachung sei 2013 im Zuge des Aufbaus der TSV-Jubiläumsausstellung mit den Ausstellungsmachern getroffen worden.

Björn Hein, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Kultourismus, würde bei einer Neuordnung helfend zur Seite stehen, bestätigt er. Allerdings müsste der Turngau die Federführung übernehmen. Dass die Stadt in der Vergangenheit nicht wusste, wohin mit dem Archiv, bestätigt Helmut Blank.Dass das Archiv nicht in bestem Zustand ist,weiß er auch. Nur dafür fühlt er sich nicht verantwortlich. Dieses zu pflegen, sei Sache des Turngaus, betont Blank.Inge Bulheller gibt zu bedenken, dass erst einmal geschaut werden müsse, was an Unterlagen dem TSV und was dem Turngau-Archiv zuzuordnen sei. Sie plädiert aber dafür, zu versuchen, das Archiv am Ort zu behalten.Denn: "Was weg ist, ist weg".