Der Frauen- und Männerchor der Münnerstädter Liedertafel führten geistliche Chor- und Orgelwerke von Martin Luther bis zur Neuzeit in der Klosterkirche auf.
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablasses. Luther selbst dichtete und komponierte eingängige Strophen, die die Protestanten als Protestlieder schmetterten. Der deutsche Reformator war ein begabter Musiker, der den Wohlklang von Stimmen und Instrumenten liebte. Sein musikalisches Wirken hat bestimmt auch der Gesangs- und Orchesterkultur in Deutschland Auftrieb gegeben.
Stimmungsvolles Entree
Die Luther-Ausstellung war für den Frauen- und Männerchor der Münnerstädter Liedertafel der Anlass, geistliche Chor- und Orgelwerke von Martin Luther bis zur Neuzeit in der Klosterkirche aufzuführen. "Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen." So beginnt das wohl bekannteste Lied von Martin Luther, dessen Text für den Protestantismus von großer Symbolkraft ist. Auch die Melodie gilt als sein Werk. In der fast bis auf den letzten Platz besetzten Klosterkirche war dieses Lied das stimmungsvolle Entree, welches die Liedertafel gemeinsam mit den Zuhörern anstimmte.
Regionalkantor Peter Rottmann hatte zuvor wunderbar mit dem Choralvorspiel, BWV 702 "Ein feste Burg ist unser Gott" Johann Sebastian Bachs musikalisches Glaubensbekenntnis an der Orgel hervorragend umgesetzt. A cappella intonierte danach der Männerchor das Chorwerk "Schäfers Sonntagslied", nach dem Gedicht von Ludwig Uhland, mit der Anfangs- und Schlusszeile "Das ist der Tag des Herrn" zu der Conradin Kreutzer die Melodie schrieb. Der Text ist das Selbstgespräch eines Schäfers an einem Sonntagmorgen, den er allein bei der Herde verbringt. Die christliche Bedeutung des Tages ist durch das Herüberklingen einer Kirchenglocke angedeutet. Dann sind es die Stille der Natur und die Weite des Himmels, die in dem Einsamen Gefühl und Geste der Anbetung in einer unsichtbaren Gemeinschaft auslösen. Brillant umgesetzt in Dynamik, Tempi und Rhythmus, beeindruckten die 23 Männer mit dem vierstimmigen Satz. Auch der Frauenchor zog mit "Adiemus" von Karl Jenkins alle Register. Die 25 Damen brillierten durch mehrstimmige Interpretation. Sie wurden am Klavier von Miriam Leskien begleitet.
Höchstleistung
Annemarie Kreuzer, welche die musikalische Gesamtleitung hatte, gab mit viel Körpereinsatz punktgenau den beiden Chören ihren Einsatz und trieb ihre Sängerinnen und Sänger zu Höchstleistungen an. Viel Beifall fand auch Maximilian Kreuzer, der mit zarter Saitenmusik und drei Stücken die Herzen der Zuhörer im Sturm eroberte.
Martin Luther - sein Leben und musikalisches Können - stellte Franz Gock fachkundig und interessant bei seinen Wortbeiträgen zwischen den einzelnen Konzertblöcken vor. Dank hervorragender gesanglicher Leistung, guter Liedauswahl und wunderbarer Interpretierungen der Chöre, der Gitarre und der Orgel, war das Konzert ein Hörgenuss, der Herz und Sinne berührte. Dazu kamen auch noch das wunderbare Ambiente und die bestechende Akustik der Klosterkirche. Als Zuhörer hatte man keine andere Wahl - man musste einfach dahinschmelzen - die Augen schließen und nur genießen.