"Die Würzburger Bischöfe und die Reformation" - hieß der Vortrag von Professor Wolfgang Weiß im Deutschordensschloss in Münnerstadt.
"Die Würzburger Bischöfe und die Reformation" - unter diesem Motto stand der Vortrag im Rahmen der Ausstellung "Leben nach Luther" im Deutschordensschloss in Münnerstadt. Wolfgang Weiß, Professor für Fränkische Kirchengeschichte an der Universität Würzburg, vermittelte über dieses spannende Thema zahlreiche Informationen. Interessant war dabei, dass 2017 in Würzburg ein "doppeltes Gedenkjahr" stattfindet. So feiert man nicht nur "500 Jahre Reformation", sondern begeht auch den 400. Todestag des Gegenreformators Julius Echter von Mespelbrunn. In diesem Spannungsfeld bewegte sich der Vortrag, der zeigte, dass die Grenzen der Konfessionen zumindest in der Anfangszeit noch nicht so eng gezogen waren.
Vielmehr herrschte im 17. Jahrhundert eine territoriale Vielfalt in diesem Bereich. An Beispielen von sechs Würzburger Bischöfen beleuchtete Weiß die Jahre 1517 bis 1617 und zeigte, wie sich das Verhältnis der Konfessionen in dieser Zeit veränderte und wandelte. So empfing Lorenz von Bibra Martin Luther noch höchstpersönlich in seiner Residenz auf dem Würzburger Marienberg. Unter seinem Nachfolger Konrad von Thüngen begann jedoch ab 1523 de Abwehr der neuen Lehre. Außerhalb des Hochstifts setzte sich ab da - gefördert von der Obrigkeit - die lutherische Lehre mehr und mehr durch. Unter Bischof Friedrich von Wirsberg fasste langsam die Erkenntnis Raum, dass eine innere Erneuerung der katholischen Konfession nötig sei. Unter Julius Echter von Mespelbrunn kam es dann ab 1585 zu einer Rekatholisierung des Hochstifts. "Ungehorsame" Untertanen mussten das Hochstift verlassen, was auch in Münnerstadt zu einer Auswanderungswelle evangelischer Mitchristen führte. Wolfgang Weiß führte aber auch aus, dass beispielsweise der Amtmann des Würzburger Fürstbischofs in Münnerstadt, Silvester von Schaumberg ebenfalls evangelisch war, sein Amt jedoch behielt. Noch heute ziert ein Epitaph von ihm die Kirche St. Maria Magdalena in Münnerstadt.
"Ich bin überwältigt vom Vortrag. Besonders der lokale Kolorit war sehr interessant", so ein begeisterter Besucher. Minutiös sei herausgearbeitet worden, dass man bei der Reformation und Gegenreformation nicht in Schwarz-Weiß-Denken verfallen dürfe, sondern dass diese Übergangszeit sehr viele verschiedene Facetten bietet, die auch heute noch zum Nachdenken anregen.