Die euphorische Aufbruchsstimmung konnte man förmlich spüren im Feuerwehrhof Nüdlingen.
Dort starteten 114 Wallfahrer ihre fünftägige Wanderung zur Basilika in Vierzehnheiligen. Begleitet werden sie dabei von zehn Musikern, die die Wallfahrtskappelle bilden.
Seit mehr als 100 Jahren pilgern die Nüdlinger über Poppenlauer und Thundorf nach Kerbfeld. Von dort geht es am nächsten Tag weiter nach Leudershausen, Hofheim und Goßmannsdorf, bis am Nachmittag dann endlich Vierzehnheiligen erreicht wird.
Die erfahrenen Wallfahrer erkennt man schon an ihrem Holzkreuz um den Hals, und natürlich am guten Schuhwerk. Ihre Gründe, die Strapazen einer 90 kilometer langenWanderung auf sich zu nehmen, sind vielfältig. So läuft Johannes Pal schon seit zehn Jahren aus Familientradition mit. "Mein Vater läuft schon seit über 30 Jahren nach Vierzehnheiligen und hat mich und meinen Bruder wohl damit infiziert."
Franz Schäfer ist seit 26 Jahren als überzeugter Wallfahrer dabei und fährt mit seinem Bulldock Gepäck und Verpflegung hinterher. Während er die Taschen auf den Anhänger wuchtet, erzählt er: "Wenn jemand laufen kann, ist es eine schöne Woche."
Ellen Diemer aus Gemünden nutzt die Zeit für sich und zum Beten. Sie hat die Pilgerwanderung von Nüdlingen nach Vierzehnheiligen als Geheimtipp empfohlen bekommen und ist seit fünf Jahren begeistert dabei. Besonders gefallen ihr die Herzlichkeit und die Gemeinschaft. "Meine Gebete beziehen sich oft auf Berufliches. Vor ein paar Jahren verlor mein Sohn seinen Arbeitsplatz, ich habe dafür gebetet, dass es eben weitergeht. Dieser Wunsch hat sich erfüllt", berichtet sie.
Dafür hat sie auch schon so einige Anstrengungen auf sich genommen. Letztes Jahr sind ihr die Schuhe voll Wasser gelaufen: "Bei jeder Pause habe ich mir Taschentücher in die Schuhe gelegt, aber aufgegeben habe ich nicht. Meine Füße sind eben stärker als meine Schuhe."
Bernhard Kiesel läuft schon seit 1990 mit. Ihm gefällt auch das Gemeinschaftsgefühl während der Wanderung. "Alle haben Freude und das gleiche Ziel vor Augen. Der Kopf wird frei und der Alltag rückt in weite Ferne. Das kann kein anderer Urlaub leisten", sagt er. Am Freitag werden die Wallfahrer zurückerwartet und in Nüdlingen wieder empfangen.
Larissa Renninger