Erna Kirchner feiert am Donnerstag einen besonderen Geburtstag.
"Ich will hundert Jahre alt werden", ist ein häufiger Satz, wenn Menschen vom eigenen Alter sprechen. Doch nur die wenigsten erreichen diese Zahl tatsächlich. Erna Kirchner aus Wollbach feiert am Donnerstag ihren 100. Geburtstag. Auch in schweren Zeiten verlor die Seniorin nie ihren Mut.
Den Mut nie verloren
Die Wollbacherin Erna Kirchner hat in diesen Jahrzehnten viel erlebt - nicht nur Gutes. Ihr Leben war geprägt von den schweren Zeiten des Zweiten Weltkrieges, großer Armut in der Nachkriegszeit und der Rhöner Enthaltsamkeit. Ihren Mut verlor die Seniorin, trotz der vielen Krisen, allerdings nie. "Mein Leben gefällt mir und froh bin ich immer", sagt Kirchner. Und: Mit drei Kindern, sechs Enkeln und neun Urenkeln hat sie auch allen Grund dazu.
Am 7. April 1922 kam Erna in Zahlbach als ältestes Kind ihrer Eltern Sabina und Reinhard Schmitt auf die Welt. Dort wuchs sie gemeinsam mit ihren vier Brüdern auf. Ihre Eltern unterstützte sie vor allem bei Arbeiten im Haus, Garten oder in der Landwirtschaft. Das Nähen und diverse Hausarbeiten brachte ihr eine der örtlichen Nonnen bei. Mittlerweile sind sowohl die Eltern als auch drei ihrer Brüder leider verstorben. Einer der Geschwister fiel bereits mit gerade einmal 18 Jahren im Zweiten Weltkrieg: "Er wurde aus der Schule entlassen und fort war er. Wir haben ihn nie wieder gesehen", beschreibt die Hundertjährige.
Im Alter von 24 Jahren heiratete sie im Februar 1947 ihren Ehemann Martin Kirchner. Gemeinsam baute sich das Paar ein altes Haus in Wollbach um, in dem die Seniorin bis vor zehn Jahren lebte. Neben der Erziehung der drei Kinder arbeitete sie in der kleinen Landwirtschaft mit, die sie sich zusammen mit ihrem Mann aufgebaut hatte. Zusätzlich bediente sie an den Wochenenden einige Jahre lang im Wollbacher Tanzlokal "Rhön", um die Familie finanziell zu unterstützen.
Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahr 1996 blieb Kirchner noch knapp 15 Jahre allein in dem gemeinsamen Haus des Ehepaares wohnen und erledigte ihren Haushalt selbstständig. Seit knapp zehn Jahren lebt sie nun bei ihrer ältesten Tochter Eva Schwab, die sich um die Rentnerin kümmert. Die Familie war ihr schon immer sehr wichtig. "Sie hat stets versucht, für alle da zu sein - auch heute noch", betont Schwab.
Und: Auch Kirchner kann sich immer auf die Unterstützung ihrer Kinder, mitsamt deren Angehörigen verlassen. "Die Familie kommt oft zu Besuch. Der Zusammenhalt ist sehr groß", beschreibt die Tochter. Neben der Familie gaben der Seniorin in schwierigen Zeiten oft auch ihr Glaube und die Dorfgemeinschaft großen Halt. Mittlerweile fühle sie sich aber etwas einsam. "Die jungen Leute im Dorf sehen einen nicht und die Alten sind nicht mehr da", beschreibt sie.
Von Krankheit nicht verschont
In ihren 100 Lebensjahren blieb sie auch von Krankheiten nicht verschont. Sowohl ein Tumor im Kopf als auch Brustkrebs konnten der Wollbacherin nichts anhaben. "Ich habe schon viel mitgenommen, aber trotzdem nie den Mut verloren", verdeutlicht sie.