Mehr als nur eine Gastwirtschaft

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Ein beliebtes Ausflugsziel ist Maria Bildhausen. Der Biergarten war im Sommer immer eine besondere Attraktion für die Besucher, von denen viele Mit dem Rad kamen. Foto: Archiv/Anton Then
Ein beliebtes Ausflugsziel ist Maria Bildhausen. Der Biergarten war im Sommer immer eine besondere Attraktion für die Besucher, von denen viele Mit dem Rad kamen.  Foto: Archiv/Anton Then

Nach der Entscheidung, die Klostergaststätte in Maria Bildhausen nicht mehr zu öffnen: Eine Nachbetrachtung.

Bei Maria waren nicht viel Worte nötig: Auf den Handrücken gedeutet, dann zwei Finger in die Luft: Das bedeutete, ich will zwei dunkle Ursberger Klosterbier. Hätte es ein helles Bier sein sollen, hätte ich auf die Handinnenfläche gedeutet. Hell. Maria wusste bescheid. So ist das gewesen, im Biergarten in Maria Bildhausen. Und jetzt soll das nicht mehr sein, der Klostergasthof schließt.

Nachricht war ein Schock

Am Samstag war diese Schlagzeile nicht nur für mich ein Schock, sondern für sehr, sehr viele Menschen in der Region. Die angekündigte Schließung passt so gar nicht in unser Bild des Gasthofes und unsere Erfahrungen. Hier war doch immer was los. Wanderer haben hier Station gemacht, viele sind auf Tagestouren vorbei gekommen und auch über Nacht geblieben. Maria Bildhausen im gleichnamigen Forst ist ein zentraler Anlaufpunkt.


Der Fränkische Marienweg führt hier vorbei, zwischen Münnerstadt und Bad Neustadt und weiter Richtung hohe Rhön und Kreuzberg ist das Kloster ein wichtiger Anlaufpunkt. Kurzwanderungen aus der Umgebung haben mich und meine Frau immer wieder hierher geführt, ob von Bad Neustadt aus, von Münnerstadt aus, von Rödelmaier oder (die ganz kurze Variante) von Rheinfeldshof aus. Nach Bildhausen laufen, Rast machen, nach Hause laufen. Laufen können wir ja noch immer die Wege, aber ohne Rast in Bildhausen ?

Schon früher etwas Besonderes

Aber nicht nur zur Einkehr war ein geöffneter Gasthof ein wichtiger Faktor des Klosters. Seit ich mich erinnern kann, gab es diesen. Früher, in meinen jüngeren Tagen, gab es hier einen schmalen Gastraum. Nichts Großartiges. Vielleicht sechs Meter lang auf drei Meter, so um die 30 Sitzplätze. Man war unter sich. Bildhausen war für die Kenner. Eine Durchreiche gab es zur kleinen Küche. Dienstags war Kesselfleischtag. In der Klostermetzgerei wurde geschlachtet und im kleinen Gastraum gab es Kesselfleisch. Das war was Besonderes.

Bierverkostung mit Folgen

Maria Bildhausen war immer Ausflugsziel. Jeder meiner Verwandten, jeder Besucher bei uns, Freunde und jeder Bekannter wurde mit Maria Bildhausen bekannt gemacht. Mit Greg aus Kanada haben wir abends draußen unter den Kastanien (die standen damals noch) vor dem Gasthaus gesessen, das Abendessen hat uns geschmeckt und bis in den Sonnenuntergang hinein haben wir von der Idylle der Klosteranlage, den herrlich hergerichteten Gebäuden und der guten Mahlzeit geschwärmt. Mein Neffe aus Michigan/USA wollte unbedingt mal das dunkle Klosterbier probieren und nach dem zweiten hab' ich ihn dann nach Hause gebracht.

Eckhard, mein Kollege von den Lübecker Nachrichten, hat mit uns hier gesessen und Karl Weber, seines Zeichens in Münnerstadt bestens bekannter Hornusser und Industriedesigner aus der Schweiz, konnte sich hier nicht sattsehen. Maria Bildhausen ist für alle, die mal abseits ausgetrampelter Pfade ein paar Augenblicke Ruhe suchen, schon immer eine Oase gewesen. Früher habe ich manchmal meinen Nachhauseweg von der Arbeit hier unterbrochen, mich auf die Bank an der Streuobstwiese hinter dem Gasthaus gesetzt und einfach noch mal durchgeschnauft. Das ist Maria Bildhausen.

Treffpunkt für Familien

Hier sind unzählige Familien zusammen gekommen und haben ein besonderes Ereignis gefeiert. Ich erinnere mich an einen Samstagnachmittag, als aus dem Festsaal die Stimme von Radka Ludova-Remmler nach Draußen klang. Wir saßen unter den Kastanien und haben gelauscht. Welch eine Idylle. Als Radka geendet hatte, kam ein Bekannter aus Bad Kissingen aus dem Saal, der in Maria Bildhausen für seine 90-jährige Mutter zu deren Geburtstag eingeladen hatte. Öfters standen wir vor verschlossenen Türen, weil drinnen Hochzeiten und andere Feierlichkeiten waren. Maria Bildhausen mögen alle, die Maria Bildhausen kennen.

Rast unter den Kastanien

Und im Sommer: Die alte Scheune wurde vor etlichen Jahren ausgebaut. Davor wurden Kastanien gepflanzt, die jetzt so langsam die richtige Größe zum Schattenspenden erreicht haben. Ab 1. Mai war an den Sonntagen hier immer geöffnet und wer sich mit seinem Fahrrad den Berg herauf gequält hatte, schätzte die Rast in der Klosteranlage unter den Kastanien.

Aber es sind nicht nur die touristischen Aspekte, die mich über die Schließung des Klostergasthofes so traurig machen. Es ist auch immer die Begegnung mit den in Maria Bildhausen betreuten Menschen gewesen, die mir fehlt. Und vielleicht auch denen. Sie waren ein selbstverständlicher Bestandteil gewesen, wenn man Maria Bildhausen besucht hat. Sie saßen am Tisch neben dir und hin und wieder haben wir auch ein paar Worte gewechselt. Die Betreuten sind immer da gewesen. Sie gehörten auch zum Gasthof, wo sie einen Nachmittagskaffee mit Kuchen nahmen und im Sommer ein Eis.

Als Besucher Bildhausens ist man gleichzeitig auf die Arbeit, die hier geleistet wird, aufmerksam geworden. Man hat etwas über Dominikus Ringeisen erfahren, über die Geschichte der Anlage, den desaströsen Zustand der Gebäude in den 1960-er Jahren, die immensen Anstrengungen, die die Schwestern St. Josefkongregation (Ursberg) unternommen haben, um hier alles auf Vordermann zu bringen. Diese Begegnungen werden fehlen. Hier hat man Freunde getroffen, hier hat man Geschichte erfahren, hier hat in die Heimat eintauchen können.

Gedanken kreisen um Maria

"So sieht das Ende eines lieb gewordenen Stücks Heimat aus", hat der Kollege Thomas Malz am Samstag geschrieben. Richtig. Das ist es. Maria Bildhausen ist mehr als eine Gastwirtschaft, aber sie war der zentrale Treffpunkt, hier ist das Leben in Bildhausen zusammen gekommen. Und Maria? Hoffentlich findet sie wieder einen so schönen Ort, wo sie arbeiten darf.