Die ersten Lichter gehen aus

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Die städtische Objektbeleuchtung gehört erst einmal der Vergangenheit an. Wegen der Energiekrise werden die markanten Denkmäler der Altstadt künftig nicht mehr angestrahlt. Foto: Heike Beudert
Die städtische Objektbeleuchtung gehört erst einmal der Vergangenheit an. Wegen der Energiekrise werden die markanten Denkmäler der Altstadt künftig nicht mehr angestrahlt. Foto: Heike Beudert
Die Stadt lässt gerade überprüfen, wo sie im Winter Energie sparen kann. Das Heizen der städtischen Gebäude ist ein elementares Thema.Foto: Heike Beudert
Die  Stadt lässt gerade überprüfen, wo sie im Winter Energie sparen kann. Das Heizen der städtischen Gebäude ist ein elementares Thema.Foto: Heike Beudert
 

Auch Kommunen müssen Gas und Strom sparen. Weshalb das gar nicht so einfach ist, erklärt Bürgermeister Michael Kastl.

Reicht das Gas im Winter oder nicht? Diese Frage beschäftigt auch die Stadt Münnerstadt so sehr, dass die Verwaltung in diesen Tagen einen Arbeitskreis ins Leben gerufen hat. Er soll einen Stufenplan erstellen, welche Möglichkeiten es in der Stadt gibt, sollte es tatsächlich zu den befürchteten Engpässen kommen. Gleichzeitig wurden in der Verwaltung erste konkrete Schritte zum Energiesparen in die Wege geleitet. Ab sofort werden die markanten öffentlichen Gebäude der Altstadt nachts nicht mehr beleuchtet.

Seit Jahrzehnten schon tauchten helle Strahler die Stadtpfarrkirche, das Obere Tor und die Zehntscheune in ein repräsentatives Licht, wenn es dunkel wird. Schön anzusehen war diese Beleuchtung, doch sie ist auch ein echter Stromfresser. Deshalb gehen die Lichter nun aus. Für Bürgermeister Michael Kastl ist die Abschaltung der Objektbeleuchtung auch ein Signal an die Öffentlichkeit. Er will zeigen, dass die Stadt das Energiesparen ernst nimmt.

Straßenbeleuchtung nicht betroffen

Nicht möglich ist es seiner Ansicht nach, die Straßenbeleuchtung abzuschalten oder die Anzahl eingeschalteter Lampen zu reduzieren. Hier stünden gesetzliche Vorgaben entgegen.

Während sich das Energiesparen beim Abschalten der Objektbeleuchtung leicht umsetzen lässt, wird es im Bereich der städtischen Liegenschaften schwierig. Ein tatsächlicher Lieferengpass von Gas könnte der Stadt echte Probleme bereiten, erklärt Michael Kastl. Denn alle wichtigen städtischen Gebäude, Rathaus, Schulen oder Mehrzweckhalle werden mit Gas beheizt.

Keine Panikmache

Deshalb hält Kastl einen Stufenplan für wichtig. Dieser soll alle Szenarien abdecken, von Energiesparmöglichkeiten bis hin zum Worstcase, einem Ausfall der Gasversorgung. Dies sei keine Panikmache, versichert Michael Kastl. Er möchte nur vor unliebsamen Überraschungen gewappnet sein. "Ein guter Plan hilft, am Ende die richtigen Entscheidungen zu treffen", stellt Kastl fest.

Corona und Energiesparen

Leicht wird es nicht sein, einen solchen Plan zu erstellen, weiß der Bürgermeister. Denn Corona könnte im Herbst sämtlichen Bemühungen entgegenstehen. Schon seit Beginn der Pandemie hat die Stadt durch die Corona-Auflagen in der kalten Jahreszeit mit höherem Energieverbrauch und damit Kosten zu kämpfen. So hat die Stadt auf Empfehlung Luftreiniger für ihre Schulen angeschafft. Die brauchen aber viel Energie. Das ständige Durchlüften der Klassenräume ersetzen sie dennoch nicht. Gibt es eine Herbst- und Winterwelle müssen die Fenster in den Klassenräumen wieder regelmäßig geöffnet werden, was wiederum zu einem höheren Gasverbrauch führt. Deshalb stellt Michael Kastl fest: "Wir hoffen, dass wir von einer Herbstwelle verschont bleiben."

Furcht vor Schimmelbefall

Zudem müsse ermittelt werden, wie stark überhaupt die Heizung gedrosselt werden kann. Was ist den Menschen zumutbar, die in den Gebäuden lernen oder arbeiten? Und was verträgt das Gebäude ohne Schaden zu nehmen? So ist im Deutschordensschloss im Zuge der Sanierung eine Dauertemperierung eingebaut, weiß Museumsleiter Nicolas Zenzen. Er kann noch nicht sagen, ob es funktioniert, diese zu verändern. Bürgermeister Michael Kastl geht derzeit davon aus, dass es schwierig sein wird.

Das Fehlen einer konstanten Raumtemperatur könnte den ausgestellten Kunstwerken schaden. Außerdem könnte sich bei einer fehlenden Temperierung Feuchtigkeit stärker ausbreiten, da das Gebäude ein einstiges Wasserschloss ist. Kastl fürchtet, dass sich Schimmel bilden könnte. Dieser Pilzbefall sei allgemein ein Problem, wenn es um die Frage geht, wie sehr kann eine Raumtemperatur abgesenkt werden. Der Arbeitskreis hat den Auftrag, solche Fragen abzuklopfen. Die Aufgabe geht allerdings noch weiter. Für den absoluten Ernstfall will der Bürgermeister auch wissen, ob die Stadt relevante Bereiche der Verwaltung auf anderweitig beheizbare Gebäude auslagern kann, wenn kein oder zu wenig Gas fließt, um alle Gebäude zu heizen.

Welche Alternativen gibt es?

So wird jetzt geprüft, ob es alte Rathäuser in den Stadtteilen oder Vereinsheime gibt, die noch mit Öl oder Holz geheizt werden. Es sei zu klären, ob diese im Extremfall genutzt werden können, um von dort aus das städtische Leben zu verwalten. Im schlimmsten Fall könnten so mit Gas beheizte städtische Gebäude vorübergehend stillgelegt werden.