Die Festvorbereitungen der Pfadfinder laufen auf Hochtouren. Selbst die Tischdekoration ist selbst gemacht.
Lilli und Marie-Christin wissen, wie man ohne Feuerzeug ein Feuer entfachen kann. Auch weil man so etwas bei den Pfadfindern lernt, gefällt es ihnen dort so gut. "Menschen helfen", das findet Marie-Christin ebenfalls richtig toll; vor allem das gehört zum Pfadfindersein mit dazu. Seit 70 Jahren werden die Ideale der Pfadfinderbewegung in Münnerstadt von Generation zu Generation weitergegeben.
Die Münnerstädter Georgs-pfadfinder gründeten sich 1947, als die Erinnerungen an den Krieg frisch und die Jugend nach den Jahren der Nazi-Ideologie eine neue Orientierung brauchte und suchte. Wie wichtig den jungen Leuten damals der Neuanfang war, zeigt die Tatsache, dass in der Gründungsurkunde eine antifaschistische und anti-nationalsozialistische Haltung festgeschrieben wurde.
Das klare Bekenntnis gegen Rechtsextremismus sei weiterhin in der Satzung verankert, erklärt Stadtpfarrer Pater Markus Reis. Das gefällt ihm. Ihm ist es wichtig, dass bei den Pfadfindern christliche Werte gelebt werden. Die Grundideen der Jugendgemeinschaft seien stark, sagt Reis. Die Losung "Jeden Tag eine gute Tat" gehört für Pater Markus dazu. Gut findet er aber auch, dass die Jugend lernt, eigenverantwortlich für sich selbst zu sein ohne den Nächsten aus dem Blick zu verlieren.
Die ersten Gruppenstunden 1947 fanden in der Sakristei der Kirche statt. Später waren sie im Burschenheim, an dessen Stelle heute das Jugendzentrum steht. Ausschließlich Buben waren 1947 bei den Pfadfindern zugelassen. Pfadfinderinnen gab es in Münnerstadt erst viel später. Ende der 1960er Jahre gründete sich eine Mädchengruppierung. Die Zusammenlegung beider Pfadfinder-Organisationen erfolgte 1974.
Unvergessen für alle Pfadfindergenerationen bleiben die jährlichen Fahrten, das war 1947 nicht anders als heute. Auch in diesem Jahr geht es wieder ins Zeltlager, dieses Mal zusammen mit den Bad Kissinger Pfadfindern. Stammesführerin Yvonne Sturmat möchte diese Tradition auf jeden Fall bewahren.
Lange Tradition
Gegründet wurden die Pfadfinder 1947 von Karl Halboth und Gerhard Gedig mit dem Namen "Kreuzritter" bei der DPSG. Wenig später wurde Toni Hiller Stammesführer. Bis heute ist ihm der Fortbestand der Pfadfinder ein Herzensanliegen.
2012 feierten die Pfadfinder den 50. Georgslauf, auch eine besondere Tradition. Früher hieß dieser "Stammes-Stafette". Einen Festbetrieb gab es aber nicht, erinnerte sich Alt-Pfadfinder Toni Hiller 2012. Heuer, zum Jubiläum, gibt es eine abgewandelte Form dieses Traditionslaufs. Stationen und Spielangebote finden rund ums Jugendzentrum statt.
35 Kinder sind derzeit bei den Pfadfindern aktiv. Die meisten sind zwischen neun und 13 Jahre alt. Was fehlt, sind die älteren Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, die in früheren Jahren die Leitung von Gruppen übernommen haben. Das liege nicht am mangelnden Interesse, sondern an Beruf und Studium, erklärt Florian Beudert. Der 22-Jährige versucht trotzdem, wann immer es geht, Gruppenstunden mit zu halten. Wer wegen der Arbeit oder zum Studium weggezogen ist, hat es noch schwerer, sich weiter zu engagieren. Doch bei Zeltlagern oder Veranstaltungen helfen einige weiter mit, wenn es sich einrichten lässt, freut sich Yvonne Sturmat.
So sind heute Eltern Stützen der Pfadfinderarbeit. Yvonne Sturmat war als Kind Pfadfinderin und hat jetzt als Mutter den Stammesvorsitz übernommen. 2. Vorsitzende ist Karin Mayer. Für die wöchentlichen Gruppenstunden erhalten sie Unterstützung von einem Team, zu dem auch ihre Ehemänner gehören. Die Arbeit mit den Kindern macht Yvonne Sturmat Spaß. "Im Sommer sind wir viel draußen", erklärt sie. Im Winter wird gebastelt, häufig für einen guten Zweck.
Viele Mütter und Väter packen in diesen Tagen tatkräftig mit an, damit das Jubiläumsfest gelingt. "In der Vorbereitung haben uns die Eltern sehr unterstützt", freut sich Yvonne Sturmat. Auch die Kinder sind in die Vorbereitungen einbezogen. Sie sollen wissen, dass dies ihr Fest ist, meint Yvonne Sturmat. So haben die Pfadfinder die Tischdekoration aus Salzteig selbst hergestellt. Die Stammesführerin wünscht sich, dass sich die Pfadfinder wieder von unten aufbauen. Das Fest soll ein Impuls dazu sein.
Das 70-jährige Bestehen der Pfadfinder wird groß gefeiert. Beim Fest am Samstag werden die Kinder an den verschiedenen Stationen zeigen, wie viel sie in den Gruppenstunden ganz spielerisch lernen: Themen sind Natur, Umwelt, Religion, praktische Fähigkeiten.
Jetzt hoffen alle, dass das Wetter zumindest halbwegs mitspielt. Aber die Pfadfinder sind auch für schlechtes Wetter gerüstet. Jurten sorgen nicht nur für Lagerromantik, sondern auch für trockene Füße.
Festverlauf
Wann Am Samstag, 22. April, feiern die Pfadfinder ihren Geburtstag mit einem öffentlichen Festbetrieb am und im Jugendzentrum.
Ablauf 12 Uhr Eröffnung und Mittagessen; 13 Uhr Stationen und Spiele für jung und alt; 15 Uhr Kaffee und Kuchen; 18 Uhr Treffen zum Gottesdienst. 18.30 Uhr Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Ab ca. 19.45 Uhr gemeinsamer Abend in der Jurte mit Lagerfeuer und Musik.