Böse Osterüberraschung
Günter Köth selbst hat den Schaden am Morgen des Ostersonntags bemerkt. Auf seinem Handy war eine Fehlermeldung eingetroffen, und er konnte sehen, dass fast kein Strom erzeugt wurde. Dabei strahlte die Sonne vom Himmel. Köth sah nach dem Rechten, wollte seinen Augen nicht trauen. "Mein Sonntag war gelaufen", erzählt er.
Um die Wechselrichter zu entnehmen, wurden zuerst der Verteilerkasten jeder Einheit gewaltsam aufgebrochen und alle Stromkabel durchschnitten. Diese Schäden zu beheben, bedeutet einen riesigen Aufwand. Erst danach trugen die Diebe ihre Beute, die Wechselrichter weg, ebenso Kupferkabel.
Eingedrungen waren die Diebe über ein Seitentor, das aufgebrochen wurde. An zwei Stellen wurde der umgebende Zaun durchschnitten, wohl um das Diebesgut zügig wegschleppen zu können. Die Diebesbande hatte sich eine helle Vollmondnacht ausgesucht. Günter Köth hofft, dass es vielleicht Personen gibt, die zu dieser frühen Stunde etwas beobachtet haben, Jäger beispielsweise.
Nur noch sehr eingeschränkter Betrieb
Bei bestem Wetter kann die Anlage momentan gerade mal ein Viertel ihrer üblichen Leistung bringen.Wann der Betrieb wieder auf 100 Prozent geht, weiß Günter Köth nicht. "Wechselrichter sind sehr knapp und sehr gefragt". Der Münnerstädter Genossenschaftsvorstand befürchtet, dass es mindestens drei Monate dauern wird, die Ersatzbeschaffungen zu bekommen.
Die Schadenshöhe hat die Polizei mit 75.000 Euro ermittelt. Günter Köth glaubt jedoch, dass diese weitaus höher ist. Denn für den damaligen Kaufpreis - seit 2015 wird hier Strom produziert - werde man heute kaum mehr Wechselrichter bekommen. Neben dem Beuteschaden gibt es auch noch einen hohen Sachschaden. Dieser wird derzeit auf rund 20.000 Euro beziffert.
Günter Köth macht sich jetzt Gedanken darüber, wie die fünf Hektar große Fläche besser vor Diebstählen geschützt werden kann. Die Polizei habe Videokameras empfohlen. Der Münnerstädter fragt sich, ob dies bei der Größe der Anlage funktioniert.
Besserer Schutz geplant
Auf jeden Fall will die Energiegenossenschaft auch den Einbruchschutz für die neue Freiflächen-Photovoltaikanlage bei Strahlungen schnell optimieren. Hier sollen Überwachungskameras installiert werden. Auch die anderen Anlagen sollen nochmals auf den Diebstahlschutz geprüft werden.
Je mehr Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, desto höher ist nach Ansicht der Polizei der Schutz und sokleiner die Schadenshöhe, erklärt Polizeioberkommissar Andreas Laacke. Einfriedungen seien ein großes Thema ebenso wie Alarmanlagen und Videoüberwachung. Allerdings seien solche Schutzmaßnahmen sehr kostenaufwändig.
In Unterfranken ist es in diesem Jahr der dritte Diebstahl von Bauteilen einer Photovoltaikanlage, erklärt der Polizist auf Nachfrage. Im Februar gab es Diebstähle in Eibelstadt und Sulzbach, mit jedoch nur geringem Schaden. Gemessen an der Menge der Solaranlagen in Unterfranken sei die Zahl der Übergriffe gering, meint Laacke. Im Münnerstädter Fall könne man von einem herausragenden Schaden sprechen.
Dass Freiflächen-Photovoltaikanlagen oder selbst Solaranlagen auf Dächern von Dieben heimgesucht werden, ist keine neue Erscheinung. Bereits 2009 hatte das Magazin "Der Spiegel" geschrieben: "Vom Emsland bis nach Bayern ziehen Banden übers Land und montieren bei Nacht Solaranlagen von den Dächern". In Mecklenburg-Vorpommern wurde der Schaden durch Diebstähle an Solaranlagen 2021 auf mehr als 600.000 Euro beziffert.