Joachim Schwigon war Schüler und später als Direktor am Gymnasium in Münnerstadt. Durch seine  eigenen Erfahrungen hat er für Schüler heute viel Verständnis.
                           
          
           
   
           "Back tot he roots" sagt der Engländer in so einem Fall, zu  Deutsch "zurück zu den Wurzeln". Auf Joachim Schwigon trifft das voll und  ganz zu. Geboren am 27. März 1955 in einem Haus in der Bauerngasse 17 in  Münnerstadt, besuchte er neun Jahre lang das hiesige Gymnasium bis zum  Abitur und war schließlich bis zu seiner kürzlichen Pensionierung acht  Jahre lang dessen Direktor. Eugen Albert konnte den Oberstudiendirektor im  Ruhestand dazu gewinnen, im Erzählcafé des Juliusspitals aus seinem Leben  zu erzählen. 
       
Mütterlicherseits hat Joachim Schwigon jede Menge Verwandte in seiner  Geburtsstadt. Sein Vater jedoch kam nach dem Krieg als Flüchtling aus  Oppeln (Oberschlesien) nach Münnerstadt. Er integrierte sich offenbar recht  schnell, denn er spielte jahrelang zuerst als Schnitter und dann als Michel  Stapf beim Heimatspiel mit, obwohl er gar kein Fränkisch konnte. Die Familie zog 1959 nach Gerolzhofen, da Joachim Schwigons Vater bei  einer Firma arbeitete, die Zigarettenautomaten aufstellte. Ab September  1961 besuchte er dort die Volksschule. Als vier Jahre später die Frage  anstand, wo er das Gymnasium besuchen sollte, entschied sich der Vater für  Münnerstadt -  "und ich stellte mir vor, dass ich bei der Oma wohnen könnte.  Meine Eltern bestanden aber darauf, dass ich ins Seminar gehe". Joachim  Schwigon erinnerte sich daran, dass er damals ein Bett in einem Schlafsaal  für fast 50 Jungen hatte und dass alle Kleidungsstücke gekennzeichnet  werden mussten, seine Nummer war 146. Sein erster Präfekt war Pater  Romuald, der Chef Pater Germanus. Der erste Junge, mit dem Joachim Schwigon  engeren Kontakt bekam, weinte vor Heimweh so viel, dass er nach ein paar  Tagen wieder daheim wohnte und als Fahrschüler in die Schule kam. 
Das Gymnasium fand er am Anfang sehr spannend, es gab neue Fächer und in  jedem einen anderen Lehrer. Die Ernüchterung kam bald. Die erste Ex wurde  geschrieben, in Erdkunde. Es ging irgendwie um Münnerstadt und Umgebung -  "ich als alter Mürschter kannte mich doch aus". Die Note fünf, die er  trotzdem dafür bekam, teilte er seinen Eltern erst mit, als er dazu eine  Eins in Mathe präsentieren konnte.  
Im Seminar musste er sich an feste  Studierzeiten gewöhnen. Wecken war um 6.30 Uhr, ab 6.45 Uhr Studierzeit, um  7.30 Uhr Frühstück und danach Unterricht, um 13.15 Uhr Mittagessen, danach  Freizeit bis 15 Uhr, Studierzeit bis 16 Uhr, Freizeit bis 17 Uhr mit  Stadtgang dienstags und donnerstags. Aber  ab 21 Uhr war Bettruhe. Diese  Zeiten änderten sich mit zunehmendem Alter und mit der Jahreszeit. Ab der  elften Klasse hatten die Schüler Einzelzimmer und konnten sich ihre Zeit  einteilen. Eines ist ihm im Gedächtnis geblieben: "Ich musste mich in der Pubertät  nicht mit Eltern ärgern, die zu wenig erlaubten. Die Patres waren im  Gegensatz den Eltern sehr liberal, wenn es zum Beispiel darum ging, zum  Jugendtanz in der Klosterturnhalle oder im Wernerkeller zu gehen. Auch  gegen den Kontakt mit Mädchen hatten die Patres nichts einzuwenden". Einmal  ging Pater Guido mit nach Reichenbach als Aufsicht. Er kam in weißen Jeans  und einem schwarzen Spitzenhemd - "alle Mädels saßen um den Pater und uns  blieb außer dem Bier nichts Anderes". Als er 14 war, gab es in Münnerstadt die beiden Bands "dragon fly" und  "Voice". Mit anderen gründete er "Magic power". Sie spielten beim  Sportlerball, beim Jugendtanz, im Semi, in der Stadtpfarrkirche.   Musik  war und blieb sein großes Hobby. Die Schule lief "eigentlich nebenbei. Ich  hatte ja genug andere Sachen zu tun, da waren die Mädchen und da war vor  allem die Band". Der Schulleiter im Ruhestand räumt deshalb freimütig ein  "aus dieser Erfahrung kann ich immer noch die Kids heute verstehen". 
Latein und Griechisch waren nicht seine Stärke und gefährdeten seine  Versetzung. Doch als versuchsweise die Kollegstufe eingerichtet wurde,  konnte er beide abwählen und Mathe und Physik als Leistungskurse wählen.  1974 bestand Joachim Schwigon das Abitur.  So etwas "Spießiges"  wie eine  Abifeier wollten die Abiturienten nicht. Jeder bekam sein Zeugnis im Büro  des Schulleiters, und das war es. 
Er ging anschließend zur Bundeswehr in  Amberg und studierte ab dem Wintersemester 1975 in Würzburg Mathematik und  Physik für das Lehramt am Gymnasium.  Nach dem Examen und dem Referendariat in Würzburg und Bad Königshofen sah  es nicht nach einer Karriere im Schuldienst aus. Er hätte einen Zeitvertrag  für einen erkrankten Kollegen in Münnerstadt bekommen können, aber nur bis  dieser Kollege zurück ist. Also lehnte er ab und  wurde Autoverkäufer in Bad  Kissingen. Nach vier Jahren übernahm er sogar die Leitung des Autohauses  als Geschäftsführer und blieb weitere vier Jahre. Doch dann zog es ihn  wieder zurück in die Schule, zunächst nach Coburg und dann nach Bad  Neustadt an der Saale. Dort stieg er bis zum Ständigen Vertreter des  Schulleiters auf. Als vor acht Jahren am Gymnasium in Münnerstadt die  Stelle des Schulleiters frei wurde, bewarb er sich erfolgreich. "Es war mir  in den acht Jahren immer ein Anliegen, den Mürschter Geist, der an der  Schule geherrscht hat und der immer noch herrscht, weiter zu tragen" , verriet er und "die Eltern und Schüler sagen zum Beispiel, dass man in  Mürscht mit vielen Problemen eben anders umgeht. Dass unsere Schule viel  persönlicher ist als manche andere".