Der Wächter über die Wiesenbrüter

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Matthias Franz ist viel mit Fernglas unterwegs, um Wiesenbrüter zu sichten. Ganz früh am Morgen ist die beste Zeit. Foto: Heike Beudert
Matthias Franz ist viel mit Fernglas unterwegs, um Wiesenbrüter zu sichten. Ganz früh am Morgen ist die beste Zeit. Foto: Heike Beudert
Der Kiebitz brütet wieder im östlichen Landkreis. Foto: Matthias Franz
Der Kiebitz brütet wieder im östlichen Landkreis. Foto: Matthias Franz
 

Eigentlich galten die Kiebitze in der Region als ausgestorben. Seit vier Jahren gibt es wieder drei Brutpaare im östlichen Landkreis.

Die Kiebitze sind eingewandert und brüten auch. Eine Erfolgsgeschichte? Damit ist Matthias Franz sehr vorsichtig. Der 21-jährige Student aus Seubrigshausen ist Wiesenbrüterbeobachter und Wiesenbrüterberater. Sein Aufgabengebiet ist ebenso selten wie die Vögel, die er im Ehrenamt kartiert, beobachtet und schützt.
Er hofft, dass die seltenen Tiere wieder dauerhaft einen Lebensraum im Landkreis finden; er kann aber noch nicht abschätzen, ob es tatsächlich gelingt. Das hängt von vielen Faktoren ab. Kiebitze reagieren zum Beispiel äußerst empfindlich auf menschliche Einflüsse. Während sie sich von technischem Gerät, also Autos oder Traktoren, eher nicht aus der Ruhe bringen lassen, fliegen sie bei menschlicher Annäherung sofort auf.
Deshalb ist Matthias Franz im Zwiespalt. Als frischgebackener Wiesenbrüter-Berater des Landesamtes für Umwelt (LfU) weiß er, dass die Wiesenbrüter zum Überleben ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden müssen. Doch zu viel Öffentlichkeit vertragen sie wiederum nicht. Deshalb bittet Matthias Franz Radfahrer und Fußgänger möglichst weiträumig von den Nestern fernzubleiben.


Fernglas immer dabei

Matthias Franz selbst macht seine Beobachtungen, so weit es geht, vom Auto aus. Dort liegen Fernglas und Fotoapparat bereit. Zur Nestsuche und -kartierung muss er die Felder aber betreten. In diesem Fall ist die Störung wichtig, um die Tiere und ihre Brutplätze schützen zu können. Der Kiebitz beispielsweise brütet hauptsächlich auf feuchten, offenen Ackerflächen. Wenn Matthias Franz weiß, wo sich die Nester befinden, gibt er seine Informationen an die Untere Naturschutzbehörde weiter. Dort versuchen die Naturschutz-Mitarbeiter mit den Landwirten eine Möglichkeit zu finden, dass die Ackerfläche während der Brutzeit eingeschränkt bewirtschaftet wird.
Es gibt verschiedene staatliche Förderprogramme, die den Verlust ausgleichen sollen. Die meisten Landwirte seien aufgeschlossen, wenn sie einen Wiesenbrüter auf ihrem Feld oder ihrer Wiese haben, sagt Franz. "Wir brauchen die Landwirte als Partner", betont der Student. Die Flur bei Großwenkheim bezeichnet Matthias Franz als "Hotspot für Wiesenbrüter" im Landkreis. Trotzdem kommen sie nur noch vereinzelt vor.Die Zahl dieser seltenen Vögel ist seit Jahren dramatisch zurückgegangen. "Von jeder Wiesenbrüter-Art liegen die Bestandszahlen im Landkreis Kissingen deutlich im einstelligen Bereich", so Matthias Franz.
Er selbst hofft, mit seiner Arbeit einen Beitrag leisten zu können, dass es auch in Zukunft in der Region Wiesenbrüter geben wird. Interessiert hat er sich schon als Kind für Vögel. 2011 hat er mit seinen intensiven Beobachtungen begonnen. Im Februar hat er den LfU-Lehrgang zum Wiesenbrüter-Berater abgeschlossen. "Es ist der Reiz, nicht nur zu beobachten, sondern aktiv etwas dafür zu tun, damit Wiesenbrüter weiter hier leben können", meint der Vogelschützer.
Seine Arbeit als Wiesenbrüter-Berater im Landkreis beschränkt sich derzeit hauptsächlich auf die Wochenenden. Unter der Woche ist Matthias Franz in Triesdorf und studiert dort Umweltsicherung. Bei der Bestandserfassung der Wiesenbrüter im Landkreis ist er deshalb auch auf die Mithilfe von außen angewiesen. Zu groß ist der Landkreis, um ständig alle Bereiche beobachten zu können. Wer Hinweise auf einen Wiesenbrüter in einer Feld- oder Wiesenfläche hat, kann sich bei ihm melden. Dann kommt Matthias Franz und schaut, ob sich die Vermutung bestätigt. Einen Kiebitz kann man relativ gut an seiner Federhaube erkennen. Bei anderen Wiesenbrütern ist die Bestimmung teilweise schon recht schwierig. Den Wachtelkönig hat Matthias Franz beispielsweise noch nie gesehen, sondern nur gehört. Der Vogel ist nachtaktiv und bleibt dem Auge in der Regel verborgen. Ihn erkennt der Fachmann allerdings gut am Gesang.

Wiesenbrüter Zur Familie der Wiesenbrüter gehören: Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine, Grauammer, Wiesenpieper, Braunkehlchen, Wachtelkönig, Großer Brachvogel. Sieben der neun Wiesenbrüterarten sind in Bayern vom Aussterben bedroht.

Vorkommen Im Landkreis kommen gesichert vor die Bekassine, der Wachtelkönig und der Kiebitz. Nicht gesichert ist das Vorkommen von Grauammer, Wiesenpieper und Braunkehlchen. Großer Brachvogel, Uferschnepfe und Rotschenkel kommen nicht vor.

Häufigkeit Die Bestandszahlen der im Landkreis vorkommenden Wiesenbrüter liegen im einstelligen Bereich.

Hinweise Wer Wiesenbrüter beobachtet hat oder auf einem Feld vermutet, kann Matthias Franz informieren.Email: wiesenbrueter.kg@web.de