Mit Leib und Seele Musiker

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Erhard Schuhmann ist seit 60 Jahren Mitglied der Schönderlinger Kapelle. Dafür haben ihm seine Musikkameraden jetzt gedankt. Auch andere Mitglieder der Kapelle wurden geehrt. Und gespielt wurde natürlich auch.

Mit einer ergreifenden Laudatio und stehenden Ovationen für ihren Musikkameraden bedankte sich die Musikkapelle im Rahmen ihres Jubiläumskonzertes bei Erhard Schuhmann: er ist seit 60 Jahren aktives Mitglied in der Musikkapelle Schönderling.
"Ich fühle mich geehrt, diese Laudatio sprechen zu dürfen und verneige mich vor meinem Opa" bedankte sich Marie Schuhmann, die zweite Vorsitzende der Kapelle und Enkelin des Jubilares für dessen Einsatz zu Gunsten des Vereins. "Unzählige Male beim Aufbau von Festzelten geholfen, zig Kilometer mit dem knatternden Bus die Anlage zum Auftrittsort befördert, immer wieder Antriebsfeder für Ideen", sind nur einige markante Eckdaten, die sie erwähnte.
Für Erhard Schuhmann ist das Musizieren so selbstverständlich, dass er sich an die Anfänge kaum erinnert: "Mein Vater hat nach dem Krieg in den Wintermonaten jeden Abend mit mir geübt". Erst habe er auf einer Trompete geübt, schon bald sei er auf "sein" Tenorhorn umgestiegen. Irgendwie waren die Instrumente einfach da. Sein großer Bruder spielte den Bass, den Großvater Johann Benedikt einst mit dem Fahrrad von Schweinfurt nach Schönderling transportiert hatte.
"Da sprach noch niemand von musikalischer Früherziehung, keiner sprach davon, dass Musik die geistige Entwicklung eines Kindes positiv prägen kann", sagte Marie Schuhmann und umschrieb in ihrer Laudatio die Kompetenz ihres Großvaters: "Gesellig, kameradschaftlich, umsichtig und tolerant".
Unvergessen bleibt für den 72-Jährigen sein Premieren-Auftritt: es war der Erstkommuniontag in Schönderling. Da spielte der damals 11-jährige Knirps zum ersten Mal bei der Kapelle mit. Nur wenige Jahre später, "ich war noch keine 15 Jahre alt", spielte er bei Tanzveranstaltungen in der Wirtschaft mit. Auch half er oft bei den Schondraer Musikanten als Vestärkung aus. Mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß ging's in den Nachbarort.

Lob von der Kreisvorsitzenden und vom Landrat


Auch die Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes, Birgit Döhler, dankte dem Jubilar: "Eine Musikkapelle kann nur bestehen mit engagierten Musikern". Und das tut die Schönderlinger Kapelle, nämlich genau 145 Jahre. "Nicht unbedingt ein rundes Jubiläum", gab Landrat Thomas Bold (CSU) zu bedenken, doch sei dieses Alter eine "Wahnsinnsleistung". Die Kapelle gehöre damit zu den ältesten im gesamten Landkreis.
Heimatverbundenheit demonnstrierten auch die liebevoll ausgewählten Bilder, die Jürgen Hüfner während des Konzertes im Hintergrund mitlaufen ließ. Zeigten sie doch einen Rundgang durch Schönderling - früher und heute. Auch bei der Stückeauswahl hatte Dirigent Erich Weber Wert auf lokalen Bezug gelegt und ein buntes Programm zusammengestellt. Während im ersten Teil Polkas und Märsche dominierten, gab der zweite Teil einen Einblick in moderne Interpretationen der Blasmusik.
Die meisten Stücke wurden bei diesem Konzert das erste Mal zu Gehör gebracht, sie waren durchweg anspruchsvoll und teilweise Kategorie "Oberstufe". Durchs Programm führten kompetent und unterhaltsam Markus Greifensteiner und Beatrix Lieb. Ob die Klänge der "Heimatgrüße" oder "Am Mühlbach" - alle Stücke waren kurzweilig und mit interessantem Hintergrundwissen anmoderiert, immer vereinigten sich die Töne der Instrumentengruppen zu einem Gleichklang, der die Zuschauer anzusprechen wusste.

Treffendes Motto


"Mit allen Registern" war das Jubiläumskonzert der Schönderlinger Kapelle umschrieben, denn jede Instrumentengruppe konnte sich eindrucksvoll präsentieren. Die Jungmusikanten, die ihre Stücke unaufgeregt ansagten, wurden von Nadja Röder und Pascal Reh unterrichtet. Drei junge Musiker wurden für 10-jährige Mitgliedschaft geehrt: die Schlagzeuger Christian Beck, Christian Gerlach und David Hahn.
Besondere Ehre hat sich Bernd Beck verdient: Er ist seit 40 Jahren bei der Kapelle, obwohl er schon längst nicht mehr in Schönderling wohnt. "Wenn er nicht wäre, wäre der ganze Rhythmus der Kapelle in Gefahr" sagte Laudatorin Angelina Zeller und merkte humorvoll an, "dass man ihn nicht sieht, weil er so weit hinten sitzt und das Instrument größer ist als der Mensch, der es spielt." Er wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Diese Auszeichnung hat Erhard Schuhmann schon längst. Und so erhielt er eine Urkunde und seitens des Nordbayerischen Musikbundes eine Anstecknadel mit Diamant. Augenzwinkernd stellte er seinen Musikkameraden in Aussicht, noch zehn Jahre mitzumachen.
Eindrucksvoll bewiesen die Schönderlinger Musiker, dass es ihnen gelingt, mehrere Generationen in einem Verein zu vereinen. Das wurde deutlich in einem Gedicht, das Dirigent Erich Weber selbst geschrieben hat. "Das ist nicht immer leicht", weiß auch Erhard Schuhmann: "Die Älteren bevorzugen natürlich die Böhmische Blasmusik, während die jungen Musikanten gerne moderne Lieder vortragen". Dennoch fühlt er sich in dieser Gemeinschaft wohl. "Gerade der große Altersunterschied macht das Zusammensein interessant", mag der dreifache Vater, neunfache Großvater und seit einem Jahr stolze Urgroßvater den Umgang mit Menschen.
Das Publikum schien mit dem Jubiläumskonzert hochzufrieden, kam die Kapelle doch um einige Zugaben nicht herum. "Wir bekamen einen Überblick über das musikalische Leistungsspektrum", fasste Bürgermeister Bernold Martin den Abend zusammen.