Der Atmungstherapeut: Gewinn für Klinik und Patienten

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Die ärztliche Visite mit Chefarzt Bernd Seese (rechts) und Oberarzt Jan Koch begleiten bei beatmeten Patienten auch Atmungstherapeuten wie Petra Will und Patrick Hartmann. Gemeinsam beurteilen sie die Fortschritte ihrer Patienten und besprechen die weiteren Therapien. Foto: Heike Beudert
Die ärztliche Visite mit Chefarzt Bernd Seese (rechts) und Oberarzt Jan Koch begleiten bei beatmeten Patienten auch Atmungstherapeuten wie Petra Will und Patrick Hartmann. Gemeinsam beurteilen sie die Fortschritte ihrer Patienten und besprechen die weiteren Therapien. Foto: Heike Beudert

Der Atmungstherapeut ist im Thoraxzentrum die Schnittstelle zwischen Pflegepersonal und Arzt. Atmungstherapeuten sind Physiotherapeuten oder Intensivpfleger mit einer zweijährigen Zusatzausbildung. Patienten, die beatmet werden müssen, profitieren davon.

Im vergangenen Jahr fand die Jahrestagung der Atmungstherapeuten innerhalb der deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) an der medizinischen Hochschule Hannover statt. 2014 wird man in Heidelberg tagen. In diesem Jahr aber ist das Thoraxzentrum des Bezirks Unterfranken in Münnerstadt Gastgeber dieser hochkarätigen Fachtagung. Darauf sind nicht nur die Atemtherapeuten des Hauses stolz, sondern auch Chefarzt Dr. Bernd Seese. Diese Tagung sei wichtig für die Region, ist Seese überzeugt. "Sie zeigt, dass Kompetenz nicht nur in Hamburg oder München sitzt, sondern auch woanders entsteht." Veranstalter sind die Klinik und der Förderverein für Pneumologie und Thoraxchirurgie in Münnerstadt.

Rund 100 Teilnehmer werden zu dieser Tagung erwartet. Sie werden aus der ganzen Bundesrepublik, aber auch aus dem benachbarten Ausland anreisen. Hochkarätig sei auch das Referentenfeld, erklären die beiden Atmungstherapeuten Petra Will und Patrick Hartmann. Mit Prof. Dieter Köhler habe man als Referenten den "Papst des Weanings" gewinnen können, ergänzt Bernd Seese.

"Prolongiertes Weaning" heißt das Thema der Tagung. Dahinter versteckt sich ein hochspezialisiertes Gebiet in der Medizin. Beim prolongierten Weaning werden langzeitbeatmete Patienten Schritt für Schritt wieder von der Beatmungsmaschine entwöhnt. Das Thoraxzentrum gehört zu den wenigen Fachkliniken in Deutschland, die eine solche Weaningabteilung anbieten.

Deshalb arbeiten in dieser Abteilung auch drei speziell ausgebildete Atmungstherapeuten. Jürgen Müller, der Leiter der Intensivstation, hat diese Qualifikation, ebenso Petra Will und Patrick Hartmann. Ein weiterer Mitarbeiter befindet sich in der Ausbildung.

Zu Atmungstherapeuten können sich sowohl Physiotherapeuten, als auch Intensivpfleger ausbilden lassen. Petra Will kommt von der Physiotherapie, Müller und Hartmann von der Intensivpflege. Die Atmungstherapeuten können in Diagnostik, Therapie und Dokumentation Aufgaben übernehmen, die bisher überwiegend von Ärzten ausgeführt wurden. In den USA gebe es dieses Berufsbild schon viel länger, erläutert Petra Will. In Deutschland ist dieser Beruf noch jung. Erst seit 2005 gibt es diese Zusatzqualifikation. "Wir sind die Schnittstelle zwischen Arzt und Pflegekraft", betont Petra Will. Sie und ihre Kollegen könnten gezielte Therapien vornehmen und in Absprache mit den Ärzten Therapiepläne erstellen.

Bernd Seese hält viel von der Zusammenarbeit mit den Atmungstherapeuten im Haus. "Bestimmte Dinge sind nicht so auf dem Radarschirm eines Arztes", meint Seese; physikalische Maßnahmen seien in der Arztausbildung einfach nicht so präsent. Die Atmungstherapeuten hätten diese professionell gelernt. Deshalb sei diese Schnittstelle zwischen Arzt und Pflege eine Bereicherung und Entlastung für alle Seiten. Bei den täglichen Visiten sind im Thoraxzentrum immer Arzt und Atmungstherapeut am Bett der beatmeten Patienten. Die Tagung in Münnerstadt bietet Fachvorträge und Workshops. Gedacht ist sie für alle medizinischen Berufsgruppen, also nicht nur für Atmungstherapeuten, sondern auch für Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Ärzte, erläutert Petra Will. Das Thema "Beatmung" sei nicht nur für Spezialkliniken wichtig, sondern für alle Krankenhäuser mit Intensivstationen.

Die Jahrestagung der Atmungstherapeuten findet am Samstag, 16. November, im Thoraxzentrum des Bezirks Unterfranken in Münnerstadt statt. Prolongiertes Weaning ist das Thema der Jahrestagung. Beginn ist um 9 Uhr. Die Teilnehmer können verschiedene Vorträge und Workshops besuchen. Die Vorträge befassen sich mit der Beatmung von Patienten im klinischen und außerklinischen Bereich.

In den Workshops können die Teilnehmer praktische Erfahrungen sammeln (Bronchoskopie, Sekretmanagement, Basale Stimulation, Praxis der Beatmung). Ein Forum der Atmungstherapeuten beschließt die Tagung. Für die Tagung sind noch Anmeldungen möglich: email: H.Erdmann@tzbu oder unter 09733/62-3710 (Heidi Erdmann).