Martina Schwarzmann unterhält den vollen Regentenbau mit bissigen Ansichten zu depperten Familientreffen und Dreckwäsche von Supertypen.
Locker sitzt die Kabarettistin Martina Schwarzmann im großen Saal des Regentenbaus auf ihrem Hocker und macht Small Talk mit dem Publikum. "Da habt ihr einen ordentlichen Saal für mich her gebaut", witzelt sie zu Beginn. "Gscheid gfreid" heißt das aktuelle Programm, mit dem sie die absurden Seiten des Alltags aufspürt. Im Plauderton, mit oberbayerischem Akzent und schwarzem Humor erzählt und singt sie etwa über das Familienleben, über Essen und Trinken und
Technik. Egal welches Thema, sie findet immer einen ausgefallenen Blickwinkel, der ihre Geschichten so amüsant macht. Von Schwarzmann lassen sich die rund 1000 Zuschauer überall hinleiten, sommerlich zum Badesee, aber auch zum Friedhof.
Beim letzten Seeausflug habe ihre Tochter gemeint: "Glückstag. Alle nackert." Und schon singt Schwarzmann über all die Glückstage, die man haben kann: "Wenn's lafft, dann lafft's." Mit ihrer ländlichen Herkunft
schöpft Schwarzmann immer aus dem Vollen: Sei es die "depperte" Verwandtschaft, die schon da ist, wenn man selbst geboren wird, die eigenen Kinder, die die Wohnung für osteuropäische Einbrecher uninteressant machen oder der Super-Typ, von dem man vorher nie gedacht hätte, dass man mal seine Dreckwäsche wäscht. Dabei kommt die 37-Jährige dank ausschweifender Fantasie vom Hölzchen aufs Stöckchen und lässt es mit jeder Wendung lustiger werden.
Kabarett ohne Klischees
Das Dasein als Hausfrau und Mutter ist bei Schwarzmann ein eigenes Kapitel mit hohem Wiedererkennungswert. Ihre große Stärke: Sie formuliert keine einzige erwartbare Zeile, für Klischees ist sie zu scharfsinnig. "Nicht alles wegräumen, so bekommt man dank Fußbodenheizung prima Bananenchips", rät sie. Auch die bayerische Lebensart ist ihr ein wichtiges Thema.
Bissig nimmt sie die Heimat und ihre Bewohner aufs Korn. Die Haare geflochten, das Mundwerk lose, ihr Publikum liebt sie dafür. Eine große Show braucht sie nicht: Barhocker und Gitarre reichen, um das Publikum einzunehmen. Wenn Schwarzmann zum nächsten Lied ansetzt und dann innehält, um eine Geschichte abzuschließen, lauert hinter der Spontanität berechnete Akkuratheit.
"Multitasking ist ein Riesenscheißdreck", singt sie und spielt gleichzeitig fein die Gitarre.
Als die gelernte Köchin den Beruf aufgab, weil es auf der Bühne prächtig lief, behielt sie ihre Bodenständigkeit bei. Texte und Lieder schreibt sie in entwaffnendem Dialekt. Das macht sie sympathisch. Jeder kann mitfühlen, wenn sie mit schwarzem Humor von der letzten Familienbegegnung berichtet.
"Verwandtschaftstreffen müssen mindestens eine halbe Stunde Fahrt haben, damit man auf der Rückfahrt genügend Zeit für die Nachbesprechung hat."