Markant gemalte Charakterköpfe

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Alison Cundiff vor einem ihrer WerkeFoto: Dieter Britz
Alison Cundiff vor einem ihrer WerkeFoto: Dieter Britz

Alison Cundiff stellt ihre in der Marienanstalt entstandenen Werke auch dort aus.

Alison Cundiff hat die Gabe, mit wenigen Strichen den Charakter eines Menschen unverwechselbar auf Papier herauszuarbeiten. Die 24-jährige Künstlerin, eine sympathische Deutsch-Amerikanerin, lebt seit sechs Wochen im Rahmen des else-Kunstprojektes in der Marienanstalt und hat in dieser Zeit eine große Zahl von Bildern gemalt und gezeichnet. Bei der Eröffnung ihrer Ausstellung mit dem etwas düsteren Titel "pandemic", zeigte sie, wie kreativ sie dabei war.
Diese Ausstellung ist übrigens die letzte, danach wird die Marienanstalt wieder zu dem, was sie bis vor wenigen Wochen war: ein leerstehendes, halb verfallenes Haus.
Die meisten Bilder, die Alison Cundiff im Erdgeschoss der Marienanstalt zeigt, sind eher kleinformatig und Schwarz-Weiß, einige wenige haben zusätzliche farbliche Elemente oder sind in Farbe. Fast alle haben gemeinsam, dass Cundiff mit wenigen sparsamen Strichen, manchmal fast holzschnittartig, die Charakterköpfe ausarbeitet. Die zahlreichen Besucher, die zur Eröffnung gekommen waren, waren denn auch sehr angetan von den ausdrucksstarken Bildern in Tusche und Mischtechnik.
Mia Hochrein, die else-Macherin, lobte Alison Cundiff für ihre besonders markante Art, die Charakterköpfe darzustellen. Und sie wies auch darauf hin, dass damit der Ausstellungs-Reigen in der Marienanstalt beendet ist. Der zweite Bürgermeister Norbert Reiter, der sich schon mehrfach bei Ausstellungseröffnungen als Fan des else-Projektes "geoutet" hatte, dankte Mia Hochrein im Namen der Stadt für ihr Engagement und freute sich darüber, dass viele Münnerstädter wie auch Auswärtige zu den Ausstellungen und Veranstaltungen kommen. Er vergaß auch die Museumsfreunde nicht, die den rechtlichen und organisatorischen Rahmen für die Ausstellungen bildeten.
Alison Cundiff wurde vor 24 Jahren in Bad Kissingen als Tochter einer Münnerstädterin und eines amerikanischen Soldaten geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zog sie mit ihren Eltern in die USA, nach Athens im Bundesstaat Georgia. Sie studierte Kunst und Englisch und hat inzwischen ihren Bachelor-Abschluss. Vor einem Jahr kam sie nach Münnerstadt und wollte eigentlich nur ein Jahr bleiben. "Doch ich habe mich in die Gegend verliebt", sagt sie und hängt nun noch ein Jahr dran.
Ihren Lebensunterhalt verdient sie derweil als Sprachlehrerin bei der Inlingua-Sprachschule in Schweinfurt. In einem Jahr allerdings will sie zurück, um noch ihren Master-Abschluss zu machen. Was ihr wichtiger ist, Sprache oder Kunst? "Das sind zwei Ausdrucksformen der Kommunikation" sagt sie, "beide sind wichtig".
Seit sechs Wochen wohnt sie, ebenso wie einige andere Künstler, in der Marienanstalt gegenüber dem Rathaus. Wie lebt es sich denn da? "Ich komme gut zurecht, sagt sie, aber etwas abenteuerlich ist es schon." Für sie sei das Gebäude "wie ein Harry-Potter-Haus mit immer neuen Kammern". In wenigen Tagen zieht sie aus der Marienanstalt aus nach Schweinfurt, näher an ihren Arbeitsplatz. "Vielleicht können wir sie doch noch für Münnerstadt gewinnen", hofft Norbert Reiter.