In unserer Serie "Straßennamen in Münnerstadt" beschäftigen wir uns heute mit Leo Weismantel, seines Zeichens Schriftsteller und Reformpädagoge.
                           
          
           
   
          Die Leo-Weismantel-Straße in der Zent ist nach einem  Schriftsteller und Reformpädagogen benannt, der auch Namensgeber einer  Straße und eines Studentenwohnheims in Würzburg sowie einer privaten  Realschule in Marktbreit ist.  Geboren wurde Leo Weismantel am 10. Juni 1888 in der  Gemeinde Obersinn in der Rhön, deren Ehrenbürger er schon 1948 wurde. 
       
Der  Kaufmannssohn besuchte sieben Jahre lang das Gymnasium in Münnerstadt,  verließ es aber kurz vor dem Abitur wegen einer nach Ansicht der Ärzte  unheilbaren Lungen-TBC. Doch er konnte mit einer Sondergenehmigung das  Abitur nachholen.  Ab 1908 studierte er in Würzburg Philologie, Philosophie  und Naturwissenschaften und schloss das Studium 1914 mit einer Doktorarbeit  über die Haßberge ab.  1915 wurde er Lehrer an einer privaten Handels- und Realschule für Knaben  in Würzburg. 
Er heiratete und veröffentlichte 1917 seinen ersten Roman  "Mari Madlen". Dieser "Roman aus der Rhön" begründete seinen  schriftstellerischen Ruf. 1920 verließ Weismantel den Schuldienst wieder  und wurde Verlagsdirektor des neugegründeten Patmos-Verlages. Er zog nach  Marktbreit, wo er freischaffend als Schriftsteller sowie pädagogisch und  politisch tätig wurde. Er schrieb eine große Zahl von Romanen, Sachbüchern,  Erzählungen, Bühnenstücken und auch Kinderbüchern.  
Von 1924 bis 1928 war  er Abgeordneter der Christlich-Sozialen Partei (1925 in "Christlich-Soziale  Reichspartei" umbenannt) im bayerischen Landtag, ohne Parteimitglied zu  sein. In seinem 1928 in Marktbreit gegründeten privaten Lehr- und  Forschungsinstitut "Schule der Volkschaft" widmete er sich in erster Linie  reformpädagogischen Themen.  1931 war er einer der Gründer der deutschen  Sektion des "Weltbundes für Erneuerung der Erziehung".   Er war unter den 88 Schriftstellern, die im Oktober 1933 das "Gelöbnis  treuester Gefolgschaft" für Adolf Hitler unterzeichneten. Doch sein  Institut musste er 1936 schließen.  
Er zog zurück nach Würzburg, wandte  sich religiösen Themen zu und schrieb Heiligen- und Künstlerbiographien.  Wegen seines Bekenntnisses zum Katholizismus wurde er 1939 und nochmals  1944 verhaftet, 1942 wurde ein Veröffentlichungsverbot erlassen. Auf einer "Weißen Liste" der US-Amerikaner mit demokratisch gesinnten  Persönlichkeiten stand auch Weismantel. Er lehnte den Posten des  Kultusministers jedoch ab. 
Danach war er Schulrat im ehemaligen Landkreis  Gemünden und Professor für Deutsch und Kunsterziehung am Pädagogischen  Institut in Fulda. Er war strikter Gegner der Konfessionsschule und der Wiederbewaffnung der  Bundesrepublik, er forderte eine Verständigung mit der DDR und UdSSR. Von  dort bekam er Beifall für seine Haltung. Deshalb wurde er im Westen als  Pazifist verfemt, eine Zeitung nannte ihn "kommunistenhörig".  Im Dezember  1954 lud ihn die Stadt Würzburg als Redner zur 150-Jahr-Feier des  Stadttheaters wieder aus, nachdem seine Teilnahme an einem  Schriftstellertreffen auf der Wartburg bekanntgeworden war. Ab 1955 wurden  seine Werke auch vom Union Verlag der Ost-CDU in Ostberlin herausgegeben. Leo Weismantel starb nach einem Herzinfarkt am 16. September 1964 in  Rodalben (Rheinland-Pfalz).  Als Ende Juli 2019 in seinem Geburtsort  Obersinn ein Leo-Weismantel-Museum eröffnet wurde, lautete der Titel des  Festvortrags treffend  "Leo Weismantel - geachtet und geächtet".